Teufelstod: Band 2 (German Edition)
ist.«
Und so erzählten die drei abwechselnd die unerfreuliche Geschichte. Angefangen vom Angriff auf Marita und ihrem Bruder, von Jophiels Versuchen herauszufinden, ob Marita besessen war, seinem Hinterherschleichen und Heilen des Bruders. Und schließlich vom holprigen Zusammentreffen im Wald. Jophiel und Damian hatten Marita bereits auf dem Weg zu Emily von der ganzen Engelsache erzählt, von Damians Menschwerden, von Luzifers Rache und auch von Wills kleinem Problem!
Das alles war wirklich zu absurd. Emily war immer noch aufgewühlt von ihrem Besuch im Krankenhaus, und jetzt Marita zu ihrem Kreis zu zählen, war das Letzte, was sie gebrauchen konnte. Als hätte Marita nicht schon genug Freunde, als hätte sie nicht alles, was sich ein Mädchen in ihrem Alter wünschen konnte. Nun musste sie sich auch noch in Emilys Leben drängen, zwischen ihre Freunde und andere Privatangelegenheiten. Es war einfach unfair. Wenn Will doch nur hier wäre. Mit ihm zusammen hätte sie Marita besser unter Kontrolle halten können. Ihr großer Beschützer war nie auf Maritas falsches Honiglächeln hereingefallen. Anders als Jophiel und Damian. Die beiden behandelten sie wie eine von ihnen. Doch das war sie nicht. In dieser Gruppe sollte Marita die Außenseiterin sein. Sie hatte nichts mit der ganzen Sache zu tun. Das sah diese aber anscheinend anders.
»Worum sollen wir uns als Erstes kümmern?«, fragte sie in die Runde. »Die Höllenhunde oder Wills Problem?«
»Will hat kein Problem«, meinte Jophiel, ohne von seinen Händen aufzusehen. »Er wird ein Schutzengel. Das ist beschlossene Sache.«
Emily öffnete den Mund. Sie wollte ihn anschreien, ihn fragen, wie er so kaltblütig über ein Menschenleben reden konnte, doch da lachte Marita plötzlich auf.
»Beschlossene Sache?«, wiederholte sie und erhob sich von ihrem Stuhl. »Na, da kennst du diese Stadt aber schlecht, Engel.«
»Ich bin kein E…«
Marita hob die Hand. »Wenn Will stirbt …« Sie stand auf und schlenderte in die Küche, ganz so, als wäre sie hier zu Hause. »Wenn der Held dieser Stadt stirbt«, redete sie unterdessen weiter, »William Gordon, der Liebling aller Lehrer und Mütter, Verteidiger des Guten, Besitzer aller Mädchenherzen, Idol der Basketballmannschaft, dann …« Sie öffnete Schränke und lugte hinein, bis sie die Gläser gefunden hatte. Unbeschwert lächelnd nahm sie eines heraus und füllte es mit Wasser. »… dann, mein lieber Engel, wird es einen Aufschrei in der Stadt geben, der sich gewaschen hat. Niemand hier wird Will einfach sterben lassen. Wenn Will sterben soll, um ein Schutzengel zu werden, dann werden die Leute jede einzelne Kirche niederbrennen, den Religionsunterricht abschaffen und Kruzifixe auf den Scheiterhaufen schmeißen, zusammen mit Bibeln und vielleicht auch noch den zugehörigen Pfarrern. Denen ist alles zuzutrauen.«
Jophiel lehnte sich in seinem Stuhl zurück und beobachtete ihr Werkeln hinter dem Tresen. »Jeder Mensch kann sterben, Marita. Niemand weiß, was dahintersteckt.«
Marita kam zum Tisch zurück, ihre Hüften schwangen bei jedem Schritt aufreizend von einer Seite zur anderen. Sie trank einen Schluck und sah Jophiel über den Rand des Glases hinweg an, lange und mit einer Überlegenheit im Blick, als wäre Jophiel einer der Schulstreber, dem sie das Leben zur Hölle machte. »Nein«, gurrte sie schließlich und stellte das Glas vor ihm ab. Sie legte beide Hände auf den Tisch und beugte sich zu ihm vor. »Es sei denn, ich verrate es allen.«
Emily riss die Augen auf, Damian zog zischend die Luft ein, doch Jophiel rührte sich nicht. Stumm erwiderte er Maritas Blick. Die beiden schienen einen ganz privaten Kampf auszufechten. Jophiel verlor, denn er bewegte sich als Erster. Er verschränkte die Arme vor der Brust, sah sie aber weiterhin an. »Hältst du solche Reden für klug?«, fragte er leise, und Emily spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. Seine Worte waren eine unverhohlene Drohung, und Emily fiel es wieder einmal schwer zu glauben, dass sie mit einem Menschen am Tisch saß. Die Macht eines Engels war vorhanden und deutlich spürbar. Sie schien derart stark in der Luft zu knistern, dass Emily sich nicht gewundert hätte, stünden ihr die Haare zu Berge.
Marita schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Sie lächelte ihr typisches Schönheitsköniginnenlächeln. »Ich galt noch nie als sonderlich klug«, erwiderte sie voller süßer Unschuld. »Vielleicht verplappere ich mich aus
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