Teufelstod: Band 2 (German Edition)
Kleine.«
»Und auch später nicht«, brachte sie mühevoll heraus, und erneut flackerte Schmerz in seinen blauen Augen auf.
»Verdammt«, fluchte er. »Ich werde dich so vermissen, dass ich dich wohl häufiger heimsuchen muss.«
Emily lachte bitter auf. »Okay. Ich werde wissen, dass du es bist, wenn mir ein Basketball an den Kopf fliegt.«
Einen Moment lang sahen sie sich schweigend an, beide die Erinnerungen an ihre gemeinsamen Zeit und das furchtbare Bild des nahenden Endes vor Augen. Doch dann fiel Emily zu ihrer Erleichterung die Tasse in ihrer Tasche ein. Froh, diesem belastenden Schweigen zu entgehen, zog sie Mandys Herzchentasse hervor und drückte sie ihm in die Hand. »Die haben wir im Haus gefunden«, erklärte sie auf seinen fragenden Blick hin. »Die einzige … Wir … Wir können noch einmal hingehen und sehen, ob …«
»Nein.« Er sah zu ihr auf, und Emily wusste, in dem Moment dachten sie dasselbe. Sie beide waren sich nicht sicher, ob sich diese Mühe überhaupt noch lohnte.
Überraschung
I m Grunde wusste Damian nichts über Jophiel und sein Leben hier in der Welt der Menschen. Das wurde ihm erst jetzt richtig bewusst, als er versuchte, den einstigen Engel ausfindig zu machen. Außer, dass Jophiel eine alte Schrottkarre fuhr, wusste Damian noch nicht einmal, wo er wohnte – oder ob er überhaupt irgendwo ein festes Quartier hatte. Bisher war der Ex-Engel immer einfach so aufgetaucht. Er schien immer gewusst zu haben, wann Damian ihn nicht sehen wollte, um genau in diesem Moment zu erscheinen. Wieso versteckte er sich dann jetzt? Wenn er wirklich auf sonderbare Weise spürte, wann Damian ihn brauchte, wieso kam er dann jetzt nicht herbeigeflogen wie der strahlende Engel, den er so perfekt verkörperte?
Auf seiner Suche war Damian zuallererst ins Zentrum gegangen, hatte sich zwischen den am Straßenrand parkenden Autos umgesehen und war schließlich zu jener Bar geschlendert, in der er neulich die Wirkung von Alkohol auf menschliche Körper kennengelernt hatte. Immerhin war Jophiel schon einmal dort gewesen, und womöglich erfreute er sich erneut an den trügerischen Säften der Menschen. Doch bei der Bar angekommen lernte Damian wieder etwas Neues über die Menschenwelt: Bars hatten an Sonntagvormittagen geschlossen. Also streifte er eine Zeit lang ziellos umher, in der vagen Hoffnung, Jophiel würde ihn finden, anstatt umgekehrt, doch schließlich gab er auf und ging wieder zurück zu Wills Haus. Er wollte sich noch einmal in den Trümmern umsehen, vielleicht würde ja Jophiel dort auftauchen.
Mit hochgestelltem Kragen, die Hände in den Jackentaschen verborgen, stemmte er sich gegen den eisigen Wind, der die oberste Schneeschicht von den Wiesen fegte und ihm ins Gesicht prasseln ließ. Den Blick gesenkt und die Augen zusammengekniffen stapfte er am See vorbei. Er musste sich dringend etwas einfallen lassen, jetzt, da Wills Haus zerstört war. Er konnte nicht ewig bei Emily auf der Couch übernachten und musste sich bald nach einer eigenen Wohnung umsehen. Dazu reichte sein Geld im Moment jedoch noch nicht aus. Er sollte wohl mit Michael darüber reden. Vielleicht hatte der noch einen weiteren Job für ihn. Einen, den er auch am Wochenende ausführen konnte.
Damian hob den Blick, um den Pfad zu Wills Haus nicht zu verpassen, da sah er plötzlich weiter vorne im Schnee eine dunkle Gestalt. Sie ging am Waldrand entlang, vorbei an dem Forstweg zu Wills Haus und weiter um den See herum in Richtung Berge.
Damian blinzelte die Eiskristalle aus den Wimpern und versuchte Genaueres zu erkennen. Schlanke Beine in kniehohen Stiefeln, dunkles Haar, das locker auf die etwas hellere Jacke fiel. Eine Frau. Die gesamte Erscheinung, ihr Gang, ihr Haar, ihre Kleidung, kamen ihm bekannt vor. Marita.
Sein Herz machte einen erschrockenen Hüpfer. Über die Aufregung um Will hatten sie dieses Mädchen ganz vergessen. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, dessen waren sich Emily und die anderen sicher. Und auch Damian wurde misstrauisch. Was hatte Marita bei diesem Wetter hier draußen zu suchen? Was wollte sie in dieser verlassenen Gegend, wo Wills Haus weit und breit das einzige war? Ob sie tatsächlich von einem Todesengel besessen war? Einzig jene mit göttlichem Blut wären dazu fähig. Also eine seiner Schwestern.
Nun, er würde es herausfinden. Entschlossen ließ er den verschneiten Weg zu Wills Haus hinter sich und ging stattdessen weiter um den See herum. Sein Atem stand in weißen Wolken vor seinem
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