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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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erfahren, ob sie in Bad Kissingen bleibe.
    «Ja, wahrscheinlich schon.»
    Laubmann seinerseits war sich dessen gewiss. «Die Sachlage ist viel zu aufregend, um überstürzt abzureisen.» – Er bemerkte nicht, wie überdreht er seit Stunden reagierte, weil ihm der miterlebte Tod des Mesners doch mehr nahegegangen war, als er glaubte. Es sollte dauern, bis ihm dies bewusster wurde.

IX
    SIE HATTEN SICH NICHT VERABREDET. Als Hauptkommissar Glaser am späteren Samstagvormittag in seine Bamberger Polizeidirektion kam, einen mächtigen, frisch renovierten Gebäudekomplex des Historismus, traf er Kommissar Lürmann schon beim Aktenstudium an. Keinem von ihnen ließ der aktuelle Mordfall im Säkularinstitut Ruhe. Und ein dienstfreies Wochenende war in einer so frühen Ermittlungsphase absolut verlorene Zeit. Jetzt fielen die Entscheidungen. Für Ernst Lürmann als Single war das kein Problem; bei Dietmar Glaser jedoch protestierte der Familienanhang regelmäßig.
    Ihre geräumigen Büros lagen nebeneinander, und die Verbindungstür stand offen. Glaser hatte seinen Mantel in den Schrank gehängt und mit einem Taschenkamm die Haare geglättet, denn draußen war es windig gewesen, sowie den Oberlippenbart nachgezogen, und zwar vor dem Spiegel über dem Handwaschbecken in einer Ecke seines Büros. Dort lehnte auch sein Stockschirm an der Wand.
    Christine Fürbringer, die Sekretärin, war nicht im Vorzimmer, denn sie hatte sich ihr freies Wochenende nicht verderben lassen wollen. Kommissar Lürmann hatte am Faxgerät die ausgedruckten Blätter selber abgeholt. Eine Anfrage der Oberkommissarin Vogt aus Bad Kissingen.
    Lürmann zeigte dem Kollegen Glaser die Faxausdrucke, nachdem er mit einer Tasse Kaffee in der Hand zu ihm ins Zimmer gekommen war. «Die Kollegin vermutet eine Verbindung zu unserm Fall. In Kissingen gab's nämlich auch eine Wasserleiche – eine Moorwasserleiche.»
    «Moorflächen dort wären mir neu.» Glaser schaute skeptisch.
    «Kein Moor, sondern eine Wanne voller Moorwasser mit einer Leiche drin.»
    «Schöne Abwechslung für die Kollegin. – Und worin besteht die Verbindung zu uns?»
    Ernst Lürmann lächelte wissend. «Der Tote, Reinhold Müller, war Mesner in Bamberg, in Alt-Sankt-Anna.»
    «Ist dieser Müller nicht der …?»
    «… genau, der Zwillingsbruder unserer Toten aus dem Säkularinstitut!»
    «Hatten nicht die Frauen des Instituts vor, ihn darüber zu informieren, dass seine Schwester tot ist?»
    «Das hat diese Frau Schauberg, mit der wir auch reden wollten, gestern anscheinend versucht. Aber sie ist um ein paar Stunden zu spät gekommen.» Lürmann ging kurz nach nebenan in sein Büro und holte einen Eckspanner mit der Bamberger Mordakte darin sowie zwei weitere lose Blätter aus dem Faxgerät, um sie seinem Kollegen zu präsentieren. Auf den beiden Blättern waren die Vorder- und die Rückseite des Personalausweises von Reinhold Müller abgebildet.
    «Seine Identität ist uns doch schon bekannt.» Glaser wunderte sich, dass Lürmann damit so wichtig tat.
    «Ich habe die Ausdrucke vom Ausweis des zweiten Opfers mit dem Ausweis des ersten Opfers, der sich bei den im Säkularinstitut sichergestellten Unterlagen befunden hat, verglichen», erläuterte Kommissar Lürmann, ließ die Gummizüge des Eckspanners oben wie unten zurückschnellen und zog aus der mitgebrachten Akte den Personalausweis der Margarete Müller.
    Kommissar Glaser betrachtete die Ausweise – den einen als Kopie, den anderen im Original – mehrere Sekunden lang eingehend und mit geschultem Blick. «Jetzt weiß ich, was Sie meinen.»
    «Die amtlich eingetragenen Geburtsdaten sind bereits an sich auffällig. Zudem fällt auf, dass sie sich unterscheiden. Bei Margarete Müller steht 00.00.1943 Berlin und bei Reinhold Müller 00.00.1942 Dresden.»
    «Das dürfte erstens bedeuten», meinte Glaser, «dass die exakten Geburtsangaben unbekannt sind, und zweitens, dass Margarete und Reinhold Müller womöglich gar keine Zwillinge waren, weil andernfalls die Jahreszahlen und die Geburtsorte nicht voneinander abweichen dürften.»
    «Und wenn es sich um Schreibfehler handelt?»
    «Bei den Endziffern vielleicht, nicht aber bei den Ortsangaben. – Das müssen wir über das Einwohnermeldeamt abklären. Beide Ausweise wurden ja in Bamberg ausgestellt.»
    Glaser wollte sich mit den Erkenntnissen zufriedengeben und dachte, dass ein möglicher Doppelmord überraschend genug für einen Tag war. Doch Lürmann hatte noch eine Überraschung

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