Teufelswasser
Bruch gegangen ist. Womöglich haben Sie sich bloß gewehrt, weil er Sie bedrängt hat, belästigt hat; oder kommt so etwas nicht vor?»
Die Badegehilfin war fassungslos. «So etwas ist mir nie passiert …»
«Ich habe noch gehört», griff Philipp Laubmann ein, «wie sich Herr Müller entschuldigt hat.»
«Wegen der Belästigung?», setzte die Kommissarin nach.
«Wegen des Glases! Er war ein so netter, harmloser Mensch.»
«Wir werden trotzdem in unseren Datenbanken nachsehen, ob Herr Müller diesbezüglich schon einmal auffällig geworden ist. Vielleicht auch unter einem anderen Namen. Unsere Pathologin wird von der Leiche die Fingerabdrücke nehmen.»
Doch dieses Mal ließ Laubmann nicht locker. «Außerdem hat zu der von Ihnen vermuteten Tatzeit für einen kurzen Moment ein Arzt die Tür zu meiner Kabine geöffnet, was ich erst wahrgenommen habe, als er sie fast wieder geschlossen hatte. Und er ist gleich darauf in die Nachbarkabine zu Herrn Müller gegangen. Wenn ich nicht so müde gewesen wäre, hätt' ich besser aufgepasst – bei meiner Seel!»
«Haben Sie das wenigstens gesehen, dass dieser angebliche Arzt bei Herrn Müller war?»
«Wiederum nur gehört. Leider.»
‹Oder erfunden›, dachte sich Kommissarin Vogt. Sie fragte anschließend die beiden Angestellten des Alten Kurbads, wer alles Zutritt zu den Kabinen und dem dortigen Durchgang habe. «Wie heißt der Gang noch mal?»
«Der Bedienergang», formulierte die Badegehilfin Brender fachgerecht.
Dr. Pabst nahm seine Kollegin verbal aus der Schusslinie, indem er die Ausgangsfrage der Kommissarin beantwortete. «Es sollte zwar nicht sein, aber der Bedienergang wird hin und wieder als Abkürzung benutzt. Im Grunde kann also jede der im Haus tätigen Personen an den Kabinen vorbeigehen. Und somit auch unbekannte Leute; denn die obere Etage ist an Masseure und Krankengymnasten vermietet. Wer da gerade eine Aushilfe oder Vertretung beschäftigt, entzieht sich weitgehend unserer Kenntnis.»
Laubmann war interessiert: «Sie meinen, jemand kann mit dem Gebäude und näherhin mit dem Bedienergang vertraut sein, obwohl niemand vom übrigen Personal ihn oder sie kennt?»
«Richtig.»
Kriminaloberkommissarin Vogt beauftragte nun ihrerseits die Polizeiobermeisterin Hilder, die sich nicht von der Stelle gerührt hatte, draußen nachzuschauen, ob Staatsanwalt Geißler noch im Hause sei. «Richten Sie ihm bitte aus, wir benötigen eine Aufstellung aller hier im Gebäude beschäftigten Personen. Uns liegt bisher nur eine Liste der Angestellten des Kurbads vor. Zudem brauchen wir Durchsuchungsgenehmigungen für die vermieteten Praxisräume.»
Als die Polizeiobermeisterin dienstbeflissen den Aufenthaltsraum verlassen hatte, hakte die Kommissarin bei Philipp Laubmann nach. «Können Sie den Arzt beschreiben, den Sie in Ihrer Kabine wahrgenommen haben wollen?»
Laubmann war sofort eifrig bei der Sache. «Ich hatte natürlich meine Brille nicht bei mir, und er hat im selben Moment die Glastür von außen schon wieder zugemacht, als ich sozusagen wach geworden bin. Aber ich hab doch einiges gesehen.» Er schloss noch einmal die Augen, um sich jene Konstellation zu vergegenwärtigen. «Er hatte ein weißes Hemd an und eine weiße Hose … wie Dr. Pabst hier.»
«Ich bitte Sie, was soll das jetzt?», konterte Pabst gereizt.
«Nein, er hatte eine ganz andere Statur als Sie … massiger. Und er hatte einen dunklen Bart. An seine Kopfhaare respektive ihre Farbe kann ich mich allerdings nicht erinnern … nur an eine getönte Brille … und ich meine, ich habe so einen dieser halb durchsichtigen Handschuhe an seiner Hand gesehen, wie Ärzte sie bei Untersuchungen tragen. – Reinhold Müller, daran erinnere ich mich sicher, hat ihn gefragt, ob er auch Arzt sei; das heißt, Herr Müller hat ihn nicht gekannt. – Ob ich den Arzt freilich wiedererkennen würde, weiß ich nicht.»
Der Kommissarin war bei den Worten Laubmanns etwas aufgefallen. «Herr Dr. Pabst, Sie haben im Verlauf dieser Befragung betont, das Opfer nicht gekannt zu haben. Dr. Laubmann sagt nun aus, dass dem Opfer der eintretende Arzt ebenfalls unbekannt war. Lässt das nicht den Rückschluss zu, dass Sie der Arzt gewesen sein könnten?» Sollte dieser Pabst ruhig noch ein bisschen mehr gereizt werden.
Der war nun spürbar aufgebracht und fand, wie schon mehrfach in dieser Runde, für einen wortkargen Mann sehr viele Worte. «Wer, bitte, war dann bei Herrn Laubmann; denn ich war's nicht? Herr Dr.
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