Teufelstod: Band 2 (German Edition)
ein teuflisch schlaues Vorhaben.
»Aber im Grunde können die Höllenhunde doch nichts tun«, meinte Will und sah nach Bestätigung suchend zwischen Damian und Jophiel hin und her. »Wenn sie in ihrer Ebene sind, wir in unserer und sie erst nach dem Tod gefährlich werden …« Er lachte auf. »Mann, das klingt vielleicht blöd – ›nach dem Tod gefährlich werden‹.«
»Nein.« Jophiel erhob sich und schritt langsam zur Fensterfront des Wohnzimmers. »Sie sind auch jetzt gefährlich. Zwar können sie den Sterblichen keinen körperlichen Schaden zufügen, doch eine Berührung von ihnen reicht aus, um die Seele im Unterbewusstsein tief zu erschüttern. Albträume, Halluzinationen – sie senden dir furchtbare Bilder, und so manchen haben sie dazu gebracht, sich selbst zu töten. Sie sind also keineswegs zu unterschätzen.«
Emily schluckte. Mit Schrecken und auch mit Schuldgefühlen erinnerte sie sich an die Begegnung mit Marita und deren Bruder. Vielleicht wären die beiden niemals von den Höllenhunden angegriffen worden, hätten sie nicht vorher Emily getroffen. Der Junge musste von einem dieser Biester berührt worden sein. Was hatte er gesehen? Welche Abscheulichkeiten hatten diese Biester ihm gesandt, um ihn der Welt zu entreißen? Darüber nachzudenken hatte zwar nur wenig Sinn, und doch zermürbte Emily die Tatsache, für das Leid des Jungen verantwortlich zu sein.
»Gibt es eine Möglichkeit, Emily zu schützen?«, fragte Will, der die Sonnenbrille in den Händen drehte und seinem blassen Gesicht nach zu urteilen mehr als beunruhigt war. »Eine Bibel vielleicht? Weihwasser?«
»Knoblauch«, fügte Damian mit einem verächtlichen Schnauben hinzu. »Mensch, das sind Höllenhunde, Van Helsing, keine Filmvampire. Vor denen gibt es keinen Schutz.«
»Soll ich sie also sterben lassen?!«, zischte Will und konnte sich offensichtlich nur schwer beherrschen, nicht sofort aufzuspringen, um sich auf Damian zu stürzen. »Soll sie in die Hölle, nur weil du dorthin gehörst?!«
Damians Lippen wurden zu einer schmalen Linie, und seine grünen Augen funkelten Will voll unterdrücktem Zorn an. Dann sah er Emily an und wurde dabei noch blasser. Schließlich wandte er sich ab und blickte in das prasselnde Feuer des Kamins, während Emily, unschlüssig, was sie tun sollte, zwischen den Anwesenden hin und her sah. Einerseits wollte sie zu Damian gehen und ihm sagen, dass es nicht seine Schuld war, wollte ihn irgendwie trösten. Andererseits hallten Wills Worte durch ihren Kopf, als wären es ihre eigenen. Musste sie wirklich sterben und zurück in die Hölle, nur weil Damian seinem Vater entkommen wollte? Was würde sie tun, wenn Damian noch vor ihr von den Höllenhunden erwischt und zurück zu Luzifer geschafft wurde? Würde sie erneut einen Handel mit dem Teufel schließen, um ihn zu retten? Dass sie die Antwort darauf nicht wusste, beunruhigte sie beinahe ebenso sehr wie die drohende Gefahr. Damals hatte sie nicht eine Sekunde gezögert, aber ihr war auch nicht klar gewesen, was auf sie zukam. Der Mut der Unwissenden, mehr war das nicht. Sie hatte für das kämpfen wollen, was Damian und sie in ihren Träumen gehabt hatten, und für das, was sie verbunden hatte. Doch was war das eigentlich gewesen? Im Moment kam es ihr vor, als müsse sie ihren Hals für einen Fremden hinhalten, denn der Mensch Damian war ihr fremd und Damian der Teufelssohn ebenfalls. Sie hatte sich in Damian den Schutzengel verliebt, auch wenn diese Identität nur Fassade gewesen war, und allein diese Gedanken waren schon so furchtbar, dass sie sie niemals aussprechen durfte.
»Kirchen sind sicher«, brach Jophiel plötzlich zur allgemeinen Erleichterung das bedrückende Schweigen.
»Kirchen«, wiederholte Emily mit gerunzelter Stirn. »Soll ich vielleicht in eine einziehen und sie nicht mehr verlassen? Mein Leben lang?«
»Es muss eine andere Möglichkeit geben«, sagte Annie und nahm ihr Kinn von den hochgezogenen Knien, die sie umschlungen hielt. »Wenn eine Kirche ein sicherer Ort ist, dann muss es doch noch mehr geben. Was ist denn mit der Bibel? Und dem Weihwasser? Für mich klingt das nicht so weit hergeholt, schließlich sind es Symbole des Glaubens an Gott. Sie müssten Luzifer also schwächen. Was ist zum Beispiel mit einem Kreuz?«
Alle sahen Jophiel an, der jedoch nur den Kopf schüttelte. »Ich kann euch darauf keine Antwort geben. Ich weiß nicht, inwieweit der Glaube die Macht hat, Höllenhunde fernzuhalten. Ich weiß zu wenig
Weitere Kostenlose Bücher