Teufelswasser
wässriger .»
XXVII
MAN WAR SOZUSAGEN weitläufig miteinander bekannt, obwohl man sich nicht gerne begegnete. Kriminalhauptkommissar Dietmar Glaser war nicht darauf erpicht, den Juwelier Eberhard Beyer aufzusuchen. Doch diesmal ließ es sich nicht vermeiden. Immerhin konnte Glaser sich an diesem Nachmittag das Vorzeigen seines Dienstausweises ersparen.
Meist mussten sich seine Kollegen von der Betrugsabteilung mit dem Juwelier befassen, dem nachgesagt wurde, mit Hehlerware zu handeln, ja sein Juweliergeschäft nur als Fassade zu benutzen. Und dennoch hatte es bis dato nie für einen Haftbefehl gereicht. Beyer war geschickt.
«Die Herren Beamten beehren mich mal wieder, sehr erfreut», witzelte er dünkelhaft, als Glaser und Lürmann eintraten. Eberhard Beyer war allein in seinem Geschäft.
«Nicht nur Sie, auch wir kennen unsere Kundschaft», konterte Glaser.
Der Laden lag in einem Gründerzeitviertel Bambergs, allerdings in einem Rückgebäude, zu welchem Kunden nur durch eine Toreinfahrt zu gelangen vermochten. Die Ladentheke war zwar breit, aber bis auf eine Freifläche von etwa einem Meter, hinter der Beyer die Kommissare empfing, mit halbhohen Vitrinen zugestellt. Zwei bodenlange Vitrinen standen links und rechts im Kundenraum, an den Wänden waren Schrankvitrinen angebracht.
Trotz der Enge war alles erstaunlich distinguiert und staubfrei. In den Vitrinen wurden die unterschiedlichsten Schmuckstücke mit und ohne Schatulle angeboten, Ringe, Ketten, Anhänger, Broschen oder Anstecknadeln, selbst Uhren waren darunter. Dennoch wirkte das Geschäft nicht übervoll, sondern eher großzügig eingerichtet, und die Ware schien angemessen sortiert zu sein. Ein Durchgang hinter der Ladentheke ermöglichte den Blick auf einen Werkstatt-Tisch, auf dem sich wohlgeordnet eine Lupe, Zangen, Pinzetten und eine Goldwaage befanden.
«Ich habe neue Armbanduhren hereinbekommen; wenn Sie Interesse haben. Garantiert Markenfabrikate, keine Imitationen, keine Raubkopien», versicherte der Juwelier. «So etwas kommt mir nicht auf den Ladentisch.»
«Höchstens darunter», raunte Glaser. Dann sagte er laut zu Beyer: «Nein danke, wir sind an Steinen interessiert.»
«An guten Steinen ist das Angebot immer knapp.»
«Sie wären also nicht abgeneigt, wenn Ihnen jemand Ware anbieten würde.»
«Kommt drauf an, wer.»
Eberhard Beyer ließ sich ähnlich wie Dietmar Glaser einen Oberlippenbart stehen, hatte ihn jedoch an den Mundwinkeln entlang ganz fein nach unten bis zum Kinn ausrasiert. Er hatte bestechend helle Augen, dunkles adrett gelocktes Haar, gepflegte Hände, war 1,84 groß und 54 Jahre alt. Glaser und Lürmann wussten das genau, denn es existierte eine Akte über ihn. Er drehte mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger der linken Hand an seinem goldgefassten Siegelring, den er am Ringfinger der rechten Hand trug. Lürmann kam der Begriff «Sphragistik» in den Sinn, mit dem Laubmann ihn vor kurzem aufgezogen hatte.
Kommissar Glaser präsentierte stumm das blaue Samtsäckchen aus dem Sakrarium und ließ die sechs Steine vorsichtig auf die Glasoberfläche der Ladentheke gleiten. Die Edelsteine waren bereits erkennungsdienstlich behandelt worden. Ausschließlich die Fingerabdrücke Reinhold Müllers waren darauf gewesen. Zudem auf dem Blatt mit der Liste der Juweliere.
Beyer warf, ohne sich zu rühren, einen Blick auf die Steine. «Smaragde, Rubine, Saphire. Keine schlechte Qualität, sofern sie echt sind.»
Lürmann wurde ärgerlich. «Die sind echt! Das ist Einsa-Qualität, 15 Karat und äußerst behutsam aus den Metallfassungen herausgelöst.»
Der Juwelier reagierte gewohnt zurückhaltend. «Wie gesagt, solche Qualität hab ich momentan nicht auf Lager.»
«Aber Sie wüssten jemand, von dem Sie Steine dieser Art erwerben könnten.»
«In unserer Branche sind wir auf gute Kontakte angewiesen.» Eberhard Beyer lächelte verbindlich. «Sie in Ihrer doch auch.»
Glaser hatte eine Kopie des Juwelier-Verzeichnisses aus dem Sakrarium und ein Porträtphoto des Mesners bei sich, das der Erkennungsdienst aus dessen Wohnung mitgenommen hatte. Beides legte er Beyer in umgekehrter Reihenfolge vor. «Trifft es zu, dass Ihnen dieser Herr, Reinhold Müller, am 15. Februar, wahrscheinlich dieses Jahres, zwei Saphire sowie am 23. März zwei Smaragde angeboten hat und dass Sie ihm die Steine für jeweils 4000 Euro, also
2000 pro Stück, abgekauft haben?»
Der Juwelier widersprach keineswegs, denn warum sollte er es abstreiten? Das
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