Teufelstod: Band 2 (German Edition)
nötig in die Klasse. Sie wollte Annie zu gerne anschreien, doch sie wollte keine Szene machen, noch dazu, da die Worte nicht für den Rest der neugierigen Schüler bestimmt waren. Es wunderte sie daher nicht sonderlich, dass sie sich an diesem Tag immerzu verfolgt fühlte. Immer wieder meinte sie, aus den Augenwinkeln eine Bewegung zu erkennen, aber wenn sie sich umdrehte, war niemand zu sehen. Luzifer verhielt sich seit seinem Anschlag im Café beunruhigend still. Jophiel war der Ansicht, der Teufel plante irgendetwas, und auch Emily fürchtete, dass der nächste Zug Luzifers nicht lange auf sich warten lassen würde. Im Moment musste sie den Schultag schon mal in Begleitung von Höllenhunden überstehen. Die Bestien waren anscheinend von ihren unschönen Gefühlen gegenüber Annie herbeigerufen worden. Noch vor der ersten Stunde klappten zwei Schüler zusammen und mussten zur Schulschwester gebracht werden. Emily gab sich von da an größte Mühe, fröhlich zu sein. Die Höllenhunde konnten zwar kaum etwas Schlimmeres anrichten, als einem Albträume zu bescheren, aber das genügte völlig, um sie Luzifer nicht vergessen zu lassen. Die Bedrohung durch Gott schwebte ohnehin allgegenwärtig über Will, Luzifer war jedoch auch noch da, und er würde seinen Sohn bestimmt nicht aufgeben. Worauf wartete er?
In der Klasse ging es sonderbar weiter. Die gesamte Anhängerschaft Maritas trug ein Kruzifix um den Hals, und Emily war sicher, dass der Rest der Schule diesem Beispiel der Modeikonen schon am nächsten Tag folgen würde. Also hatte Marita beschlossen, den Kampf gegen Luzifer zu beginnen. Herausgeputzt wie eh und je, war sie wieder ganz in ihre alte Rolle geschlüpft. Auch in ihrem Verhalten war sie ganz die Alte. Wenn sie nicht gerade Emilys dunkle Ringe unter den Augen und ihre Blässe kritisierte, ignorierte sie sie. Nicht dass das Emily gestört hätte. Nach dem unfreiwilligen Treffen am Vortag hatte sie genauso wenig Lust, falsche Freundschaft und Verbundenheit zu heucheln. Umso überraschter war sie in der folgenden Pause. Emily flüchtete vor einer Begegnung mit Annie und den über Will tratschenden Schülern zu den Toiletten, wo sie sich im Spiegel betrachtete. Leider musste sie dort feststellen, dass Marita recht hatte. Sie sah wirklich gruselig aus. Im nächsten Moment verfluchte sie ihren Gedanken an die Höllentussi aber schon, denn die Tür flog auf, und Marita stolzierte herein.
»Wenn man vom Teufel spricht«, murmelte Emily vor sich hin und hob ihren Rucksack vom Boden auf. »Oder denkt«, fügte sie noch hinzu und wollte hinausgehen, doch Marita versperrte ihr den Weg.
»Warte!«, befahl sie hochmütig, marschierte an ihr vorbei zu den Kabinen und stieß eine Tür nach der anderen auf, bis sie sich davon überzeugt hatte, dass sie allein waren. Na, großartig!
»Was willst du?«, fragte Emily ungeduldig und warf einen sehnsüchtigen Blick zur Tür. Da war ihr ja sogar eine Begegnung mit der verräterischen Annie noch lieber. »Modetipps? Keine Sorge, ich trage schon lange meine Kreuzkette.«
Marita nickte. »Und auch der Rest der Stadt wird welche tragen. Das ist kein Spiel, Emily, wir müssen uns einen Schlachtplan ausdenken.«
» Wir ?« Emily meinte, nicht richtig gehört zu haben, aber Marita sah sie ernst an.
»Diese Viecher haben meinen Bruder angegriffen«, erinnerte sie Emily. »Sie haben ihn aus der Welt gerissen. Ein unschuldiges Kind. Eine Frau ist gestorben. Wir müssen etwas unternehmen. Ganz zu schweigen von Will! Es sind Dinge im Gange, zwischen Himmel und Hölle, und wir stehen mittendrin.«
»Damit erzählst du mir nichts Neues.«
Marita lachte auf. »Natürlich nicht. Du und dein Schutzengel. Der Sohn des Teufels. Du weißt, wovon ich rede. Ich liege wohl richtig in der Annahme, dass du nicht gewillt bist, deinen Freund für das Wohl aller zu opfern?«
Oh, wie sehr sie dieses Weibsbild hasste! »Da liegst du verdammt richtig! Damian ist …«
»Gut!« Marita hob beschwichtigend die Hände. »Ich bin ganz deiner Meinung. Noch dazu, weil dadurch Wills Problem auch nicht gelöst wäre. Du willst doch auch verhindern, dass er stirbt, um ein Schutzengel zu werden. Also müssen wir diesen Mächten beweisen, dass es uns ernst ist. Die Kreuzketten sind ein Anfang. Sie werden schon sehen, dass ich die ganze Stadt dazu bringe, sie zu tragen. Aber ich hab noch mehr auf Lager.«
»Was du nicht sagst.«
»Warst du bei Will? Trägt er immer noch sein Mal?«
Emily nickte, und Marita
Weitere Kostenlose Bücher