Teufelstod: Band 2 (German Edition)
sie es hinkriegen, dass sie in dem einsamen Haus im Wald übernachten durfte? Angriff war da die beste Verteidigung!
»Was hält Will davon?«, wollte ihre Mutter schließlich wissen. »Ich kann mir nicht vorstellen …«
»Will hat seine Annie, und glaubst du wirklich, die beiden hätten sich nicht längst in den Kissen gewälzt? Sie sind achtzehn und verliebt. Außerdem hat Will nie etwas dagegen, wenn ich bei ihm schlafe – also in seinem Haus. Das wird lustig. Und es ist ja nicht gesagt, dass ich sofort mit Damian in die Kiste hüpfe. Es wäre einfach nur schön, wenn wir etwas mehr Zeit miteinander verbringen könnten, uns …« – beinahe hätte sie »kennenlernen« gesagt – »etwas herantasten könnten. Ich will nicht immer abends nach Hause müssen. Die Leute sagen, da draußen gehen ein paar gefährliche Dinge vor sich.«
Ihre Mutter sah sie aus schmalen Augen an. »Du hast dir das alles ja wirklich schön zurechtgelegt. Und hast du für deinen Vater eine andere Version, oder soll es bei ihm derselbe Vortrag werden?«
Emily schluckte. »Derselbe?«, fragte sie schließlich piepsend, was ihre Mutter dazu veranlasste, sich wieder kopfschüttelnd dem Geschirr zu widmen.
»So geht das nicht«, entschied sie schließlich seufzend. »Du kannst nicht einfach …«
»Wieso nicht?«
Schweigen. Suchte ihre Mutter nach Gründen? Es gab doch keine! Bis auf jene, die nur Emily kannte.
»Sag nicht, ich bin zu jung.«
»Nein, das bist du nicht.« Ihre Mutter strich sich mit dem Handrücken das Haar aus dem Gesicht. »Aber bist du dir sicher, dass Damian der Richtige ist? Ausgerechnet er ?«
»Wieso nicht?«
Der kurze Blick über die Schulter war Antwort genug.
»Er ist ein lieber Kerl«, beharrte Emily daher, auch wenn sie gar nicht wusste, ob das stimmte. Aber das spielte im Moment ja auch keine Rolle, da es hier nicht darum ging, ob sie mit Damian ihre Jungfräulichkeit verlieren sollte, sondern darum, sie vor Höllenhunden zu schützen. »Er ist Wills … Cousin. Will kennt ihn, und ich bin mir ganz sicher.« Wie leicht ihr diese Lügen über die Lippen kamen. Ob Gott in diesem Moment wohl zuschaute? Ob es eine Sünde war unter diesen Umständen zu lügen? Vielleicht rieb sich Luzifer ja auch schon die Hände, da sie auf dem besten Weg in die Hölle war?
»Ich kenne ihn einfach nicht gut genug«, meinte dann ihre Mutter, und beinahe hätte Emily laut aufgelacht. Sie selbst kannte ihn ja auch nicht wirklich.
» Du musst ihn ja auch nicht kennen«, antwortete sie jedoch bloß und hoffte, dass sie ihre Mutter nun endgültig überzeugt hatte.
»Er ist älter als du.«
»Ein paar Jährchen. Das muss doch nicht schlecht sein!«
»Er hat eine sehr … interessante Vergangenheit.«
»Auch das muss ihn nicht unbedingt zum Serienmörder machen. Mama, ich will doch nur mal nachts dort bleiben, um … Zeit mit ihm zu verbringen. Ich gehe zur Schule, Damian arbeitet, und sonst sind immer Will und Annie dabei. Damian will sich ja auch eine Wohnung suchen, aber …«
»Ach ja?«
»Ja, und da wäre es dann sicher leichter für uns …«
»Du glaubst doch nicht, dass ich dich einfach so zu ihm lasse?«
»Wieso denn nicht?! Bei Will hättest du dich nicht so aufgeregt!« Emily erinnerte sich noch gut an das Gespräch mit ihrer Mutter, nachdem sie bei Will auf der Couch eingeschlafen war. Da hatte sie nichts dagegen gehabt. Und jetzt?!
»Ich kenne Will sein Leben lang«, erwiderte ihre Mutter und schrubbte mit aller Leidenschaft die Töpfe. »Ich vertraue ihm.«
»Und Damian nicht?!«
»Ich kenne ihn nicht«, wiederholte ihre Mutter stur. Dann wandte sie sich ihr wieder zu. »Hör zu«, begann sie in einem versöhnlichen Tonfall, der Emily ganz und gar nicht gefiel. »Du hast Schule, du kannst nicht einfach so unter der Woche woanders übernachten. Bei Jungs. Wieso geht ihr nicht einfach am Wochenende mal zusammen ins Kino, verbringt auf diese Weise Zeit miteinander?«
»Das ist nicht dasselbe! Und die Schule wird bestimmt nicht darunter leiden.« Die würde allerdings sehr wohl darunter leiden, käme sie den Höllenhunden in die Fänge, aber das konnte sie schlecht als Argument benutzen.
»Mach deine Hausaufgaben«, war die wenig erbauliche Antwort ihrer Mutter. »Lass mich nachdenken, und wir reden später weiter.«
Emily legte den Apfel beiseite, rutschte seufzend vom Hocker und stürmte die Treppe zu ihrem Zimmer hoch. Ihr lief die Zeit davon, doch jetzt musste sie ohnehin erst einmal die Kette mit dem
Weitere Kostenlose Bücher