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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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Treffpunkt zu gelangen, ging Laubmann den Domberg hinauf und wieder hinab und kam, fast absichtslos, an der Elisabethenkirche vorbei. Die für Bamberger Verhältnisse recht kleine gotische Kirche – eine ehemalige Spitalkirche – hatte als Patronin Elisabeth von Thüringen, seine bevorzugte Heilige. Laubmann hatte sie für sich als seine Schutzpatronin auserkoren, weil sie – wie die Detektive – unter anderem als Beschützerin der unschuldig Verfolgten galt.
    Daher betrat er die Kirche, steckte an einem Opferkerzentisch drei lange weiße Kerzen vor einem Bildnis Elisabeths auf und entzündete sie mit bereitliegenden Streichhölzern; eine aus Dankbarkeit – was er schon lange vorgehabt hatte –, weil die Heilige ihn mit Unterstützung Lürmanns auf der Babenburg aus Todesgefahr errettet hatte; eine zweite für Elisabeth Werner, die aus Neuseeland angereist war; und schließlich eine dritte für sich selbst.

XV
    «ALT-SANKT-ANNA WAR vordem eine Klosterkirche des Franziskanerordens … und ist jetzt also eine ehemalige Franziskanerkirche. In der Säkularisation wurde das Kloster den Franziskanern vom bayerischen Staat weggenommen und zu einem ‹Aussterbekloster› erklärt, was heißt, dass man hier die Insassen mehrerer Klöster zusammengeführt hat … nein, nicht die ‹Insassen›, sondern die Ordensleute; ist ja nicht von Gefängnissen die Rede.»
    Ernst Lürmann, obwohl eigentlich Kriminalkommissar, erläuterte wie ein Gästeführer des Amtes für Tourismus, was es mit der Geschichte dieser Kirche an der Bamberger Schranne und der sich anschließenden Klostergebäude auf sich hatte. Er hatte sich anscheinend der kulturgeschichtlichen Geistesrichtung eines Philipp Laubmann angenähert, war aber ungeübter darin.
    Niemand der sonst Anwesenden hörte so recht zu. Weder Dietmar Glaser noch Juliane Vogt glaubten, dass die Geschichte dieser alten Klosterkirche für den Kriminalfall, den sie zu bearbeiten hatten, irgendwie von Belang sein könnte.
    «In dieses ‹Aussterbekloster› also mussten die Mönche einziehen, die andere enteignete Niederlassungen des Ordens hatten verlassen müssen. Und dann konnten sie hier bis zu ihrem Tod verbleiben. Das Kloster hat so lang existiert, bis der letzte Mönch gestorben war – daher der Begriff ‹Aussterbekloster›. Neuaufnahmen waren nicht erlaubt. Seit der Säkularisation ist die Kirche eine schlichte Pfarrkirche und der Klostertrakt größtenteils ein profanes Ämtergebäude.»
    Die Bamberger Kommissare hatten an diesem Dienstagvormittag die Kollegin aus Bad Kissingen zu Gast. Sie wollte sich im Fall des getöteten Mesners von Alt-Sankt-Anna vor Ort selbst einen Eindruck verschaffen und angelegentlich vorfühlen, ob sie sich auf eine freie Stelle in Bamberg bewerben könnte. Sie war mit einem zivilen Dienstfahrzeug hierhergekommen und hatte Glaser und Lürmann bei der Polizeidirektion abgeholt. Nun parkte der Wagen vor der Kirche im Halteverbot, was die drei Kommissare jedoch nicht bekümmerte. Sie alle trugen Regenmäntel, obwohl sich die Bewölkung aufgelockert hatte.
    Lürmann gefiel die dunkelblonde Oberkommissarin auf Anhieb. Er hatte ihr sofort alle Sehenswürdigkeiten der Stadt präsentieren wollen, was sie und Glaser allerdings mit Nachdruck abgelehnt hatten. Im Anschluss an die Ortsbegehung von Alt-Sankt-Anna war freilich geplant, dass Lürmann ihr nach Bad Kissingen folgen sollte, damit er dort seinen Dienst als Verbindungsbeamter der Sonderkommission aufnehmen konnte.
    «Ob Sie mich gegebenenfalls durch die Kurstadt führen könnten?», hatte er sanft fragend angedeutet.
    Aber Juliane Vogt hatte kühl reagiert. «Nur dorthin, wo's nötig erscheint.» Sie war nach den zermürbenden Erfahrungen mit ihrem vorherigen Freund heilfroh, endlich wieder solo zu sein.
    Die im Kern gotische Kirche verdeckte teilweise die angrenzenden barock ausgestalteten Klostergebäude. Auf dem Dach des Chors erkannte man einen kleinen Turm mit zwiebelförmiger Haube. Das Langhaus der Pfarrkirche trug dagegen ein spitzes Türmchen. An der Stirnseite des Langhauses, die zur Schranne wies, befand sich das Eingangsportal. Der Name «Schranne» ging auf einen vormaligen Marktplatz zurück. Der Eingang wurde von zwei Linden umsäumt, die ihre Blätter austrieben.
    In der Kirche konnte man ein Hauptschiff und zwei Seitenschiffe unterscheiden, die durch Säulenreihen abgetrennt waren. Sie liefen auf den Chor und, in dessen Zentrum, auf einen großflächigen Kreuzaltar mit drei

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