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Teufelstod: Band 2 (German Edition)

Teufelstod: Band 2 (German Edition)

Titel: Teufelstod: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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alle drei sofort zur Notaufnahme. Dort sagte man ihnen jedoch nur, dass Will gerade operiert wurde. Da sie nicht zu Wills Familie gehörten, wollten die Ärzte ihnen nichts Genaues sagen. Doch da lernten die Ärzte Emilys Mutter kennen. Wie eine Löwin, die ihr Junges beschützte, ging sie auf die weißen Engel los. Sie erklärte ihnen Wills Familiensituation – wenn auch nicht besonders freundlich – und dass Will niemand anderen in der Stadt hatte. Sein Onkel war wieder einmal unerreichbar und irgendwo auf der anderen Seite der Welt.
    So erfuhren sie schließlich, dass Will einen komplizierten Beinbruch hatte, Verbrennungen ersten und zweiten Grades, eine leichte Rauchvergiftung und zahlreiche andere kleinere Blessuren. Emily hatte das Gefühl, jeden Moment ohnmächtig zu werden, und sank auf einen der ungemütlichen Plastiksessel, die im Warteraum der Notaufnahme an der Wand entlang aufgereiht standen. Damian ließ sich neben ihr nieder, sagte jedoch nichts, während ihre Mutter irgendwelchen Papierkram erledigte.
    Das durfte nicht wahr sein. Nicht schon wieder. Wie lange war es her, dass sie hier in diesem Raum gebangt und gewartet hatte, während Will an seinen Augen operiert worden war. Und nun wiederholte sich diese Geschichte. Was war nur passiert?
    Mit gesenktem Kopf starrte sie das graue Linoleum zu ihren Füßen an. Schon wieder. Es war ihr unbegreiflich, wie schnell sie in den Mahlstrom zwischen Himmel und Hölle geraten waren. Eben noch war alles in Ordnung gewesen. Will und sie hatten über den Ball gescherzt und über Marita gelästert. Und jetzt, so kurze Zeit später, war alles anders. Damian war in ihr Leben getreten, zuerst als Schutzengel, dann als ihr teuflischer Freund. Annie war vom stillen Mauerblümchen der Klasse zu Wills Freundin geworden und Marita, die Schönheitskönigin, hatte sich zu einer wandelnden Leiche mit undurchsichtigen Absichten verwandelt. Wie sollte sie bei der Geschwindigkeit dieser Veränderungen noch hinterherkommen? Will hatte sich außerdem gerade erst von seinen Verletzungen erholt – sowohl von den körperlichen als auch von den seelischen –, und nun sollte alles wieder von vorne beginnen?
    Ein Plastikbecher mit dampfendem Tee erschien in ihrem Blickfeld. Emily hob den Kopf. Damian stand vor ihr. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass er weg gewesen war. Dankbar nahm sie das heiße Getränk entgegen und schloss die Hände darum. Woher wusste Damian, dass sie Kaffee hasste? Vermutlich aus seiner Zeit als Schutzengel, in der er sie ständig bewacht hatte. Sie erinnerte sich noch gut daran, dass sie auf einem Selbstzerstörungstrip Kaffee aus dem Schulautomaten hatte holen wollen und jedes Mal Tee bekommen hatte. Damals hatte sie in ihrem Traum gerade erfahren, dass Damian Luzifers Sohn war, und sie hatte Angst davor gehabt, einzuschlafen. Es war so lange her … Doch dass er sich dieses Detail gemerkt hatte, berührte sie auf verwirrende Weise. Sie schaffte es nicht länger, wütend auf ihn zu sein. Dazu fehlte ihr im Moment die Kraft. Damian hatte sich blöd verhalten, ja, doch was war das schon im Vergleich zu dieser Katastrophe? Ihre Beziehung zu ihm konnte jetzt nicht im Vordergrund stehen, sie konnte sich nicht darauf konzentrieren. Im Moment waren ihre Gedanken bei Will, und das musste Damian akzeptieren, ob er wollte oder nicht.
    Schnelles Trippeln riss sie aus ihren Gedanken. Emily blickte von ihrem Tee hoch und erkannte Annie, die aus dem Korridor in den Warteraum stürmte. Emily hatte sie auf der Fahrt ins Krankenhaus angerufen, denn schließlich war sie Wills Freundin. Offensichtlich war sie genauso überstürzt aufgebrochen wie Emily. Tatsächlich trug das Mädchen nichts außer einer Plüschjacke über einem Flanellpyjama mit gelben Sonnenblumen. Emilys Hals schnürte sich bei diesem Anblick zu. Annie liebte Will tatsächlich von ganzem Herzen. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Wo ist er?«, keuchte sie, und ihre Lippen schienen zu zittern. »Was ist geschehen? Wie …«
    Emily spürte, wie ihr erneut Tränen in die Augen schossen. Sie fühlte sich unfähig zu antworten. Würde sie jetzt den Mund öffnen, käme nichts als ein Schluchzen heraus, und dann würden alle Dämme brechen.
    Damian erhob sich von seinem Stuhl und legte Annie die Hand auf die Schulter. »Wir wissen nicht viel«, sagte er mit so sanfter Stimme, als wäre es sein Job, die bangenden Verwandten von Unfallopfern zu beruhigen. Er sprach wie einer der vielen Ärzte, ruhig,

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