Teufelstod: Band 2 (German Edition)
wärmte, jedoch nicht verbrannte. Sie spendete Geborgenheit. Emily spürte Damians Fingerspitzen über ihr Gesicht streichen, als wäre sie etwas Filigranes, Zerbrechliches.
Emily umklammerte seine Schultern, schob seine Jacke herunter und drückte sich näher an ihn. Leicht wie der Hauch des Windes fuhren seine Finger ihren Hals hinab und gruben sich unter die Träger ihres Shirts. Wie der Kuss eines Engels , fuhr es ihr durch den Kopf. Auf einmal lösten sich seine Lippen von ihren, und seine grünen Augen fingen ihren Blick ein. »Hast du vorhin wirklich ›ja‹ gesagt?«, fragte er heiser. Emily zögerte keine Sekunde. Sie hatte keinerlei Zweifel. Weg waren die Gedanken über ihr Kinderzimmer und das, wofür es stand. Dieser Raum verlor nicht seine Unschuld, nur weil sie hier die Liebe fand. Im Gegenteil. Es war der perfekte Ort.
Statt ihm zu antworten, löste Emily sich von ihm und zog ihn mit sich zum Bett. Seine Arme fingen sie ein, noch ehe sie es erreicht hatte. Er drehte sie wieder zu sich und ließ sie jeden Gedanken an das Wie, Wo und Warum bei einem weiteren Kuss vergessen. Der Duft von Wiesen und Blumen hüllte sie ein. Zusammen sanken sie zwischen die Kuscheldecken, und Emily vergaß, wo sie war, vergaß, dass jeden Moment ihre Mutter früher nach Hause kommen könnte, ja, sie vergaß sogar, dass Höllenhunde um sie herumstreichen würden. Es war egal. Damians Berührung war das einzig Reale. Seine Haut unter ihren Fingern. Nie zuvor hatte sie etwas Ähnliches gefühlt. Geschah das alles wirklich? Oder träumte sie? Aus den Augenwinkeln meinte sie einen Schatten zu erkennen, doch sie schloss die Lider und ignorierte ihn. Sie trug ihr Kreuz, ihr konnte nichts geschehen. Stück für Stück verschwand ihre Kleidung, aber die Kette blieb. Luzifer hätte den Boden aufreißen lassen können. Es wäre ihr egal gewesen. Durch nichts und niemanden würde sie sich diesen Moment zerstören lassen. Nicht ein einziges Mal flüsterte Damian ihr ein Geständnis seiner Liebe zu. Kein einziges Mal nutzte er diesen Augenblick, um ihr seine Gefühle zu offenbaren. Er sagte nicht: Ich liebe dich. Das war nicht nötig. Sie wusste es. Sie spürte es mit jeder zärtlichen Berührung, jedem Kuss mühsam beherrschter Leidenschaft, jedem fragenden Blick. Es war eine fremde Welt, so wie einst der Traum von Gänseblümchen fremd für sie gewesen war. Doch so wie Damian ihr seine Welt gezeigt hatte, hatte Emily ihm als Mensch die ihre gezeigt. Nun gingen sie gemeinsam ins Unbekannte und lernten eine neue Welt zusammen kennen.
***
»Das ist der Himmel«, flüsterte Damian und zog ihren Kopf an seine Schulter. Draußen wurde es allmählich dunkel, und ihr Zimmer war in ein Zwielicht aus kalten Blau- und Grautönen gehüllt. Emily erschien alles bunt und leuchtend. Ja, sie war im Himmel, und dieser Moment dürfte niemals vergehen.
»Es ist fast wie in meinen Träumen«, gab sie im gleichen Flüsterton zurück. Sie wusste nicht, weshalb sie so leise sprach. Irgendwie hatte dieser Moment etwas Heiliges, und sie wollte ihn nicht durch den Klang ihrer Stimme zerstören. »Auch damals wollte ich nicht aufwachen.«
Damian streichelte über ihren Oberarm, der quer über seiner nackten Brust lag. »Du musst nicht aufwachen«, sagte er. »Jetzt ist es kein Traum mehr. Es kann immer so weitergehen.«
Emily hob den Kopf. »Wirklich?«, fragte sie grinsend, doch Damian zog sie wieder an sich.
»Heute Nacht werde ich wohl eure Couch testen«, sagte er, was Emily einen eigentümlichen Stich versetzte. Sie wollte gar nicht so weit in die Zukunft denken. Nur dieser Moment zählte. Der Gedanke, sich von ihm zu lösen, war alles andere als traumhaft.
»Ich lass dich nicht gehen«, beschied sie daher. Sie spürte Damians Lachen in seiner Brust beben.
»Nein, Emily«, erwiderte er sanft. »Letzte Nacht war schwer genug. Und das hier … ändert alles. Ich kann nicht die ganze Nacht neben dir liegen, ohne zu wiederholen … Jetzt nicht mehr.« Emily wollte protestieren, obwohl sie wusste, dass auch sie sich schon jetzt nach dieser unglaublichen Nähe und Verbundenheit zurücksehnte. Doch Damian ließ sie nicht zu Wort kommen. »Bald werde ich mir eine Wohnung suchen. Irgendwas Kleines, Gemütliches, für uns beide.«
»Meine Mutter wird mich niemals zu dir lassen.«
»Oh doch, das wird sie. Sie mag mich.«
Emily hob den Kopf. Sein schläfriger Blick ließ tausende Schmetterlinge durch ihren Bauch jagen. »Vielleicht hast du recht«, sagte
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