Teufelstod: Band 2 (German Edition)
sie und stellte sich vor, wie es wäre, jederzeit mit Damian zusammen sein zu können. Ohne sich darum kümmern zu müssen, ertappt zu werden. Sie könnten einfach Zeit miteinander verbringen, gemeinsam lachen, einen Film ansehen, Popcorn essen, sich küssen und lieben. »Es wird wundervoll.« Sie streckte sich und gab ihm einen sanften Kuss. Damian zog sie näher an sich, und erneut geriet Emily in einen unheimlichen, zugleich aber auch völlig sicheren Schwebezustand. Ihr konnte nichts passieren.
Im nächsten Moment ertönte das Knirschen von Autoreifen auf Schnee. Sofort fuhr sie zurück.
»Oh mein Gott«, keuchte sie und sprang aus dem Bett. Die Decke zog sie mit sich und wickelte sich schnell darin ein. Dermaßen gekleidet stürmte sie zum Fenster und blickte hinunter in die Einfahrt. Die Scheinwerfer des Wagens ihrer Mutter gingen gerade aus! Warum war sie so früh zurück? Doch es blieb keine Zeit, darüber nachzudenken.
»Schnell!«, keuchte sie und sammelte Damians Kleidung auf. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Damian sich erhob. Für Befangenheit über seinen Anblick war nicht der richtige Zeitpunkt, auch wenn sie auf der Suche nach weiterer Kleidung ihren Blick immer wieder über ihn gleiten ließ. Sobald sie meinte, alles gefunden zu haben, schob sie ihn aus der Zimmertür ins Bad gegenüber. »Meine Mutter wird glauben, du bist nach der Arbeit gleich unter die Dusche.«
Damian hob die Augenbrauen. »Aber ich hab bei der Arbeit geduscht!«
»Das weiß sie doch nicht! Schnell jetzt!« Sie schloss die Tür hinter ihm und wollte gerade zurück ins Zimmer laufen, da öffnete sich die Tür erneut, und Damian steckte seinen Kopf heraus. Er grinste. »Emily?«
Sie würde ganz sicher jeden Moment vor Angst tot umfallen. »Ja?«, fragte sie ungeduldig. Er packte ihr Handgelenk, zog sie mit einem Ruck zu sich und küsste sie. Emily sank vor Schwäche gegen seine Brust. Nein! Nicht jetzt!
»Ab unter die Dusche!«, zischte sie, ertappte sich aber ebenso bei einem Grinsen. Damian zwinkerte ihr zu und schloss endgültig die Tür hinter sich. Emily rannte zurück in ihr Zimmer. Ihr Herz war kurz vorm Zerspringen, ihr Puls pochte in ihrem Hals und in den Schläfen, bis ihr schwindlig wurde. Wieso waren ihre Hände so ungeschickt? Sie brauchte dreimal so lange wie sonst, um in ihre Kleidung zu schlüpfen. Unten hörte sie die Haustür ins Schloss fallen.
»Emily?«
»In meinem Zimmer!« Sie zog den Reißverschluss ihres Sweaters hoch und knöpfte die Jeans zu.
»Ich hab dir Kuchen mitgebracht! Ist Damian schon da?«
Ein hohes Keuchen entfuhr ihr. »Ja! Ist er!« Alles um sie herum begann sich zu drehen. Verzweifelt suchte sie ihr Zimmer nach verräterischen Spuren ab. Gehetzt faltete sie die Decken neu und zog das Laken glatt. Was noch? Was noch?
Schritte auf der Treppe.
Emily rannte zum Schreibtisch, nahm Block und Stift. Dann stürmte sie zum Fenster und riss es auf. Frische Luft. Nichts durfte ihrer Mutter einen Hinweis geben. Denn ihre Mutter war ein Profi, gleich einem Polizeispürhund.
Das Knarren der sich öffnenden Tür.
Emily plumpste auf die Fensterbank, hob ein Bein hoch, legte den Block auf ihr Knie und setzte den Stift an.
Ihre Mutter erschien in der Tür. »Hi, mein Schatz.« Sie lächelte ihr zu.
Emily lächelte zurück, obwohl sie fürchtete, dass es eher eine Grimasse war. »Hi.« Kaum mehr als ein Piepsen.
Die Augenbrauen ihrer Mutter zogen sich zusammen. »Wieso sitzt du am offenen Fenster?«
Emily drehte sich um, spürte die Schneeflocken, die ihr ins Gesicht fielen und sah wieder zurück zu ihrer Mutter. »Ähm … Die Scheibe hat … das Bild … das Licht hat reflektiert. Es ist … es ist besser, wenn nichts zwischen mir und meinem Motiv ist.«
Ein missbilligendes Kopfschütteln. »Dann zieh dir wenigstens eine Jacke an. Meine Güte, du wirst noch krank.«
»Okay. Mach ich.« Bam, bam, bam. Ihr Herz raste vor sich hin.
Der Blick ihrer Mutter wanderte durch ihr Zimmer. Bam, bam, bam, bam.
»Komm runter, wenn du fertig bist. Und sag Damian Bescheid, wenn er aus dem Bad kommt.«
»Okay.« Ihre Stimme wurde immer schriller.
Ihre Mutter lächelte und machte Anstalten zu gehen. Doch da fiel ihr Blick plötzlich auf den Boden.
»Wieso liegt Damians Jacke hier?«
Bam, bam, bam, bam, bam. »Seine Jacke?« Sie räusperte sich, versuchte ihrer Stimme einen normalen Klang zu geben. »Ähm … also … Er kam von der Arbeit und … er … er sah mich hier am Fenster und …«
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