Teufelstod: Band 2 (German Edition)
einen Freund! Der seine Couch mit ihr teilen wollte!
»Wir sollten uns also überlegen, wie wir Emilys Eltern wieder besänftigen«, schlug Damian schließlich vor und ging mit den anderen auf das Haus zu. »Damit sie in ihrem eigenen Bett schlafen kann.«
Will warf ihnen beiden einen Blick zu. »Es wäre wirklich besser, wenn du abends nach Hause gehst, Emily. Ich hab zwar das Gästezimmer …«
»Na, bitte!« Emily rieb ihre Hände aneinander. »Wenn Damian es schon verschmäht, dann lass wenigstens mich dort Zuflucht suchen. Zu meinen Eltern traue ich mich jetzt, sagen wir mal … drei Wochen nicht mehr.«
»Meinst du, die sind wirklich böse auf dich?«, fragte Annie, die in Wills Umarmung trotz knallgelbem Pullover beinahe völlig verschwand. »Ich glaube eher, du machst es nur schlimmer, wenn du nachher nicht heimgehst.«
»Ja, sie werden dich schon nicht fressen«, pflichtete Will seiner Freundin bei.
»Und außerdem sind sie sicher nicht begeistert davon, wenn du bei zwei Männern übernachtest«, stimmte nun auch noch Damian zu, was Emily irgendwie seltsam vorkam.
»Hey«, protestierte sie und sah zwischen ihren Freunden hin und her. »Was ist plötzlich mit dem Asylgerede? Ihr wollt mich echt in die Höhle des Löwen zurückschicken? So zart und zerbrechlich wie ich bin? Völlig schutzlos?«
»Du wirst es überleben, Bohnenstange«, sagte Will, während sie wieder in den Tiefschnee des Waldes gelangten. »Die Konsequenzen hättest du dir eben vorher überlegen müssen.«
»Na, vielen Dank auch, Daddy. Ihr habt ja leicht reden. Ihr lauft einfach weg, und ich kann die Konsequenzen ausbaden.«
»Bald fängt die Schule wieder an«, warf Damian völlig zusammenhanglos ein, was ihm von allen perplexe Blicke einbrachte. »Ich mein ja nur.«
»Soll das heißen, das Übernachtungsthema ist damit abgeschlossen?«, fragte Emily, der es wirklich ernst mit ihrem Plan gewesen war, an diesem Tag nicht nach Hause zu gehen. Doch anscheinend spielte sie auf verlorenem Posten.
»Ganz genau«, antwortete Will, und als Damian und er sich einen kurzen Blick zuwarfen, war Emilys Misstrauen endgültig geweckt.
»Was ist hier eigentlich los? Aus irgendeinem Grund wollt ihr mich nicht dahaben. Gibt es da etwas, wovon Annie und ich vielleicht wissen sollten, hm? Zwischen euch beiden? Was geht da ab?«
Will fuhr sich mit der Hand durch das Haar und schüttelte den Kopf. »Ich bin dafür, wir reden weiter über das Schulthema.«
Und das taten sie dann auch, den kompletten Weg durch den Wald, wo sie der Forststraße folgten, über der sich die schweren Äste wie ein Kuppeldach beugten und sie immer wieder mit kleinen Lawinen erfreuten. Dann gingen sie auch schon weiter, die elendslange Auffahrt zu Wills Blockhaus hinauf, wo sie durch eine Allee von Ziersträuchern spazierten, die nur noch als unförmige weiße Gebilde erkennbar waren. Durchnässt und völlig verfroren gingen sie schließlich ins Haus. Jeder Versuch von Emily, aus den Jungs herauszubekommen, warum sie beim Thema »Übernachtung« plötzlich so ernst wurden, scheiterte kläglich. Sogar Annie wurde allmählich misstrauisch.
Und je länger Emily die zwei beobachtete, umso sicherer war sie sich, dass sie ihr irgendetwas verschwiegen. Denn so eng konnte ihre Freundschaft nach den paar Tagen wohl kaum sein. Doch welches Geheimnis sie auch hatten, Emily würde es herausfinden.
Die Wärme in Wills Haus war trotz kaltem Kamin beinahe erdrückend. Emily schlüpfte wie immer am Fuße der Treppe zum Obergeschoss aus ihren Schuhen und ließ sich auf die Couch vor dem Fernseher fallen.
»Wer mich von hier weghaben will, muss mich schon wegtragen«, beschied sie, nachdem sich auch die anderen aus den nassen Sachen geschält hatten und es sich kurz danach in der Kuschelecke des verglasten Wohnzimmers gemütlich machten.
»Du weißt schon, dass das mein Schlafplatz ist?«, fragte Damian und blieb mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihr stehen. »Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder machst du sofort Platz, oder ich leg mich einfach auf dich drauf.«
Schalk sprach aus seiner Stimme, und seine Augen blitzten. Sie kannte diese schnell umschlagenden Stimmungen an ihm, konnte jedoch nicht behaupten, bereits besser damit umgehen zu können. Der abrupte Wechsel von manischen zu depressiven Phasen machte ihr Angst, und doch war sie froh, dass der Schatten jetzt verflogen war. Etwas stand zwar nach wie vor zwischen ihnen, aber sie wollte gerade nicht darüber
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