Teufelstod: Band 2 (German Edition)
sollte. Sie wagte aber auch nicht, sich zu ihm umzudrehen. »Mir ist schon aufgefallen, dass es zwischen den beiden knistert.«
»Was?« Ein Lachen in ihrem Rücken. »Das meinst du nicht ernst. Jophiel ist … uralt. Und Marita? Niemals.«
»Es ist das, was ich wahrnehme.« Es war leichter über die beiden zu reden, als dem Knistern in diesem Raum Beachtung zu schenken. »Ich dachte zuerst, Jophiel stünde nicht auf unserer Seite, dass er Gott einfach vorbehaltslos dient, doch … das ist es nicht. Ich habe ihm im Krankenhaus ins Gesicht gesehen. Er ist von Wills Auswahl keineswegs so begeistert wie er vorgibt. Er versucht uns das zwar weiszumachen, aber so ist es nicht. Er hat Angst um Marita.«
»Vielleicht hat er Angst um sie, weil er ein Engel ist. Sie ist eine menschliche Seele. Etwas anderes bezweifle ich.«
Emily hob die Schultern. »Keine Ahnung. Ich werde die zwei jedenfalls im Auge behalten.«
Sie drehte die Bürste in den Händen und wartete auf eine Antwort. Doch nichts geschah. Im nächsten Moment lagen plötzlich Damians Hände auf ihren Schultern. Emily zuckte zusammen und konnte nur mühsam einen Aufschrei unterdrücken. Genauso wie damals in Wills Haus rieten ihr ihre Instinkte zur Flucht. Sie war so angespannt, dass sie innerlich zitterte.
»Emily?«
»Hm?« Lediglich ein Piepsen, zu mehr war sie nicht imstande. Hinter sich hörte sie Damian leise ausatmen.
»Emily«, begann er rau. »Dieser Tag heute … Ich hab dich so vermisst. Ich konnte an nichts anderes denken als …« Er hielt inne und atmete nun hörbar ein. »Letzte Nacht … Ich hab kein Auge zugetan. Mit jeder Faser meines Körpers habe ich dich gespürt, und so etwas ist mir fremd. Mit jeder Zelle meines menschlichen Körpers und jedem Teil meiner Seele, ob nun dämonisch oder himmlisch … Ich habe dich gespürt, und das ist kaum auszuhalten.«
Emily riss die Augen auf. Langsam blickte sie hoch, und ihre Blicke trafen sich in dem Spiegel über der Kommode. Ihr Herz polterte und rumpelte in der Brust. Er drehte sie zu sich herum, sodass sie gezwungen war, ihn direkt anzusehen. Nein, sie durfte nicht flüchten, sie wollte nicht flüchten. Denn sie wusste genau, wovon er sprach.
Ihre Hand zitterte, als sie sie auf seine Brust legte. Sein Herz raste. Sein menschliches Herz. Und es gehörte ihr. Beinahe hätte sie aufgeschluchzt. Sie wusste nicht, woher diese plötzliche Weinerlichkeit kam, die von einem Moment auf den anderen in ihr hochstieg. War es vor Glück? Ja, es fühlte sich so an. Sie hatte etwas gefunden, das sie trotz all den furchtbaren Dingen um sie herum glücklich machte. Sie besaß etwas so Wertvolles und hatte selbst etwas verschenkt. Wann war das geschehen? Wann hatte sie Damian ihr Herz anvertraut und ihre Angst abgelegt? Sie konnte sich nicht erinnern, es war wohl schleichend passiert. Anfangs nur eine Liebelei, ein Traum in einem Feld aus Gänseblümchen. Damals war sie sich ihrer Liebe zu Will so sicher gewesen und hatte Damian stets als Schwärmerei und Verliebtheit abgetan. Doch jetzt war alles anders. Ihre Liebe war reifer, und die Mauer zwischen ihnen war endlich fort.
Ihr Blick traf den seinen. Konnte er es sehen? Konnte er sehen, dass nichts mehr zwischen ihnen stand? Er suchte danach, sie konnte es deutlich erkennen und spüren. Stumm stellte er die Frage: Bist du wirklich bei mir?
Emily holte abgehackt Luft.
»Ja«, beantwortete sie seine unausgesprochene Frage, und Damian verstand. Ihre Antwort würde immer nur »Ja« lauten. Jetzt wusste sie, dass diese zitternde Anspannung in ihrem Körper nicht von dem Wunsch zur Flucht herrührte. Es war der Wunsch, einen Schritt weiterzugehen, nicht länger an Ort und Stelle zu verharren. Viel zu lange waren sie auf dieser Achterbahnfahrt rauf- und runtergefahren.
»Wie schnell sollte ein menschliches Herz schlagen?«, flüsterte Damian, und die Unsicherheit seiner Stimme berührte sie bis tief in ihre Seele. »Ich habe Angst, es könnte stehen bleiben.«
Ihre Mundwinkel hoben sich zu einem zaghaften Lächeln. »Keine Sorge.« Sie spürte jeden Schlag an ihrer Hand. »Das wird es nicht. Wir Menschen halten so einiges aus.«
Damian lachte auf und zog sie an sich heran. Im nächsten Augenblick lagen seine Lippen auf ihren. Sie wusste nicht, wer wen geküsst hatte, wer den Anfang gemacht hatte. Sie fanden einfach zueinander. Sanfte Leidenschaft brannte zwischen ihnen. Es war keine Explosion, kein Feuerwerk, sondern eine stetig brennende Flamme, die sie
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