Teufelstod: Band 2 (German Edition)
deine Meinung zu scheren.«
»Ich stelle die Wünsche des Herrn nicht infrage.«
Damian lachte auf. »Natürlich nicht.« Und doch wusste er, wie sehr es den einstigen Engel wurmen musste, dass er zur Erde entsandt worden war, um sich um das Problemkind zu kümmern. Er war ja schon damals nicht begeistert davon gewesen, Damian zum Schutzengel auszubilden – völlig zu Recht. Schließlich hatte Damian andere Absichten verfolgt, als dem Guten zu dienen.
»Wie steht es um dich?«, fragte Jophiel zu seinem Leid weiter. Mittlerweile bereute Damian es, dem ehemaligen Engel hinterhergelaufen zu sein. »Wie stehst du zu unserem Herrn? Mir scheint, eine dunkle Wolke schwebt über dir.«
Damian sah ihn wieder an, mit einer deutlichen Warnung im Blick. Für Scherze hatte er keine Zeit. »Wieso hast du dich versteckt, wenn du doch meinen Beichtvater spielen sollst?«
»Ich wollte mir erst ein Bild von … der Situation machen, ehe ich dir meine Hilfe anbiete. Um genau solch ein Gespräch zu vermeiden: Du behauptest, du brauchst keine Hilfe und verkriechst dich hinter deiner Mauer, obwohl du sehr genau weißt, was dir noch alles bevorsteht, und dass du das ohne Hilfe nicht schaffst.«
»Ach? Weiß ich das?«
»Die Hölle lässt dich nicht los.«
Damian sah wieder weg. Diesmal betrachtete er eine dunkle Krähe auf dem Dach, die sich vom Weiß des Schnees abhob.
»Dein Vater lässt dich nicht so einfach gehen.«
Jetzt wurde Damian doch hellhörig. »Du weißt etwas«, stellte er fest und sah dem einstigen Engel tief in die Augen, aber Jophiel hatte sich noch nie von Damians grünen Blitzen beeindrucken lassen.
»Du doch genauso«, erwiderte er. »Die Höllenhunde sind los, und das ist keine Metapher für kommendes Chaos. Du weißt, wovon ich spreche.«
Damian ließ sich gegen einen Müllcontainer sinken, der vor einem Laden stand. Alle Kraft verließ seine Beine, und er hatte Mühe, aufrecht stehen zu bleiben. Jophiel hatte recht. Die Hölle ließ ihn nicht los. Sie waren bereits hier.
»Er schickt sie, damit sie die Drecksarbeit für ihn erledigen«, dachte er laut und sah zu Jophiel auf. »Deswegen bist du hier. Nur frage ich mich, was du als Mensch gegen diese Biester ausrichten kannst.«
Jophiel zuckte mit den Schultern und stellte mit einer beinahe gelangweilten Geste den Kragen seines Mantels auf. »Die bessere Frage wäre doch, was du zu tun gedenkst – als Mensch. Dein Vater will dich zurück und schickt dafür seine Haustiere.«
»Ich kann ihnen entkommen, ich kenne sie zu gut.«
»Du schon. Und das weiß auch dein Vater. Denkst du nicht, ein anderes Ziel wäre da viel wahrscheinlicher?«
Damian riss die Augen auf und spürte sein menschliches Herz stottern. Es fühlte sich an, als hätte es einen Moment ausgesetzt.
»Komm!« Jophiel legte eine Hand auf Damians Schulter. »Wir sollten reden. Im Warmen.«
Märchen
D ieses Jahr begann ja wirklich vielversprechend. Eigentlich hatte Emily gedacht, dass ihr Hang zu Unfällen vorbei wäre, nachdem sie nun einen neuen, fähigeren Schutzengel als Damian an ihrer Seite wusste, doch was passierte? Schon am ersten Tag musste sie der Schulschwester einen Besuch abstatten und dann wieder einmal mit allen möglichen Lehrern, Ärzten und sonstigen nervenden Individuen darüber diskutieren, nicht ins Krankenhaus geschickt zu werden. Ein Kratzer am Bein! Das war alles, und Will war ebenfalls unverletzt – schließlich hatte Emily ihn ja mit ihrem Körper vor der herunterstürzenden Decke geschützt. Keine Ahnung, was da in sie gefahren war, denn sonst war sie nicht wirklich der Heldentyp. Aber irgendetwas in ihr hatte gewusst, dass Wills Leben in Gefahr war. Nicht ihr eigenes, nein, es war um Will gegangen! Als wäre dieser kurze Stromschlag zuvor das Startsignal gewesen. Sehr mysteriös.
Eine Ewigkeit war vergangen, bis sich der Aufruhr wegen der herabgefallenen Platten wieder einigermaßen gelegt hatte und der Unterricht fortgesetzt werden konnte. Für die Schüler war es jedoch ein überaus spannender erster Schultag. Zuerst das Getratsche über den merkwürdigen Wolfsangriff und dann auch noch das Auftauchen der Polizei in der Schule, die den gefährlichen Bereich absperrte und natürlich nach weiteren Todesfallen suchte. Die Schuldfrage wurde immer wieder gestellt, Vorwürfe wurden ausgesprochen und manche besorgte Eltern holten ihre Kinder schon vor Unterrichtsende nach Hause.
Emily blieb jedoch bis zum Schluss und kam dadurch in den Genuss der zahlreichen
Weitere Kostenlose Bücher