Teufelsstern
verabreicht. Er hatte immer noch Schmerzen, aber er würde wieder gesund werden.
Pedro hatte mehr Glück gehabt. Der Schädel ist der stabilste Teil des menschlichen Körpers, und das hatte ihn vor der Attacke des Kondors geschützt. Ihm fehlten nur ein paar Haarbüschel, und er hatte auch eine Tetanusspritze bekommen, aber davon abgesehen ging es ihm ganz gut.
Matt hatte in der Nacht zuvor im Schlaf mit ihm gesprochen.
»Wo sind die Kondore hergekommen?«, hatte Pedro gefragt.
»Von den Alten«, hatte Matt geantwortet. »Sie haben die Gegend vor Qolga beschützt. Schon als wir ankamen, wusste ich, dass dort etwas nicht stimmte.«
»Es war kalt«, hatte Pedro gesagt.
»Ja. Kurz bevor sich eine Katastrophe ereignet, ist mir immer kalt.«
»Mir auch.«
Das Festland kam näher. Sie würden schon bald mit dem Boot anlegen.
»Der Seher… er hat gesagt, dass einer von uns getötet werden würde«, hatte Pedro gemurmelt.
»Es hat nur vorausgesagt, dass ein Junge fallen würde.«
»Du oder ich?«
»Keine Ahnung.« Matt zuckte die Achseln.
»Er hat auch prophezeit, dass einer von uns auf sich allein gestellt sein würde. Matteo, das werde ich nicht zulassen. Ich werde bei dir bleiben.«
Matt hatte geseufzt. »Ich wünschte, es wäre so einfach. Aber ich habe das Gefühl, dass alles längst entschieden wurde.«
»Nein, Matteo. Für mich trifft niemand Entscheidungen. Wir sind es, die entscheiden.«
Matt wurde von der Professorin aus seinen Erinnerungen gerissen, die eine Reihe Computerausdrucke auf dem Frühstückstisch ausbreitete.
Es war ein warmer Sommertag. Die Vögel zwitscherten. Ein Gärtner mähte den Rasen. Und sie saßen zusammen und redeten über das Ende der Welt.
»Meine Berechnungen beruhen auf der Position der Plattform und der Position der Sterne an Inti Raymi«, fuhr Professorin Chambers fort. »Ihr erinnert euch, was ich gesagt habe? Meine Idee…?«
»Sie haben gesagt, die Sterne würden sich auf die Linien ausrichten«, antwortete Richard.
»Ich sagte auch, dass dies nur alle sechsundzwanzigtausend Jahre passiert. Und das Erstaunliche daran ist, dass es morgen Nacht fast so weit sein wird. Das ist wirklich unglaublich. Es ist genau das, was ich seit dreißig Jahren behaupte. Aber ein Stern fehlt. Ich habe mehrmals nachgerechnet, aber es stimmt. Ein Stern wird nicht zu sehen sein.«
»Welcher?«, fragte Matt.
»Cygnus. Er besteht eigentlich aus sieben Sternen und ist auch unter dem Namen Kreuz des Nordens bekannt. Er ist siebzigtausendmal heller als die Sonne, aber viel weiter weg als sie.
Alle anderen Sterne werden morgen Nacht am richtigen Ort sein. Aber von der Plattform aus wird Cygnus nicht zu erkennen sein. Er wird etwa dreißig Grad vom Kurs abgewichen sein und vom Mond verdeckt werden, anstatt zwischen den beiden Bergspitzen zu leuchten.«
»Das war’s dann also«, rief Richard aus. »Salamanda hat vollkommen grundlos das Tagebuch gestohlen und versucht, Matt umzubringen. Es spielt keine Rolle, wie reich und mächtig er ist. Nicht einmal er kann einen Stern verschieben.«
»Zu viele Sterne«, sagte Matt plötzlich.
»Was?« Richard schaute ihn fragend an.
»Das hat der alte Mann gesagt. Die Vögel fliegen, wo sie nicht fliegen sollten, und in der Nacht leuchten zu viele Sterne am Himmel. Dadurch wusste er, dass sich das Tor öffnen wird.«
»Also, mit dem ersten Teil hat er jedenfalls Recht gehabt«, gab Richard zu.
»Aber warum hat er gesagt, dass es zu viele sein würden? Professorin Chambers hat uns doch gerade erklärt, dass einer fehlt!«
Niemand antwortete darauf. Der Gärtner, ein fröhlicher Mann mit einem Strohhut, war mit dem Rasenmähen fertig. Jetzt verschwand er zwischen den Büschen, und sie konnten das Schnappen der Heckenschere hören.
»Der heilige Joseph von Córdoba hat vorausgesagt, dass sich das zweite Tor an Inti Raymi öffnen würde«, sagte Richard. Die Professorin beugte sich zu Pedro hinüber und übersetzte leise für ihn. »Vielleicht war er mit den Eroberern hier. Irgendwie hat er das Rätsel der Linien entschlüsselt, und das hat ihn in den Wahnsinn getrieben. Diego Salamanda hat das Tagebuch gestohlen, weil er das Rätsel ebenfalls lösen wollte. Und er hat nicht aufgegeben! Er hat Matt durch ganz Peru gejagt, weil er Angst vor ihm hat. Es muss etwas geben, was er weiß, und wir nicht.«
» Qué hacia el pájaro en su sueño? « , fragte Pedro.
»Er fragt, was mit dem Vogel aus deinem Traum ist«, übersetzte die Professorin. »Was
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