Teufelsstern
angefangen, für Diego Salamanda zu arbeiten?«, fragte Matt.
»Oh, schon vor langer Zeit. Noch vor Raven’s Gate. Er ist mein Verleger. Er hat zwei meiner Bücher herausgebracht und wollte mich dann persönlich kennen lernen. Er sagte, dass ihn einige der Dinge, über die ich schreibe, sehr interessieren würden: die Frühgeschichte und die Nazca-Ebene. Der Nexus war damals ebenfalls an mir interessiert. Sie haben mich gebeten, bei ihnen mitzumachen. Aber ich hatte meine Wahl schon getroffen…«
»Warum?«
»Weil ich auf der Seite des Siegers sein will. Die Welt verändert sich. Alles wird sich verändern. Und da muss man sich die Frage stellen, ob man den Rest seines Lebens im Elend verbringen und leiden oder doch lieber auf der Gewinnerseite stehen will. Señor Salamanda hat mich davon überzeugt, dass der Nexus keine Chance hat. Es ist doch immer vorhergesagt worden, dass die Alten wiederkehren werden – also macht es keinen Sinn, dagegen anzukämpfen.«
»Sie haben ihm das Tagebuch gegeben.« Richard schaute den Verräter voller Verachtung an.
»Ich habe ihn über das Treffen in der Kirche St. Meredith’s informiert. Und ich habe ihm gesagt, wo du bist, als du aus Cuzco angerufen hast. Bitte entschuldige. Ich wollte nicht, dass dir etwas passiert, aber hier ging es um alles oder nichts.«
Mr Fabian stand auf, nahm einen Schluck aus der Flasche und ging zu einem der größten Bildschirme. Der war Matt schon beim Hereinkommen aufgefallen. Er schien Radarsignale zu übertragen. Schwarz auf weiß waren ungefähr hundert Punkte zu sehen, die sich nicht bewegten. Nur ein einziger Punkt in der linken oberen Ecke kroch langsam vorwärts und verschob sich alle paar Minuten ungefähr einen Zentimeter.
»Das ist er«, sagte Mr Fabian. »Cygnus, der Schwan. Man muss señor Salamandas Genialität einfach bewundern. Das ist wirklich ein Kerl mit einem Kopf auf den Schultern!« Er lachte kurz über seinen eigenen Witz. »Er benutzt den künstlichen Stern, um das Tor zu öffnen.« Am unteren Rand des Bildschirmes lief die Zeit mit. Die Zahlen 22:19:58 waren zu sehen, und sie wechselten schnell, als die Sekunden verstrichen. »In weniger als zwei Stunden wird er in Position sein, und es gibt absolut nichts, was ihr dagegen tun könnt«, murmelte er. »Dann wird alles vorbei sein…«
»Wir können ihn immer noch aufhalten«, sagte Matt.
»Nein, weil – «
Doch bevor er noch mehr sagen konnte, wurde die Tür so heftig aufgestoßen, dass sie gegen die Wand krachte, und ein Mann taumelte in den Raum. Es war Captain Rodriguez. Anscheinend kam er direkt aus dem Kampfgetümmel, denn sein Gesicht war blass und von seiner Stirn lief der Schweiß. Er hatte eine Waffe in der Hand. Mit der anderen Hand hielt er sich den Arm. Offensichtlich war er verwundet worden, denn Blut sickerte durch den Ärmel seiner Uniformjacke. Matt hatte keine Ahnung, ob er gekommen war, um sich zu verstecken oder um nach ihm zu suchen. Er hatte ihn gefunden, das war alles, was zählte.
»Du!«, stieß Captain Rodriguez mit einer Mischung aus Hass und Belustigung hervor. Er richtete die Waffe auf Matt.
Matt sagte nichts. Er stand nur ein paar Meter von ihm entfernt. Das Auftauchen von Captain Rodriguez hatte alles verändert. Er und Richard waren wehrlos. Mr Fabian würde ihnen nicht helfen, und außer ihm war niemand anwesend. Was sollte er tun? Eine Erinnerung schoss ihm durch den Kopf. Er hatte den Kronleuchter in Forrest Hill explodieren lassen und kurz darauf das Glas in Gavin Taylors Hand zum Springen gebracht.
Würde ihm etwas Vergleichbares auch jetzt gelingen?
»Du bist mir in Lima entwischt«, unterbrach Captain Rodriguez Matts Gedanken. »Und in Cuzco noch einmal. Aber ein drittes Mal wird es nicht geben – weil es hier endet.«
»Lassen Sie ihn in Ruhe!« Es war Richard, der gesprochen hatte, und einen Moment lang richtete sich die Waffe auf ihn. Wenn er versuchte, sich auf Captain Rodriguez zu stürzen, würde der ihn erschießen und ihm vermutlich mit Genuss beim Sterben zusehen, bevor er Matt erledigte.
»Sie sind der Reporter?« Irgendwie hatte der Polizist ihn erkannt. »Wollen Sie als Erster sterben oder als Zweiter? Sagen Sie es ruhig, es lässt sich alles arrangieren.«
Matt versuchte verzweifelt, sich auf die Waffe zu konzentrieren. Warum konnte er es nicht? Welchen Sinn hatte seine innere Kraft, wenn er nicht wusste, wie er sie einsetzen sollte? Es hätte einfach sein müssen: Ein einziger Energiestoß, und die Waffe
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