Teufelstod: Band 2 (German Edition)
lösen, doch Damian gab nicht nach. Stattdessen ließ er seinen Kopf auf ihre Schulter sinken und atmete tief durch.
»Niemand sagt mir, was ich tun soll«, schluchzte er in ihren Bademantel. »Alle reden von Liebe und Güte, aber niemand sagt mir, wie das funktionieren soll.« Sein Kopf fuhr hoch, und seine grünen Augen fixierten sie plötzlich wieder voller Zorn. Die Weinerlichkeit war verschwunden. »Weißt du’s?«, blaffte er knapp vor ihrem Gesicht. »Sag, Emily, was unternehmen wir gegen meinen Vater, hm? Wie bekämpfen wir ihn mit dieser großartigen Liebe, wenn du nichts davon wissen willst?« Er schüttelte sie heftig, und Emily bekam es allmählich mit der Angst zu tun. »Na? Sag schon, wie soll das gehen?«
»Lass mich los!«, erwiderte sie, um einen beruhigenden Tonfall bemüht. Sie versuchte seinem bohrenden Blick standzuhalten, was nicht gerade leicht war. »Bitte.«
Damian starrte sie an, dann blickte er auf seine Hände herunter und kicherte wieder. Langsam löste er seine Finger von ihr, und erst jetzt bemerkte sie, wie sehr ihre Arme wehtaten. Nur schwer widerstand sie dem Drang, die schmerzenden Stellen zu reiben.
»Du hättest nicht trinken sollen«, sagte sie sanft, in der Hoffnung, ihn zu beruhigen. »Du hättest nicht weglaufen dürfen, Damian. Wenn es dir schlecht geht, dann … komm zu mir. Bitte. Ich …« Seine flache Hand schlug knapp neben ihrem Gesicht gegen die Wand. Emily zuckte zusammen und schloss unwillkürlich die Augen.
»Ich bin zu dir gekommen!«, brüllte er. »Ich war da! Ich war da, um dich zu halten!« Sie spürte seinen nach Alkohol riechenden Atem auf ihrem Gesicht, und ihr wurde übel. »Ich kam zu dir, um meine Gefühle mit dir zu teilen! Verstehst du? Verstehst du überhaupt, was das bedeutet?!«
Ein schweres Seufzen erklang, und im nächsten Moment spürte sie seinen Körper, als er näher trat und sich an sie lehnte.
»Du hast keine Ahnung«, flüsterte er in ihr Ohr. Warm kroch sein Atem über ihren Hals und verursachte ihr Gänsehaut. Die unter ihrer Mütze hervorlugenden nassen Haarsträhnen bewegten sich mit seinen Worten und kitzelten an ihrer Haut. Er hielt sie gefangen, und Emily war immer noch nicht in der Lage, die Augen zu öffnen. Sie zitterte. »Weißt du, wie es sich anfühlt«, hauchte er, auf einmal wieder mit weinerlicher Stimme. Seine Finger glitten ihren Hals hinab, sanft, leicht wie die Berührung seines Atems. »Ich würde alles für dich tun. Weißt du, wie schwer es für mich war, heute zu dir zu gehen? Mich dir auszuliefern? Ich war bereit, dir mein Herz vor die Füße zu legen, aber du …« Er stieß sich von ihr ab, seine Berührung verschwand und ließ eisige Kälte zurück. Sein Schweigen kam so plötzlich, dass Emily vorsichtig in das diffuse Licht der von der Decke baumelnden Glühbirne blinzelte. Damian lehnte mit hängendem Kopf am Wagen, und Emily wusste nicht, ob sie wütend sein oder Mitleid haben sollte.
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, brach sie schließlich vorsichtig die Stille. »Ich weiß nur, dass du weggelaufen bist. Die Sache im Café … sie war furchtbar, aber du hättest nicht weglaufen dürfen.«
»Ich weiß.«
»Ich hätte dich gebraucht. Und du mich. Wieso …«
Er sah auf, und mit einem Mal erschien ihr sein Blick völlig nüchtern. »Ich habe dich mit ihm gesehen«, sagte er so tonlos, dass sie sich auf der Stelle sein Geschrei zurückwünschte. »Ich habe gesehen, wie ihr euch gehalten habt.«
Emily wusste zuerst nicht, was er meinte, doch dann ging ihr ein Licht auf. »Will«, seufzte sie und lehnte sich an die Wand. »Du hast mich mit Will gesehen.«
»Ja.«
Sie lachte auf, bitter, verzweifelt. Sie hatte keine Lust, an einem Tag wie diesem solch einen kindischen Streit zu führen. »Du hast es falsch verstanden.«
»Ich glaube nicht.«
»Doch, du …«
Er kam auf sie zu, leicht schwankend, die Hände in den Hosentaschen. »Dir ist es schlecht gegangen«, sagte er, und seine grünen Augen hielten ihren Blick gefangen. »Du brauchtest jemanden, der dich hält, und Will war da. Du brauchtest jemanden, bei dem du dich ausweinen kannst. Will war da. So wie er immer da ist. Was habe ich daran falsch verstanden?« Er blieb dicht vor ihr stehen und blickte auf sie hinab. Emily schluckte. Wieso schaffte er es, ihr Schuldgefühle einzureden? Sie hatte schließlich nichts Falsches getan. Er war derjenige gewesen, der einfach verschwunden war.
»Du warst nicht da«, entgegnete sie daher leise,
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