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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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sich elendiglich und zügellos wie ein Schwein im Trog der Reichtümer dieser Welt .»
    Zunehmend habe sie sich mit religiösen Gedanken auseinandergesetzt und schließlich eine radikale Umkehr vollzogen. Sie habe ihren journalistischen Beruf aufgegeben, sei Mitglied des Säkularinstituts geworden und habe eine Stelle als Lehrerin für Deutsch und Geschichte an einer kirchlichen Privatschule übernommen. Seit ihrer Pensionierung widme sie sich caritativen Aufgaben oder helfe Ausländern, mit der deutschen Sprache zurechtzukommen. «Am liebsten hätte ich, im Nachhinein betrachtet, Theologie studiert wie Sie, vielleicht auch in Bamberg.»
    «Das ließe sich für Sie immer noch bewerkstelligen. Wenn ich eine Professur innehätte, würde ich Sie gleich als wissenschaftliche Assistentin zu mir nehmen.» Laubmanns Angebot klang großzügig.
    «Sofern das in Zukunft noch möglich ist, Herr Dr. Laubmann.» Gabriela Schauberg machte eine bedenkliche Miene. «War nicht zu lesen, dass in Bayern Theologische Fakultäten geschlossen werden?»
    «Geistigkeit ist den Allmächtigen in Staat, Kirche und Wirtschaft seit jeher suspekt», antwortete der Theologe nicht ohne heiligen Zorn. «Dabei ist Geisteswissenschaft immer Grundlagenforschung, allerdings nur, wenn sie frei bleibt von den Gängelungen der Effizienz. – Aber keine Sorge, wir in Bamberg sind nicht von einer Schließung betroffen. Im Gegenteil. Bei uns hat sich die Kirchenleitung mit Zähnen und Klauen gewehrt.
    Unser Dekan konnte deshalb vor kurzem verkünden, dass unsere Fakultät sogar erweitert wird, und zwar durch Lehrstühle für die Kirchengeschichte Frankens, für die Jugendpastoral und die Theologie der Ökumene. Und weil der jetzige Fakultätsstandort dafür zu beengt ist, wird ein Teil der Fakultät in der ehemaligen Benediktinerabtei auf dem Michelsberg untergebracht werden – wahrlich eine würdige Nachfolge für ein in der Säkularisation aufgelöstes Kloster.»
    Gabriela Schauberg freute sich, dass ihre Befürchtungen so glanzvoll ausgeräumt werden konnten. Die Kutsche war längst an Schloss Aschach vorbeigekommen, von wo aus ein Weg zum vormaligen Zisterzienserinnenort Frauenroth führte, und verlangsamte nahe der Endstation in Bad Bocklet ihr Tempo.
    «Nur die theologische Bibliothek könnte besser ausgestattet sein», monierte Laubmann, denn er war gedanklich noch immer bei seiner Bamberger Fakultät. «Da wird staatlicherseits zu sehr an Personal, Büchern und wissenschaftlichen Zeitschriften gespart – und infolgedessen bei geistigen Inhalten!»
    ***
    Die Kutsche kam zum Stehen. In Bad Bocklet wartete bereits eine Touristengruppe, um eine Fahrt nach Bad Kissingen anzutreten. Bocklet war kleiner und überschaubarer als Kissingen, reizte jedoch durch seine biedermeierliche Ausstrahlung. Gabriela Schauberg und Philipp Laubmann gingen zu den Kuranlagen, um die Gebäude und den Park zu besichtigen. Laubmann hatte sich informiert. Gabriela hatte ihren dunkelblauen Mantel über ihr elegantes hellgraues Kostüm gestreift, Philipp einen grauen Mantel über die geschmacklose mattgrüne Wolljacke, die ihm seine Cousine Irene seit längerem auszureden versuchte. Er hatte sie entgegen ihrem Rat gekauft.
    Gabriela und er besahen sich den Fürstenbau, der aus dem Jahre 1766 stammte. Von da wandelten sie, einer Allee folgend, langsamen Schrittes auf einen Brunnentempel von 1787 zu. Als Gabriela und Philipp dort ankamen, vermischten sich die Klänge eines Kurkonzerts mit dem Plätschern des Wassers. Sie blieben stehen und schauten in die Parklandschaft, die sich zur Fränkischen Saale hin erstreckte und zu früherer Zeit in der Fläche die Form einer Mitra, einer Bischofsmütze, hatte, weil Bocklet ein unter Würzburger Domherren geschätzter Aufenthaltsort gewesen war.
    «Die Geschichte Bad Kissingens reicht freilich weiter zurück als diejenige Bad Bocklets», referierte Laubmann. «Im Jahr 801 wurde Kissingen erstmals urkundlich erwähnt und bereits im 13. Jahrhundert als ‹Stadt› bezeichnet; hab ich gelesen. Die älteste Quelle ist der Maxbrunnen; außerdem gibt es noch den Pandurbrunnen, den Rakoczybrunnen oder den Luitpold- und den Schönbornsprudel.» Philipp wollte der ‹Grande Dame› imponieren.
    «Und Bad Kissingen hat schon viele berühmte Kurgäste gesehen, das sollten Sie nicht vergessen.» Gabriela hatte sich, entsprechend ihrer früheren Profession, nämlich vorwiegend mit jenem Teil der Ortsgeschichte beschäftigt, in dem von mancherlei

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