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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Nazca-Linien als eine Art Warnung dienen sollen – das habe ich auch in meinem Buch geschrieben. Nehmen wir mal an, dass ihr einziger Zweck darin besteht, den Moment in sechsundzwanzigtausend Jahren aufzuzeichnen, an dem sie genau auf die Sterne ausgerichtet sind – und dieser Moment wäre etwas so Schlimmes wie das Ende der Welt. Das würde erklären, warum die Bilder so Furcht einflößend sind. Und dann gäbe es auch einen Grund dafür, dass sie gemacht wurden.«
    »Und Sie glauben, dass die Linien übermorgen Nacht auf die Sterne ausgerichtet sein werden?«, fragte Richard.
    »Bisher konnte ich meine Theorie nicht überprüfen, weil ich keine Beobachtungsplattform hatte. Immerhin ist diese Wüste fünfhundert Quadratkilometer groß! Ich hätte genau wissen müssen, wo ich mich aufstellen muss, um die Sterne in ihrer richtigen Position zu sehen.«
    »Und das wissen Sie jetzt.« Richard schaute die Professorin fragend an.
    »Allerdings…«
    Plötzlich sprang Pedro auf.
    »Pedro?« Joanna Chambers richtete ihren Blick auf den Jungen. » Cuál es el? «
    Matt erhob sich ebenfalls. »Ich habe gerade eben etwas gehört«, sagte er.
    Der Gaskocher brannte noch, und die kleine Flamme warf einen blauen Schein auf den Boden. Der Jeep stand, wo die Professorin ihn abgestellt hatte. Die Nacht war kühl geworden, und es wehte eine leichte Brise. Matt sah zum Himmel auf, zu dem Sternenmeer. Einen Moment lang glaubte er, zwei winzige grüne Lichter zu sehen. Er schüttelte den Kopf. Es gab keine grünen Sterne.
    »Das hast du dir eingebildet«, sagte Richard. »Hier draußen ist nichts.«
    Unwillig setzten sich Matt und Pedro wieder hin. Sie konnten nicht wegfahren, solange sie ihre Spuren nicht verwischt hatten, und im Augenblick hatten sie noch keine Lust zu arbeiten.
    »Die Plattform markiert die genaue Position, an der man sich aufstellen muss, um die Ausrichtung der Sterne zu sehen«, fuhr die Professorin fort. »Das steht auch in dem Gedicht, das du mir gezeigt hast:… vor Qolga wird ein Licht erstrahlen… «
    » Und es wird das Ende allen Lichtes sein « , zitierte Matt die letzte Zeile.
    Professorin Chambers nickte ernst. »Da hast du es wieder. Wir befinden uns vor Qolga. Und wir kennen auch die Zeit. In genau zwei Tagen. Inti Raymi.«
    »Dann wird sich das Tor öffnen.« Matt schauderte.
    »Aber wir wissen immer noch nicht, wo das Tor ist«, gab Richard zu bedenken. »Es gibt keine Steinkreise in der Wüste.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass es ein Steinkreis sein muss?«, fragte Joanna Chambers.
    Plötzlich schrie Atoc auf und zeigte nach oben. Da waren sie wieder – zwei grüne Lichter, die über ihnen in der Luft funkelten und schnell näher kamen. Matt starrte in die Dunkelheit. Hinter den Lichtern war etwas Großes, Klobiges. Er konnte Flügel erkennen.
    Ein widerwärtiges Kreischen ertönte. Matt warf sich flach auf den Boden, als ein riesiger Vogel auf ihn herabstürzte und die stahlharten Krallen nach seinem Gesicht griffen. Er spürte einen brennenden Schmerz in der Schulter und hörte, wie sein T-Shirt unter dem Angriff der Klauen zerriss. Dann drehte der Vogel wieder ab. In der Wüste herrschte eine unheimliche Stille, die nur vom Schlagen der Flügel unterbrochen wurde.
    Matt rollte sich auf die Seite und stand benommen auf.
    » Cuál era el? « , fragte Pedro.
    »Das war ein Kondor«, sagte Professorin Chambers. »Aber das ist unmöglich. In diesem Teil von Peru leben diese Vögel nicht.«
    Matt musste wieder daran denken, was der amauta in der verlorenen Stadt gesagt hatte.
    » Die Vögel fliegen, wo sie nicht fliegen sollten. «
    Kondore. In der Nazca-Wüste. Bei Nacht.
    »Er kommt zurück!«, schrie Richard.
    Wieder waren ein Schrei und das Schlagen der Flügel zu hören. Alle wichen entsetzt zur Seite, als der riesige Vogel erneut auf sie herabstürzte. Seine grünen Augen funkelten. Der Vogel war schwarz und grau und hatte eine dicke Halskrause aus weißen Federn, der Rest des Gefieders hing an ihm herunter wie ein zerlumpter Mantel. Der gebogene Schnabel war scharf wie ein Dolch, und er hatte seine messerscharfen Krallen nach ihnen ausgestreckt. Einen Moment lang war er direkt zwischen ihnen, und sie konnten den Luftzug seiner Flügel spüren. Es stank nach verrottetem Fleisch. Dann schwang sich der Kondor wieder in die Lüfte und verschwand in der Dunkelheit.
    Richard schnappte sich den Gaskocher, als wäre es eine Waffe, obwohl er wusste, dass er mit der kleinen Flamme nicht viel ausrichten

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