Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelstod: Band 2 (German Edition)

Teufelstod: Band 2 (German Edition)

Titel: Teufelstod: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
Vom Netzwerk:
Sein Job würde erst am nächsten Morgen beginnen – was leider weitere Busfahrten erforderlich machte –, und die kleine Menschengruppe von Eingeweihten, die er als Freunde bezeichnen konnte, war im Moment in der Schule. Emily, Will und sogar diese Annie gaben ihm ein merkwürdiges Gefühl der Wärme, das er so bisher nicht gekannt hatte. Bis jetzt war ihm der Begriff Zuhause immer fremd gewesen, aber dass es die drei gab, vermittelte ihm irgendwie eine sonderbare Ruhe. Sosehr er auch die Einsamkeit liebte, manchmal hatte selbst dieser nervtötend heilige Will etwas Tröstliches an sich.
    Zum ersten Mal in seinem Leben war Damian nicht allein, und noch war er nicht ganz sicher, ob ihm das gefiel, oder nicht. Einzig was Emily betraf, hegte er keine Zweifel. Ihre Gegenwart zog er dem Alleinsein eindeutig vor, und er wusste, dass dies sehr viel bedeutete. Noch etwas, das ihm unheimlich war.
    Der Eingang zur Kirche lag am Ende des schmalen Pfads und bestand aus einem nach oben hin spitz zulaufenden Tor aus dunklem Holz mit angerosteten Messingbeschlägen. Das Knarren beim Öffnen des rechten Flügels wurde wie das Klagen eines Geists von den hohen Wänden mit den Bogenfenstern zurückgeworfen und hallte einige Augenblicke lang in der Leere des Gewölbes.
    Weihrauchgeruch hüllte Damian ein, kaum dass er über die Schwelle getreten war, und sofort erfüllte ihn ein starkes Unwohlsein bis in die Tiefen seiner Knochen.
    Er gehörte nicht hierher. Jede Faser seines Körpers schien dies zu schreien. Schlagartig kehrte die Übelkeit zurück, in seinem Bauch krampfte sich alles zusammen, und die feinen Härchen in seinem Nacken und an den Unterarmen stellten sich auf. Die Kälte hier drin konnte mit dem Frost der Winterlandschaft draußen leicht mithalten und war nur wenig einladend.
    Dies war ein Ort Gottes, dem Himmel nahe, zwar noch in der Ebene der Sterblichen, aber dennoch durch den Glauben mit den Dimensionen des Himmels verbunden. Nein, er gehörte nicht hierher. Sein ganzes Leben hatte er in der Hölle verbracht, der Gestank des Tartaros schien ihm immer noch anzuhaften, und obwohl sein Körper jetzt menschlich war, kam es ihm vor, als wollte dieses Gebäudes ihn wie einen Parasiten abstoßen.
    Es war eine dumme Idee gewesen, hierherzukommen und zu glauben, dem Himmel auch nur ansatzweise näher gekommen zu sein, nur weil er jetzt einen sterblichen Körper besaß. Sein Weg führte in die Hölle, egal wie sehr er sich auch bemühte. Die gefallenen Engel mochten ja durch ein Leben der Läuterung zurückfinden, doch Damian könnte das Mal seiner Geburt niemals ablegen. Er war der Sohn des Teufels, und sein Vater würde ihn spätestens nach seinem Tod zurückholen. Bestimmt lag es in Gottes Macht, auch Damian in den Himmel zu führen, schließlich war Damian auch aus dem Tartaros befreit worden, ob Gott das überhaupt wollte, war allerdings eine andere Frage. Vielleicht wollte er einfach nur dabei zusehen, wie Damian sich in diesem Leben zum Narren machte und dem Traum von Heim und Liebe hinterherjagte. Die Götter hatten sich schon immer gerne auf Kosten der Sterblichen amüsiert. Wieso sollte Jahwe darin anders sein?
    Damian ließ sich auf die hinterste Kirchenbank sinken und blickte nach vorn zum Altar. »Du hast nach mir gerufen«, war die Stimme seines Onkels – die Stimme des Herrn – mitten in den Qualen des Tartaros in seinem Kopf erklungen. »Ich höre dich, Damian, selbst von hier. Dein Ruf kann mir nicht entgehen.« Damian hatte diese Worte, das Antworten auf sein bitterliches Flehen zuerst für eine weitere Grausamkeit der Hölle gehalten, doch sein Onkel hatte ihn von seiner Existenz überzeugt und ihm die Möglichkeit zu einem menschlichen Leben gegeben. »Die Macht deines Opfers – einer selbstlosen Tat – in dieser Dimension der Dunkelheit ist stärker, als du dir vorstellen kannst. Du besitzt jetzt diese Macht, Damian, und du kannst sie nutzen, um diesem Ort zu entfliehen.«
    Ein sterbliches Leben. Damian hatte nicht lange überlegen müssen. Inmitten des ewigen Feuers hätte er beinahe jedem Handel zugestimmt. »Ich werde dich beobachten«, hatte Jahwe ihm versichert, »und immer an deiner Seite sein. Du bist nicht allein. Hab Vertrauen und glaube!«
    Damian schnaubte. »Du hast mich alleingelassen«, knurrte er in die Stille der Kirche. »So wie du alle im Stich lässt. Glaube allein bedeutet nichts . Nicht meiner. Du hast mich hierhergeschickt und mich meinen Träumen ausgeliefert. Den

Weitere Kostenlose Bücher