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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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nicht gewusst. Ich war halt immerzu verhindert.»
    «In Frauenroth warst du in Begleitung einer anderen Frau. Für die hattest du anscheinend Zeit!»
    «Das war rein dienstlich», wimmerte Philipp.
    «Als Moraltheologe?»
    «Nein, als ‹Kriminalbeamter›.» Philipp versuchte es mit Ironie, wovon sich seine Cousine nicht beeindrucken ließ. «Ich habe mehrfach in Elisabeths Hotel angerufen; aber sie war schon abgereist, ohne eine Nachricht für mich zu hinterlassen.»
    «Das find ich sehr gut, dass Elisabeth abgereist ist. Das hätt' ich genauso gemacht. Du bist ein solcher Idiot, eine so schöne und gebildete Frau vor den Kopf zu stoßen. Welche Frau außer mir und Elisabeth interessiert sich denn sonst für dich? Aber anscheinend will der Herr Theologe lieber Priester werden.»
    Philipp flüchtete sich in die Literatur: «Ich hab immer geglaubt, ein Frauenzimmer lässt sich lieber vom Teufel abküssen als ein anderes weibliches Wesen schön zu nennen; meint jedenfalls Gogol.»
    «Der kennt die Frauen nicht; gegen die Männer halten wir zusammen.»
    Philipp zupfte unlustig an seiner Wolljacke herum. «Jetzt wird sie wohl bald wieder in Neuseeland sein.»
    «Da sieht man mal, was für ein Ignorant du bist. Sie wird ab jetzt in Erlangen wohnen, weil sie eine Stelle am neuen ‹Spix-und-Martius-Institut› bekommen hat. Aber das ist unserem Herrn ‹Kriminalbeamten› sicher entgangen!»
    «Davon hat sie mir nie etwas geschrieben.» Philipp war verstört. Doch in seinem Innern keimte Hoffnung.
    «Sie wollte dich damit ebenfalls überraschen, du Dummkopf!»
    «Und was soll ich jetzt machen?»
    «Das überleg dir mal selbst, wie du die Sache wieder einrenkst. Blumen allein tun's jedenfalls nicht, das kann ich dir gleich sagen.»
    Philipp erinnerte sich an das Geschäft für Damenwäsche. «Soll ich ihr hübsche Dessous kaufen? Ich hätte da einen Kontakt.»
    «Um Gottes willen! Das wäre wirklich zu plump. – Denk weiter nach!»
    «Könnten wir nicht zwischenzeitlich was essen gehen; da kann ich besser denken?»
    «Höchstens einen Salat; du hast ja noch gar nichts abgenommen. Wie soll ich das bloß deiner Mutter beibringen? Die macht sich nämlich schon Sorgen wegen deiner Kleidung, weil sie denkt, dass dein Umfang durch die Kur um zwei Größen kleiner geworden ist.»
    « Nur ein Hauch sind die Menschen, die Leute nur Lug und Trug. Auf der Waage schnellen sie empor, leichter als ein Hauch sind alle. Psalm 62.»
    «Lass deine theologischen Spitzfindigkeiten. Die imponieren uns Frauen überhaupt nicht.»
    «Ich weiß», seufzte Philipp Laubmann, «die Frauen stellen immer nur Ansprüche, und die Männer haben sie zu erfüllen. Aber sie haben sie so zu erfüllen, dass die Frauen nicht merken, dass sie Ansprüche stellen.»
    ***
    Das Taxi, das Gabriela Schauberg vom Hotel abgeholt hatte, hielt vor dem Kissinger Gradierwerk. Sie stieg aus, und der Wagen entfernte sich. Der Gradierbau erhob sich wie ein Koloss vor ihren Augen. Das hochgepumpte solehaltige Wasser tropfte in Tausenden von Rinnsalen über die Schwarzdornreiser herunter. Sie war ganz für sich. Kein Mensch war weit und breit zu sehen. Die aufziehende Dunkelheit wurde nur vom Licht der Laternen durchbrochen, welche entlang des von der Stadt hierher führenden Spazierwegs aufgereiht standen.
    Die Lichtfinger weniger Scheinwerfer, die das technische Denkmal anstrahlten, versanken am Ende in der Schwärze dieses künstlichen Labyrinths. Ein Holzschild vor einer schlichten Absperrung informierte, dass das Gradierwerk von Oktober bis April zwischen 18 und 9 Uhr sowie von Mai bis September zwischen 20 und 7 Uhr geschlossen sei.
    Ein seltsamer Ort für einen nächtlichen Ausflug. Sie schlüpfte unter der Absperrschranke hindurch und verschwand im dichten Gewirr der Schwarzdornreiser. Hier war sie erst recht nicht in der Lage wahrzunehmen, ob sie beschattet wurde. Doch selbst mit Hilfe des Nachtsichtgeräts, in welchem alles wie in einen grünlichen Schimmer getaucht erschien, war auch sie nun nicht mehr zu erkennen, zumindest nicht aus der Ferne.
XXXV
    SIE HATTE ES LANGSAM SATT. Andauernd dieses Hin und Her. Fast täglich mussten sie, in wechselnder Besetzung, von Kissingen nach Bamberg und von Bamberg nach Kissingen fahren. Immer diese langweiligen Autobahnfahrten. Heute sogar zweimal. Am frühen Vormittag waren sie nach Bamberg gekommen, am späten Nachmittag mussten sie sich wieder in Bad Kissingen einfinden.
    Oberkommissarin Vogt hatte den Dienstwagen gefahren,

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