Teufelstod: Band 2 (German Edition)
Nacken ihr plötzlich das Gefühl gab, beobachtet zu werden. Hatte das Böse einen besonderen Geruch oder irgendein anderes Merkmal, an dem man es erkennen konnte? Es war, als wäre die Luft davon erfüllt, obwohl sie nicht sagen konnte, wie sie darauf kam. Im Grunde hatte sich nichts verändert. Aus einem Impuls heraus wandte sie den Kopf zur Seite und blickte über die wenigen verbliebenen Autos hinweg.
Nicht weit von ihr entfernt stand Marita bei ihrem sündhaft teuren Wagen. Die Tür war bereits geöffnet, sie war wohl im Begriff gewesen einzusteigen, als etwas sie hatte innehalten lassen, genau wie Emily. Die beiden sahen sich lange an, und Emily lief ein kalter Schauer den Rücken herunter, der eindeutig nicht vom Januarwind kam.
Maritas Blick löste sich von ihr, wanderte über den Parkplatz zu Damian und dem Fremden und wieder zurück zu Emily. Ihrem Ausdruck war nicht anzumerken, was sie dachte. Eigentlich hätte sich Emily über diese Begegnung freuen müssen. Sie wurde schließlich von ihrem Freund von der Schule abgeholt – vor Zeugen –, und Marita war somit einiges an Zündstoff für zukünftige Sticheleien genommen. Obwohl sich ein primitiver und äußerst kindischer Teil in Emily immer solch eine Situation gewünscht hatte, empfand sie jetzt keinen Triumph. Irgendwie fühlte es sich doch nicht so gut an, wie sie immer gedacht hatte. Vielleicht lag es an dem mangelnden Interesse Maritas, denn die einstige Schulkönigin stieg einfach ins Auto und ließ den Motor an, ohne Emily weiter zu beachten. Kein Kommentar, keine schnippische Bemerkung, noch nicht einmal ein Lächeln oder wütendes Funkeln. Gar nichts.
Emily wartete, bis sich der limousinenähnliche Wagen durch die Parkreihen geschlängelt hatte und setzte erst dann mit einem Kopfschütteln ihren Weg zu Damian und dem blonden Fremden fort.
Wie auf Kommando begann ihr Herz wieder zu poltern und zu hüpfen, und dieses unsichere Gefühl in Damians Gegenwart kehrte zurück: Er hatte versucht, sie zu küssen, und sie war davongelaufen. Das würde sie bis in alle Ewigkeit verfolgen. Emily gab sich Mühe, ein fröhliches Gesicht aufzusetzen, bei den düsteren Mienen, die sie erwarteten, gelang ihr das allerdings nicht besonders gut.
»Wo ist Will?«, fragte Damian zur Begrüßung.
Emily blinzelte verwirrt und fühlte sich, als hätte er sie geohrfeigt.
»Will?«, wiederholte sie und sah zu dem Mann mit den blonden Locken und den zarten Gesichtszügen hoch. Bis zu dem etwas spitz zulaufenden Kinn fiel die goldene Pracht herab und umrahmte elfenbeinfarbene Haut und meerblaue Augen, die sie über einer geraden und ebenfalls etwas spitzen Nase hinweg ansahen.
»Ja, Will«, kam es zwischenzeitlich von Damian. »Du bist ja sonst ständig in seiner Nähe, was tust du hier also so allein?«
Emily zwang sich, ihren Blick wieder Damian zuzuwenden und das Aufwallen von Zorn zu unterdrücken. Einen Streit konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen. Schließlich sollten sie sich näherkommen und nicht noch weiter voneinander entfernen.
»Er ist nach Hause gefahren«, presste sie daher zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Was ich jetzt auch machen werde.«
»Der Bus ist schon weg. Ich dachte, du hättest um halb drei Schluss gehabt.«
»Jaaaa. Aber ich musste noch etwas erledigen.«
»Und was?«
Sollte das ein Scherz sein? Emily wandte sich dem Fremden zu und streckte ihre Hand aus. »Ich glaube, wir kennen uns noch nicht«, sagte sie mit einem höflichen Lächeln, das ihr immer noch leichter fiel als Damian zu antworten. »Ich bin Emily, und Sie sind …?«
Der Fremde ergriff ihre Hand und drückte mit fast schon schmerzhafter Kraft zu. »Jophiel«, stellte er sich vor und deutete mit einem Nicken zu Damian. »Ich bin ein Freund.«
»Ach.« Jetzt war es wohl an ihr, Fragen zu stellen. Diesen Namen hörte sie nicht zum ersten Mal, auch wenn ihr der Zusammenhang gerade nicht einfallen wollte. Es war jedoch kein … normaler Name. »Ein Freund?« So lange war Damian auch noch kein Mensch, um bereits Freunde zu haben. Außer dieser hier war gar nicht … »Von woher?«
»Ich …«
Damian hob die Hand und schnitt seinem Freund das Wort ab. »Jophiel ist ein Erzengel«, sagte er so emotionslos, als lese er ihr das Telefonbuch vor. »Oder vielmehr war . Jedenfalls war er mein Aufpasser, als ich ein Schutzengel werden wollte, und wie es aussieht, ist er es jetzt auch bei meinem Vorhaben, ein Mensch zu sein.«
»Also …« Emily spürte, wie sich
Weitere Kostenlose Bücher