Teufelstod: Band 2 (German Edition)
der offensichtlich luftdichte Raum von Rauchschwaden erfüllt war, doch sonderbarerweise ging es Damian gut – noch jedenfalls.
»Weiß Ihre Frau, wer ich bin?«, fragte er, kaum, dass sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte und er die Gestalt hinter dem Schreibtisch als dunklen Umriss erkennen konnte.
»Natürlich«, kam die Antwort aus dem Zigarettennebel. »Ein auf Abwege geratener Jugendlicher oder junger Erwachsener ohne Haus und Familie, wie es leider heutzutage so viele gibt. Ein Drogenabhängiger, Alkoholiker oder notorischer Schläger mit dem Wunsch zur Besserung. Such dir etwas aus.«
Damian ließ sich in den Ledersessel am Schreibtisch sinken und lehnte sich mit amüsiert hochgezogener Augenbraue zurück. Sein Gegenüber hatte die Fünfzig längst überschritten. Der kurz geschnittene Vollbart war bereits mehr grau als schwarz, genauso wie sein leicht lockiges Haar, auch wenn dieses immer noch sehr dicht war. Der dunkle Anzug betonte die breiten Schultern, auf denen ein Hals saß, der einem Baumstamm glich. Beides verlieh der mächtigen Erscheinung zusätzliche Imposanz. Der Mann bot einen beeindruckenden Anblick, auch wenn die grauen Augen tatsächlich eine gewisse Wärme und vor allem Humor ausstrahlten.
»Wissen Sie , wer ich bin?«, fragte Damian schließlich und sah dem Mann direkt in die Augen, was diesen jedoch nicht zu verunsichern schien.
»Kein Jugendlicher mehr«, gab er seelenruhig zurück. »Ein junger Erwachsener. Und was dein Problem angeht, würde ich sagen: falsche Zeit, falscher Ort, die falschen Freunde oder soll ich besser sagen, die falsche Familie ?«
Damian nickte langsam. Natürlich wusste dieser Mensch, wen er vor sich hatte, auch wenn Damian immer noch nicht sicher war, wie viele Details sein Gegenüber wirklich kannte.
Der Pastor war einst selbst ein Engel gewesen und musste irgendetwas angestellt haben. Vermutlich hatte er mit Luzifer komplottiert, eine Seele in die falsche Richtung geführt, einen Mord begangen … Die Strafe war für Engel immer dieselbe: Verbannung in die Dimension der Sterblichen. Ein sterbliches Leben als Mensch, als gefallener Engel, das Schlimmste, was einem passieren konnte, wie Damian aus eigener Erfahrung wusste. Keine Strafe könnte für einen Unsterblichen grausamer sein. Es war aber die Entscheidung der Verstoßenen, wie sie ihr Dasein in dieser Welt fristeten, und davon hing auch ab, wie es nach Beendigung des sterblichen Lebens weiterging. Sie bekamen eine letzte Chance, doch manche dieser einstigen Engel gingen den Weg der Grausamkeit, und damit Luzifers Weg, auch noch als Mensch weiter. So kamen sie nach ihrem Tod genau dorthin, wo sie hingehörten: in die Hölle. Viele von ihnen wurden in den Tartaros geschickt, aber besondere Exemplare behielt Luzifer auch gerne als Todesengel. Andere wiederum, wie dieser Pastor hier, erkannten die Möglichkeiten, die das ihnen aufgezwungene Leben bot. Sie bereuten ihre Taten und gingen den Weg der Läuterung, indem sie ihr ohnehin schon trostloses Dasein Gott widmeten und gefallenen Engeln bei gewissen Startschwierigkeiten halfen. Damit erhofften sie sich, den Weg zurück in den Himmel einzuschlagen und vielleicht sogar den alten Posten als Engel zurückzuerlangen. Sie hofften auf Vergebung, und wer könnte ihnen diese geben, wenn nicht Gott?
Womöglich dachte dieser Pastor hier, er hätte es mit einem normalen Ex-Engel zu tun, womöglich wusste er aber auch, dass Damian Luzifers Sohn war. Im Grunde spielte es auch keine Rolle.
»Und wie läuft die ganze Sache jetzt genau ab?«, fragte Damian, bemüht, sein Mienenspiel unter Kontrolle zu halten und sich seine Überlegungen nicht anmerken zu lassen. Das war als Mensch eindeutig schwieriger als früher.
»Wo wohnst du?«, wollte der Pastor wissen und lehnte sich nun ebenfalls in seinem Stuhl zurück.
»Bei einem … Bekannten.«
»Auf Dauer?«
»Mit Sicherheit nicht.«
Der Pastor öffnete eine Schublade und zog ein Päckchen Zigaretten heraus. Höflich wie er war, bot er zuerst Damian eine an, doch da dieser nicht darauf reagierte, steckte der gefallene Engel sich schließlich selbst eine an.
»Du brauchst Geld«, stellte er dann nicht besonders geistreich fest. So weit war Damian auch schon gekommen. »Für Geld muss man arbeiten.«
»Was muss ich tun?« Damian gab sich große Mühe, seine Ungeduld zu verbergen, doch er wollte das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen. Er war jetzt ein Mensch, und natürlich war ihm auch
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