Teufelstod: Band 2 (German Edition)
Es ist ja nicht so, als hätten wir mit diesem Projekt aufgegeben, nach einer Lösung zu suchen. Doch wenigstens machen wir irgendetwas . Wenn uns noch etwas Besseres einfällt: Gut! Aber im Moment …«
Annie schüttelte den Kopf. »Ich hab nichts gegen dich, Emily«, sagte sie, wobei ihr Blick ihre Worte Lügen strafte. »Aber das hier wird Will nicht retten. Ich verschwinde.«
»Gehst du ins Krankenhaus?«
Annie nickte, und Emily beschloss, ihren Besuch bei Will noch etwas hinauszuschieben, denn sie wollte nicht gemeinsam mit Annie dort sein. Sie schlenderte zu Jophiel und Marita hinüber. Der Engel war gerade dabei, sich turmhoch vor ihr aufzubauen.
»Was erhoffst du dir davon?«, fragte er in nicht besonders engelhaftem Ton. »Glaubst du wirklich, mit einem Theaterstück gegen unseren Herrn vorgehen zu können?«
Marita lehnte sich gegen die Kletterwand und überkreuzte die Fußknöchel. »Wir werden sehen«, erwiderte sie gelassen. »Immerhin werde ich beweisen, dass Will nicht auf die böse Seite gelangen wird.«
Emily horchte auf. Also darum ging das Ganze!
»Will soll ein Schutzengel werden«, fuhr Marita fort. »Jetzt sofort, damit seine Seele nicht beschmutzt wird. Aber ich sage dir, das wird sie auch in hundert Jahren menschlichen Lebens nicht. Diese kleine Show soll das nur verdeutlichen. Das Gute wird siegen. Ich weiß es.«
»Unfug«, zischte Jophiel wütend, und Emily wunderte sich mal wieder darüber, wie die sanften meerblauen Augen bei Maritas Anblick plötzlich imstande waren, Blitze zu schleudern. »Das wird nicht funktionieren.«
»Ach nein?« Marita hob in gespielter Verwirrung die Hände. »Aber wie soll Will denn noch zu einem Schutzengel auserwählt sein, wenn er bereits einer ist?« Sie grinste Emily an, die verblüfft die Stirn runzelte. Dieser winzige Moment, dieser kurze Blick der Verschwörung: als wären sie Freundinnen! Wie gruselig. Marita schien davon nicht minder schockiert, denn sie blinzelte schnell und wandte sich wieder an Jophiel. »Will ist der Schutzengel dieser Schule«, erklärte sie ihm. »Der Schutzengel dieser Stadt. Er kann nirgendwo anders Schutzengel sein.«
»So funktioniert das nicht, Marita.«
»Schade.« Marita lächelte zu ihm hoch. »Dann muss ich wohl ernst machen. Ihr zwingt mich dazu. Die Seelen dieser Stadt stehen immer noch frei zur Verfügung. Vielleicht lasse ich sie alle in eine gewisse Richtung gehen.«
»Das vermagst du nicht.«
»Wir werden sehen.« Die beiden durchbohrten sich mit Blicken. Sie schienen von Emilys Anwesenheit überhaupt nichts mehr mitzubekommen, doch Emily war entschlossen dies zu ändern. Hatte Marita nicht vorhin noch gesagt, es wäre keine Zeit für kindische Plänkeleien? Nun, sie sollte sich lieber an die eigene Nase fassen. Was tat sie denn hier mit Jophiel?
»Auf welcher Seite stehst du?«, fragte Emily den einstigen Engel daher rundheraus. Wenn sie eine Strategie entwickeln und Will retten wollten, mussten sie wissen, wem sie vertrauen konnten. »Du bist hier, um Damian bei seinem Menschsein zu helfen und auch, um ihm gegen Luzifer beizustehen. Aber auf welcher Seite stehst du, was die Sache mit Will betrifft?«
Jophiel löste den Blick endlich von der Schulbarbie und wandte sich ihr zu. »Da gibt es keine Seiten«, erwiderte er ruhig. »Will hat eine Aufgabe, die größer ist als ein Leben als Mensch und …«
»Falsche Antwort.« Marita stieß sich von der Kletterwand ab und hüpfte hoch. Zu Emilys und Jophiels Überraschung schmatzte sie dem einstigen Engel einen Kuss auf die Wange.
»Tut mir leid, Engel«, sagte sie zuckersüß und strich mit einem manikürten Finger über die geküsste Stelle. »Für dich habe ich leider keine Rolle. Du bist in unserer Runde nicht willkommen.« Sie hängte sich bei Emily unter und zog sie mit. »Komm, Vampirchen«, sagte sie gut gelaunt. »Lass uns dem Schutzengel einen Besuch abstatten.«
Emily war viel zu perplex, um das Gespräch fortzuführen oder irgendetwas gegen Maritas Griff zu unternehmen. Sie spazierte gerade eingehängt mit Marita durch die Turnhalle! Das würde Will ihr niemals glauben. Auch Jophiel stand da wie versteinert. Emily warf noch einen Blick zurück über die Schulter. Sie hatte recht! Die gute Marita hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Wahnsinn! Reglos und angespannt stand er da. Dann hob sich seine Hand, und er berührte sacht seine Wange. Emily wandte sich ab. Oje , dachte sie und ließ die Turnhalle hinter sich. Oje, oje .
Theater
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