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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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fröhlich. Überwiegend fanden sich Frauen zu den Kursabenden ein; und die umschwärmten den Prälaten geradezu, obgleich er den Umgang mit Frauen nach wie vor nicht beherrschte, und bestürmten ihn nach den Bibelstunden mit ihren kleineren oder größeren seelischen Anliegen, ihren Glaubens- und Lebensfragen, mit all ihrem schicksalhaften Hoffen und Hadern. Albert Glöcklein referierte in seinen Kursen über wechselnde Themen aus der Heiligen Schrift, die anschließend in der «Aussprache» gut auf die heutige Zeit bezogen werden konnten, wie etwa das Thema «Frauen im Umkreis Jesu – Frauen im Umkreis der Kirche».
    Auch an diesem Abend trat Glöcklein, nach der Beendigung aller Gespräche und dem Verzehr des Abendessens, bei schon anbrechender Dunkelheit vor das Hotel und atmete die frische Luft genüsslich ein. Der Portier, Herr Eckhardt, hatte ihm zum Abschied zugewunken. Der Prälat und er ähnelten sich in der Statur.
    Albert Glöcklein, im schwarzen Mantel, dachte an nichts Böses, schon gar nicht an die Mordfälle, sondern wiegte sich im Erfolg seiner vollbrachten theologischen Arbeit. Unvermutet kam Gabriela Schauberg, die bereits seit Stunden wieder in Bad Kissingen war, aus dem Hotel, eilte, ohne ihn zu sehen, in einigen Metern Entfernung an ihm vorbei und strebte einem wartenden Taxi zu, einem beigen Kleinbus. Sie trug die taubenblaue Tracht mit dem Schleier, was Glöcklein ungewöhnlich schien, hier, außerhalb des Säkularinstituts. Noch merkwürdiger erschien es dem Prälaten, dass Gabriela Schauberg dem Taxifahrer, bevor sie wegfuhren, ein größeres Kuvert überreichte.
    Ja, der Prälat wunderte sich eminent; denn gestern Abend, also nach der ersten Bibelstunde dieser Woche, hatte er etwa zur gleichen Zeit genau eine solche Szene schon einmal beobachtet, nur dass Frau Schauberg gestern dem Fahrer kein Kuvert ausgehändigt hatte. Glöcklein hatte sich am vorherigen Abend nahe dem Hotel noch mit einer Teilnehmerin seines Bibelkurses unterhalten. Zudem hatte er am gestrigen Mittwochabend gesehen, wie kaum eine Minute später die Kommissare Glaser und Lürmann, die er von früheren kirchlichen Mordfällen her kannte, am Hotel vorüberfuhren. Und ihr Wagen, mit Lürmann am Steuer, hatte dieselbe Richtung wie das Taxi eingeschlagen, als ob es von ihnen verfolgt würde.
    Prälat Glöcklein hatte keine Ahnung, was da vor sich ging. Und vom Besuch Laubmanns und Schaubergs bei Otto Trautmann am Donnerstagnachmittag ahnte er ebenfalls nichts. Selbst über die diversen Befragungen und Vernehmungen, welche die Kommissare vorgenommen hatten, war er nicht in Kenntnis gesetzt worden. Manchmal fühlte er sich wie in einer Diaspora. Zu Hause in seiner Erzdiözese wären die Informationen nur so geflossen.
    ***
    Philipp Laubmann war nach der Befragung Beatrice Oberangers nicht mit Ernst Lürmann nach Kissingen zurückgekehrt. Lürmann war unverzüglich mit dem Dienstwagen losgefahren. Laubmann hatte sich hingegen verpflichtet gefühlt, noch im Wollgeschäft seiner Cousine vorbeizuschauen, denn sie hatte ihm einen Brief geschrieben, den er in seiner Kissinger Pension vorgefunden hatte. Am späten Abend wollte er dann, wie Gabriela Schauberg am Nachmittag, die Bahn benutzen.
    Laubmanns Cousine Irene hatte kategorisch darauf bestanden, dass er sich für sie Zeit zu nehmen habe. Nun saß er kleinlaut auf einem Sessel im hinteren Teil ihres Ladens und hörte sich eine Standpauke an. Um ihn herum waren Wollknäuel aufgeschichtet. Irene Laubmann hatte sich nicht zu ihm gesetzt, sondern lief auf und ab, um ihrer Rede Nachdruck zu verleihen und anbei Neuware einzusortieren. Das hellbraune Wollkleid, das sie anhatte, passte zu ihren brünetten Locken.
    «Du bist doch kein Kriminalbeamter, sondern immer noch Moraltheologe und Habilitand!», schimpfte sie.
    Philipp entschuldigte sich matt: «Ich hab dich aber mal anzurufen versucht.»
    «Wann?»
    «Vorgestern Abend.»
    «Da hab ich keine Lust gehabt, abzunehmen.»
    «Zum Abnehmen verspür' ich auch nie Lust.»
    Irene ließ sich nicht beirren. «Du hast uns versetzt, mich, deine Mutter und Elisabeth. Und zwar permanent. Dabei hatten wir uns die Überraschung, dich während unseres Wellness-Wochenendes in Bad Kissingen zu besuchen, so wunderbar ausgemalt. Wir haben uns zwar auch ohne dich vergnügt, aber Elisabeth war arg enttäuscht. Auch darüber, wie du dich in Frauenroth benommen hast.»
    Philipp schluckte und versank regelrecht zwischen der Wolle. «Das hab ich doch alles

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