Teufelsstern
konnte. »In den Jeep!«, brüllte er. »Wir müssen hier weg!«
»Pass auf!«, schrie Matt.
Ein zweiter Vogel stieß herab und zielte auf Richard. Der Reporter ließ sich auf die Knie fallen, und die Klauen verfehlten seinen Kopf nur um wenige Zentimeter. Die gewaltigen Flügel schlugen durch die Luft und brachten die Flamme zum Tanzen. Wie der andere Vogel stank auch dieser nach Tod und Verwesung.
»In den Jeep!«, brüllte Richard noch einmal.
Ein dritter Kondor stürzte vom Himmel herab, dann ein vierter und ein fünfter. Plötzlich schienen die kreischenden Bestien überall zu sein. Atoc schrie. Einer war auf seiner Schulter gelandet. Matt sah wie gelähmt zu, als der Vogel den Kopf drehte und begann, Atoc Haut und Fleisch vom Hals zu reißen. Atoc versuchte, ihn wegzuschlagen, doch die Bestie ließ nicht locker. Blut strömte aus seinem Hals und durchtränkte sein Hemd. Matt rannte los. Er schnappte sich einen Spaten und schwang ihn mit aller Kraft. Das Spatenblatt knallte gegen den Vogel, nur Millimeter von Atocs Kopf entfernt. Der Vogel fiel zu Boden. Sein Genick war gebrochen, aber er wollte einfach nicht sterben. Er zappelte herum, und seine Flügel schlugen nutzlos. Sein Schnabel war rot von Atocs Blut.
»Matteo!«
Es war Pedro, der geschrien hatte. Ein weiterer Vogel war auf seinem Rücken gelandet und benutzte seine Krallen wie Ankerhaken. Das Biest hackte wieder und wieder auf Pedros Kopf ein, und jedes Mal verschwand der Schnabel in seinen Haaren. Pedro fuchtelte hilflos mit den Armen.
Richard rettete ihn. Mit einer Hand riss er den Vogel von Pedros Rücken, und mit der anderen Hand rammte er dem Kondor den Gaskocher ins Gefieder. Die blaue Flamme berührte die Federn, und der Vogel ging rasend schnell in Flammen auf. Er kreischte und kreischte, bis er auf dem Boden zusammenbrach, ein letztes Mal zuckte und dann stilllag.
Der Kocher war ausgegangen.
»Bist du okay?«, schrie Richard.
Pedro berührte seinen Hinterkopf. Als er die Hand wegnahm, hatte er Blut an den Fingern.
»Wir müssen zum Jeep…«
Professorin Chambers war schon dort. Bis jetzt war sie nicht angegriffen worden. Hektisch zerrte sie den Schlüssel aus der Tasche und warf sich auf den Fahrersitz. Als sie die Hand ausstreckte, um die Tür zuzuschlagen, kam ein weiterer Kondor herabgestürzt und peilte ihre Hand an. Sie schlug ihm die Tür vor dem Schnabel zu, rammte den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Motor.
Richard, Pedro und Matt waren jetzt alle mit Spaten bewaffnet. Sie blieben dicht zusammen, schlugen immer wieder nach den Kondoren und bewegten sich dabei langsam auf den Jeep zu. Matt stützte Atoc, der benommen war und die Hand auf seine Halswunde presste. Blut quoll zwischen seinen Fingern hindurch. Der Motor brüllte auf, und der Jeep kam neben ihnen zum Stehen. Matt half Atoc auf den Vordersitz. Aus dem Augenwinkel sah er Richard mit dem Spaten zuschlagen. Er hörte ein Kreischen und den Aufprall eines weiteren Kondors auf dem Boden.
Irgendwie schafften es die drei ins Auto.
»Das ist unglaublich!«, rief Professorin Chambers.
»Bringen Sie uns hier weg!«, schrie Richard. »Wir können später darüber reden.«
Die Professorin trat energisch aufs Gaspedal, und die Räder des Jeeps drehten durch. Einen schrecklichen Moment lang dachte Matt, sie hätten sich festgefahren. Doch dann griffen die Räder, und sie schossen vorwärts.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Richard Atoc.
Der junge Mann nickte. »Es ist nicht so schlimm.«
»Ich habe Verbandszeug zu Hause«, sagte Professorin Chambers.
Der Jeep raste über die Ebene und ließ eine Staubwolke hinter sich zurück. Der letzte Kondor sah ihm nach und segelte dann zurück in die Dunkelheit, aus der er gekommen war.
DER SCHWAN
»Ich habe mich geirrt«, sagte Professorin Chambers. »Das verstehe ich nicht. Aber ich habe es mehrmals nachgerechnet.« »Was meinen Sie?«, fragte Richard.
»Die Sterne! Ich war so sicher, dass ich Recht habe. Aber ich habe sie mir angesehen, die Rechnung geht einfach nicht auf.«
Es war elf Uhr am Vormittag des nächsten Tages. Sie saßen im Garten, wo Matt, Pedro und Richard gerade ein spätes Frühstück genossen hatten. Alle drei fühlten sich ein wenig schuldig, weil sie wussten, dass die Professorin die ganze Nacht durchgearbeitet hatte – auch wenn sie kein bisschen müde aussah. Atoc war noch im Bett und erholte sich. Ein Arzt hatte seine Halswunde genäht und ihm eine Tetanusspritze und Penicillin
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