Teufelstod: Band 2 (German Edition)
Versehen.«
»Niemand wird dir glauben.«
»Nein?« Marita richtete sich auf und zwirbelte eine Strähne ihres Haares um den Finger. »Da, wo du herkommst, Engel, mag vielleicht dein Herr regieren. Aber in der Schule regiere ich . Und wer die Schule regiert, regiert die Stadt. All die lieben Schüler werden nach Hause zu ihren Eltern rennen und von der Ungerechtigkeit berichten, die unserem Helden widerfahren ist. Die Eltern werden sich folglich fragen, weshalb Will zuerst bei dem Erdrutsch dabei war, wieso er beinahe von der Decke in der Schule erschlagen wurde, und weshalb sein Haus in die Luft geflogen ist. Sie werden Zweifel haben, sie werden Fragen stellen. Und ich …«, ihre dunklen Augen funkelten ihn an, »ich werde ihnen die Antworten geben.«
Jophiel nickte langsam. Die Leblosigkeit, mit der er zuvor über diese Angelegenheit gesprochen hatte, war verschwunden. Jetzt leuchteten seine meerblauen Augen genauso wie Maritas, was seinem Aussehen etwas Unheimliches verlieh.
»Also gut«, sagte er schließlich gefährlich ruhig. »Nehmen wir an, die Leute glauben dir. Was kümmert uns das? Das hier ist eine Stadt. Eine winzige Stadt. Was die Leute hier tun, ist nicht von Belang.«
»Nicht?« Marita lehnte sich neben Emily an die Wand. »Diese Stadt hat elftausend Einwohner. Elftausend Seelen, die an Luzifer gehen. Und ich schwöre dir, Engel. Sie alle werden ihre Seelen an ihn verkaufen. Ich liefere ihm diese Stadt bis zum kleinsten Kind aus, wenn Will nicht sofort von diesem Mal befreit wird.«
Jophiel schnaubte belustigt, doch er wirkte etwas verunsichert. »Du weißt ja nicht, wovon du sprichst, Mädchen.«
»Kann sein.« Marita zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Ich werde es aber trotzdem tun.«
Da sprang Jophiel auf. Sein Stuhl fiel krachend um, und Emily zuckte zusammen. Über den Tisch gebeugt starrte der einstige Engel Marita an. »Du weißt nichts «, fuhr er sie ungewohnt heftig an. »Du weißt nichts über Luzifer. Du weißt nicht, was es bedeutet, seine Seele an ihn zu verkaufen.«
Marita nahm ihr Glas in die Hand und betrachtete die darin aufsteigenden Perlen. »Ich werde ja nicht alleine sein. Die ganze Stadt begleitet mich. Wir feiern da unten eine heiße Party.«
»Dummes Kind.« Jophiel rauschte an ihnen vorbei, und im nächsten Moment hörte Emily das Zuschlagen der Haustür.
Ein paar Augenblicke lang herrschte Stille, dann ließ Marita sich wieder auf ihren Stuhl sinken. »Also«, sagte sie fröhlich. »Weiter zum nächsten Punkt der Tagesordnung.«
»Glaubst du, damit durchzukommen?«, fragte Damian, ohne sich die Mühe zu machen, seine Zweifel zu verbergen. »Glaubst du, das beeindruckt Gott? Glaubst du, dass er jetzt von seinen Plänen für Will absieht?«
»Hast du eine bessere Idee, Teufelchen?«
Damian fuhr sich mit der Hand über das Kinn. »Ich muss Jophiel recht geben. Du weißt nicht, was es bedeutet, in die Hölle zu fahren.«
Marita winkte ab. »Ach was. Du sagtest selbst, dass kaum eine Seele in diesen Tatsitos …«
»Tartaros.«
»… in diesen Tartaros geht. Das Reich der Toten ist doch dasselbe, im Himmel wie auch in der Hölle. Nur die ganz, ganz Bösen …«
»Luzifer macht in seinem Reich, was ihm gefällt.«
Marita zeigte mit dem Finger auf ihn. »Genau! Ich glaube, er würde mich mögen. Ich könnte ihm Gesellschaft leisten.« Sie grinste, und Emily musste ihr zustimmen:
»So findet jeder den Platz, an den er gehört. Marita, die Höllenbraut.«
»Hey, ich bin nicht diejenige, die mit dem Sohn des Teufels rummacht. Vergiss das nicht.«
Emily ging nicht darauf ein und wandte sich an Damian. »Was war deine Idee?«, fragte sie ihn. »Du wolltest mit Jophiel darüber sprechen.«
Damian verzog das Gesicht, als bereitete es ihm Schmerzen daran zu denken. »Na ja«, murmelte er und spielte an dem Tischdeckchen herum. Zum Glück war ihre Mutter nicht da. So etwas machte sie wahnsinnig. »Ich dachte mir, wenn Will zu gut für einen Menschen ist, wenn seine Seele zu rein ist, dann muss er einfach nur …«
»… böse werden?«, ergänzte Emily ungläubig und fühlte beinahe körperlich, wie ihre letzte Hoffnung schwand. »Wie stellst du dir das vor?« Sie musste sich zusammenreißen, nicht wütend zu werden. »Soll er vielleicht jemanden umbringen, damit er als Schutzengel nicht mehr infrage kommt?«
Damian presste die Lippen zusammen. »Nein«, sagte er schließlich. »Ich dachte eher an etwas Ähnliches wie Marita.«
»Na, super!«
Ihr Einwurf
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