Teufelstod: Band 2 (German Edition)
übernachtete, und so bereiteten sie dem Teufelssohn ein Lager auf der Couch.
Emily ging zu Bett, wartete aber bis ihre Mutter schlafen gegangen war und sie eine Zeit lang keine Geräusche mehr aus dem Schlafzimmer hörte. Dann schlich sie die Treppe wieder hinunter.
Damian war noch wach. Kerzengerade saß er im Dunkeln auf der Couch und starrte ins Leere. Emily ging auf ihn zu. Sie hatte keine Tränen mehr, und ihr Körper war selbst zum Zittern zu schwach. Wortlos streckte sie ihm die Hand entgegen. Damian sah zu ihr auf, und seine Augen funkelten in der Finsternis. »Ich habe mein Amulett verloren«, sagte er vollkommen tonlos.
Emily öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch da fuhr er schon fort: »Ich weiß nicht, wann oder wo. Vermutlich liegt es in der Bar.« Er seufzte. »Ist auch egal. Es ist sowieso nichts mehr wert.« Emily wollte etwas sagen, doch da ergriff Damian ihre Hand und stand auf. Für heute war es genug. Emily wollte sich über nichts mehr Gedanken machen, und Damian schien es ähnlich zu gehen. Ohne Fragen zu stellen, ließ er sich von ihr hoch in ihr Zimmer führen. Dort schlug Emily die Decke zurück und wies auf das Bett. Damian zögerte einen Moment, doch dann legte er sich hinein. Emily schlüpfte zu ihm unter die Decke und legte ihren Kopf an seine Brust. Sie hörte das Pochen seines Herzschlags, spürte seine Hand an ihrem Kopf. Dann schlief sie ein.
Antworten
E s war lange her, seit sie zuletzt so gut geschlafen hatte, völlig traumlos und erholsam. Diese Nacht hatte sie keinen Schutzengel an ihrer Seite gehabt, der sie in eine andere Welt entführte und die Schrecken der Realität vertrieb. Nein, diese Nacht hatte sie einen Freund bei sich gehabt.
Ihre Zimmertür öffnete sich leise, und Emily blinzelte in das sanfte Licht des Wintermorgens. Ihr Kopf lag immer noch auf Damians Brust und hob und senkte sich mit seinen regelmäßigen Atemzügen. Warm eingehüllt lag sie in einem sicheren Nest, das sie nie wieder verlassen wollte. Doch ihre Mutter riss sie unweigerlich zurück in die Realität. Sie stand in der offenen Tür und sah mit hochgezogener Augenbraue auf sie hinab. Damian schlief immer noch und bekam nichts davon mit. Emily zog einen Mundwinkel zur Seite und erwiderte den Blick ihrer Mutter. Diese schüttelte schließlich den Kopf und schloss die Zimmertür wieder hinter sich. Sie gab sich Mühe, leise zu sein, doch Damian zuckte trotzdem zusammen und hob den Kopf. Emily lächelte ihn an.
»Meine Mutter war eben hier«, sagte sie und war erstaunt darüber, wie leicht ihr das Lächeln heute fiel. Ihre Stimme klang rau vom Schlaf, aber endlich konnte sie wieder sprechen, ohne Gefahr zu laufen, sofort in Tränen auszubrechen. »Sie wird dich umbringen.«
Damian fuhr so schnell hoch, dass Emily beinahe aus dem Bett geflogen wäre. Hektisch und auch etwas verwirrt sah er sich in ihrem Zimmer um. Das grau-schwarze Haar stand zu allen Seiten von seinem Kopf ab, und eine Wange war vom Kopfkissen gerötet. Ein warmes Ziehen breitete sich in ihrem Bauch aus. Ein Gefühl, so völlig anders als der ständig im Magen sitzende Schmerz der letzten Tage.
»Das war ein Witz«, sagte sie, um ihn zu beruhigen. »Meine Mutter ist da ziemlich locker.« Mary Norvell hatte ja gesehen, dass ihre Tochter und der böse Junge komplett angezogen nebeneinander gelegen hatten. Gegen ein bisschen kuscheln hatte sie bestimmt nichts einzuwenden. Nicht nach dem peinlichen Gespräch von neulich.
Damian ließ sich zurück aufs Bett sinken und starrte seine Hände an. »Das erste Mal«, murmelte er fassungslos, und Emily kroch neben ihn und setzte sich auf die Bettkante.
»Was meinst du?«
Er hob den Kopf und sah sie an. Die Verwirrung war immer noch nicht aus seinem Blick gewichen.
»Es ist das erste Mal, seit ich ein Mensch bin, dass ich … geschlafen habe. Einfach so. Ohne …«
»Albträume?«
Damian nickte, und sein Erstaunen brachte ihr Herz zum Flattern. Ohne darüber nachzudenken lehnte sie sich vor und hauchte ihm einen Kuss auf den Mundwinkel. Damian zuckte zusammen und sah sie nun noch verblüffter an. Seine Hand hob sich langsam, und er berührte sacht die geküsste Stelle. Ihm war anzusehen, dass er überlegte, ob er tatsächlich schon wach war.
Anders als er, war Emily wieder vollkommen in die Wirklichkeit zurückgekehrt. Der Schlaf hatte ihr gutgetan, und nun war sie fest entschlossen, etwas gegen die überall lauernden Bedrohungen zu unternehmen. Sie würde handeln, statt das
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