Teufelswasser
als ich.»
«Na ja, ich weiß schon was darüber.» In seiner Bedrängnis suchte er Zuflucht bei einer unverfänglichen Geschichte. «Auf meinem Sofa, das früher in der Wohnung meiner Eltern war, hat zum Beispiel mal ein Mädchen namens Sophia Platz genommen, das ich ein wenig verehrt habe. Die zarte Sophia. Ich hab mich damals ihr zuliebe an einem Gedicht versucht, von dem mir freilich nur noch der Titel geläufig ist: Auf dem Sopha mit Sophia – Sopha , in der früheren Schreibweise mit p und h .»
«Du willst dich bloß rausreden.» Johanna blieb stur wie eine Erwachsene.
Glücklicherweise läutete im selben Augenblick das Telefon in seinem Arbeitszimmer. Philipp fühlte sich wie befreit, sprang von seinem Stuhl auf, ging hinüber und hob den Hörer ab. Es war Kommissar Lürmann, dem Philipp ein erleichtertes «Hallo Ernst!» zurief.
Ernst Lürmann war jedoch missgestimmt und warf Philipp vor, dass er telefonisch nie zu erreichen sei. «Zuerst hab ich's bei deiner Pension in Bad Kissingen versucht – nicht da; dann übers Handy, aber das hast du anscheinend wieder mal irgendwo liegenlassen.»
Laubmann und Lürmann duzten sich, seit ihn der Kommissar, im Rahmen eines Kriminalfalls, an einem Grab nahe der Bamberger Babenburg vor einem herabgestoßenen Felsbrocken in letzter Sekunde gewarnt hatte.
«Woher weißt du, dass ich derzeit eigentlich nicht in Bamberg, sondern in Bad Kissingen bin?», fragte er Lürmann.
«Uns liegt eine dienstliche Anfrage aus Bad Kissingen vor, und zwar bezüglich eines ominösen Todesfalls in einer Moorwanne, bei dem du als Zeuge genannt wirst. Und jetzt fürchtet die dortige Oberkommissarin, dass du möglicherweise flüchtig bist, weil du etwas auf dem Kerbholz hast.»
Das klang selbst für Laubmann schlüssig.
«Ich hab mich natürlich für dich verbürgt und versprochen, dass ich dich auftreiben werde», fügte Lürmann edelmütig hinzu.
Des Weiteren berichtete der Kriminalkommissar, dass es sich vielleicht um einen Doppelmord handle und dass man deswegen die Ermittlungen von Bamberg aus führen werde; denn auch im Bamberger Säkularinstitut Christen in der Welt sei eine Frau umgebracht worden, und zwar die Zwillingsschwester des Toten in der Wanne.
Laubmann verdrehte ungeduldig die Augen, weil ihm das nicht neu war, und sah dabei sein Handy auf der Kommode liegen.
Doch Lürmann war mit seiner Rede noch nicht zu Ende: «Innerhalb der Sonderkommission ‹Zwillinge› bin ich als Verbindungsbeamter eingesetzt worden. Zwischen Bamberg und Bad Kissingen. Deshalb werde ich mir in Kissingen ein Zimmer nehmen. – Ab wann bist du wieder dort?»
«Wir fahren heute, etwa in einer Stunde.»
«Wir?»
Der Theologe kam nicht umhin, ja er hatte regelrecht darauf gebrannt, von seiner neuen Bekannten aus dem Säkularinstitut zu erzählen. «Außerdem hab ich schon was läuten hören, dass ihr, Glaser und du, in den Fall involviert seid.»
Lürmanns Laune hatte sich nicht gebessert. «Du bist ja wieder mal trefflich informiert», brummte er.
«Reiner Zufall.»
«Oder eigensinnige Neugierde. – Jedenfalls sollten wir uns morgen oder übermorgen in Bad Kissingen zusammensetzen. Du musst mir den Tathergang im Moorbad genau schildern; ich will einen Bericht aus erster Hand. Und die Oberkommissarin will dich auch unbedingt sprechen.»
Derartig bestimmend hatte Laubmann den Kriminalkommissar selten erlebt. Vielleicht wäre es doch angebrachter gewesen, in Bad Kissingen zu bleiben. Allerdings zu einigen Informationen, die er als Privatmann im Säkularinstitut hatte in Erfahrung bringen können, dürfte die Polizei nur schwerlich Zugang haben.
Nachdem Philipp Laubmann aufgelegt hatte, bestürmte ihn seine Nichte Johanna gleich mit Fragen, denn sie hatte ein bisschen was aufgeschnappt. «Welche Morde? Und von welcher neuen Bekannten hast du gesprochen?»
Philipp blieb jedoch einsilbig – rein aus erzieherischen Gründen. «Ein andermal mehr davon», versprach er Johanna und bat sie beim Abschied, gegenüber «den Müttern» nichts auszuplaudern, was seinen Aufenthalt in Bamberg, die Mordfälle und seine Verstrickung darin betraf.
Das würde nur zu unnötigen Komplikationen führen, dachte er sich. Denn für Elisabeth hatte er in dieser Lage ohnehin wenig Zeit, und seine Mutter war sicher der Meinung, er sei unermüdlich mit der Gewichtsabnahme beschäftigt. Als sie die Wohnung verlassen hatten, war sein Handy abermals liegengeblieben.
Um zu dem mit Gabriela Schauberg verabredeten
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