Teufelstod: Band 2 (German Edition)
sich um und seufzte resigniert. »Ich fürchte, mehr werden wir hier nicht finden. Ich werde Will fragen, ob er etwas Bestimmtes von hier braucht, dann können wir zurückkommen und vielleicht danach suchen. Aber jetzt …« Sie sah zu ihm auf. »Es hat keinen Sinn.«
»Es tut mir so …«
Emily hob abwehrend die Hand. »Nicht. Es ist nicht deine Schuld. Wir werden das wieder hinkriegen. Irgendwie. Ich …«
Damian schüttelte den Kopf. »Du solltest das alles nicht durchmachen müssen. Du solltest nichts von der Existenz meiner Welt wissen.«
»Aber ich weiß davon.« Sie zwang sich zu einem zuversichtlichen Ausdruck. »Und alles wird gut werden.« Ihre Bemühungen schienen ihn nicht zu beeindrucken, denn er zog zweifelnd einen Mundwinkel zur Seite. Schweigend sah er ihr in die Augen, und Emily überlegte, wo sie sich im Moment auf ihrer Achterbahnfahrt befanden. Seit er ein Mensch war – oder eigentlich auch schon davor –, ging es mit ihnen ständig auf und ab, rauf und runter, ohne Unterbrechung. Doch Emily hatte das Gefühl, dass sie zurzeit auf dem Weg nach oben waren. Nur leider ließ das Wissen sie nicht los, dass danach unweigerlich der Fall drohte.
»Willst du ins Krankenhaus?«, fragte Damian schließlich und hob seine Hand an ihr Gesicht. Bevor er ihre Haut jedoch erreichte, zog er sie wieder zurück. Emily kamen Zweifel über ihre derzeitige Position in der Achterbahn.
»Gleich«, sagte sie und überlegte, wie sie ihre Gefühle in Worte fassen sollte. Bevor sie weitermachen konnten, musste sie seine Vorwürfe vom Vortag aus dem Weg räumen. »Damian«, begann sie händeringend. »Es tut mir leid, falls du dich … unwillkommen gefühlt hast.«
»Lassen wir das. Ich war …«
»Nein.« Sie legte ihre Hand an seine eisige Wange. Er sollte sehen und spüren, dass sie nicht mehr vor Berührungen zurückschreckte. Was sie beide betraf, hatte sie keine Angst mehr. Ihr Herz war voll von Furcht wegen so vieler Dinge, aber Damian war keines mehr davon. »Ich wollte nie, dass du dich so fühlen musst. Es ist einfach so viel passiert. Ständig habe ich Angst, kannst du das verstehen? Alles, was mit dir geschah, machte mir Angst, dann die Sache mit Luzifer, die Frau im Café, jetzt Will. Ich wünschte, du wärst zurückgekommen, und wir hätten einfach in Frieden leben können. Uns kennenlernen. Ich wünschte, wir hätten Zeit gehabt, uns an diese Situation zu gewöhnen, aber das war nun einmal nicht der Fall. Ich fühlte mich wie zerrissen, konnte nicht alles gleichzeitig auf die Reihe bekommen …«
»Du brauchst Zeit.«
Emily schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht mehr. Zeit wird zwischen uns nichts ändern. Wir sind, wer wir sind – Gefangene unserer Erinnerungen und Erlebnisse. Aber solange wir zusammenhalten … und keine Zweifel haben …«
Damian legte seine Hand auf ihre, und Emily verstummte. Hoffnung stand in seinen Augen. In diesem Moment wollte Emily ihm näherkommen, wollte ein Teil von ihm werden. Sie spürte das aufregende Kribbeln im ganzen Körper. Genauso wie damals vor dem Sprung von den Klippen.
»Ich will dich nicht verlieren«, sagte er rau. »Du bedeutest mir alles, Emily, und das macht mir Angst.«
Ihr Herz beschleunigte seinen Takt, trommelte wild gegen ihre Brust. »Mir nicht.« Es gelang ihr zu lächeln. »Nicht mehr. Ich bin mir sicher. Vertrau mir. Du musst nicht an mir zweifeln.« Sie ging auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. »Du bist der Himmel«, flüsterte sie und nahm sein Gesicht in beide Hände. »Vertrau mir. Ich muss mein Leben weiterleben, mit meiner Familie, meinen Freunden. Aber … du bist jetzt ein Teil davon. Lass die Dunkelheit hinter dir. Du gehörst nicht mehr der Unterwelt.« Sie atmete tief durch und legte all ihre Gefühle in den Blick, mit dem sie in seine grünen Augen sah. »Du gehörst jetzt zu mir.«
Damian nahm ihre Hände und führte sie an seine Brust. »Und du zu mir. Ich fürchte nur, ich werde noch Vieles lernen müssen. Zum Beispiel, welchen Kuchen du gerne isst.«
Emily lachte. »Sieh uns an. Wir stehen hier in den Trümmern meines Zuhauses. Luzifer schleicht um uns herum, Gott will mir meinen besten Freund entreißen, und wir reden über Kuchen. Wie ist das möglich?«
Damian verstärkte den Griff um ihre Hände. »Weil es auch immer Gutes gibt«, flüsterte er, als verriete er ihr ein Geheimnis. »Das habe ich gelernt. Ich habe gelernt …« Er legte eine Hand an ihren Rücken und zog sie etwas
Weitere Kostenlose Bücher