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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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mich hinstellen wie einen im höchsten Grade Spielsüchtigen, und ich hätte folglich die Konsequenzen zu tragen.»
    «Schöne Bescherung. – Und was haben die Herren von Ihnen verlangt?» Laubmann gab sich lässiger, als er sich fühlte.
    Glöcklein blickte ihn bass erstaunt an. «Sie kennen sich offensichtlich damit aus.»
    «Alles Übung. Also was?»
    «Sie haben unverhohlen von mir gefordert, dass ich meinen Einfluss in der Diözese und im Säkularinstitut geltend mache, damit die Investorengruppe um den Bauunternehmer Engel das Geschäft mit dem Institut zu einem positiven Abschluss bringen kann.»
    ‹Glöcklein, Glöcklein›, dachte Laubmann, ‹da hast du deine Nase einmal zuviel in was reingesteckt›. – «Was werden Sie tun?»
    «Das frage ich Sie, was ich tun soll.» Prälat Glöcklein zitterte. «Kann ich Polizeischutz beantragen?»
    «Das halte ich für übertrieben. Aber wenn Sie erlauben, werde ich den Kommissaren Glaser und Lürmann über den Erpressungsversuch Bericht erstatten. Ich bin sicher, einem von beiden fällt was ein.»
    «Wenn bloß mein Bischof nichts davon erfährt», lamentierte Glöcklein. Und obzwar er sich sonst nur zu gern den Mächtigen oder denen, die sich mächtig für was hielten, andiente, begann Prälat Albert Glöcklein in einem unerwarteten Ausbruch von Schwermut und Zorn zu wettern, dass Geldgier und blindwütige Wirtschaftsinteressen allenthalben überhandnähmen. Ein von prahlerischer Maßlosigkeit bestimmter Moloch, den er als ein der Transzendenz zugewandter Kirchenmann nicht gutheißen dürfe.
    Er schaute in eine imaginäre Ferne. «Allein wenn ich an meine jungen Jahre in Bamberg denke, was war das doch für ein gemütliches Städtchen. Und was ist daraus geworden? Eine Unmenge Budenzauber mit gewinnverheißender Massenabfertigung, der dreist die Etikette ‹Kultur› und ‹Romantik› angeheftet werden. Und dennoch ist es nichts als Gelärme und Hast.»
    «‹Moloch›, die unersättliche Macht, die alles auffrisst», dozierte Laubmann mehr für sich. «Höchstwahrscheinlich eine altorientalische Gottheit.»
    «Nur, an anderen Orten ist es nicht besser. Der Götze ist überall!»
    «Ich gebe Ihnen recht, das Leben ist lebensfeindlicher geworden. Aber ich hege die Hoffnung, dass sich die Maßlosigkeit eines Tages selber verschlingt.» Laubmann wollte Glöcklein aufmuntern. « Vitium est ubique, quod nimium est – In jeder Übermäßigkeit verbirgt sich auch ein Fehler ; frei nach Quintilian.»
    «Danke, ich verstehe Latein.»
    Unvermutet war Friedolin Engel durch eine der Glastüren nach außen getreten, zwangsläufig mit einer engelsgleichen Blondine im Arm. Er hatte für die Gala ursprünglich eine Misswahl vorgeschlagen, und seine momentane Begleiterin wäre seine Favoritin gewesen, doch seine Mitarbeiter hatten ihm das unangemessene Vorhaben ausreden können, zumal andernorts bei der Festveranstaltung eines Honigfabrikanten einige Wochen davor eine junge Dame zur «Bienen-Königin» gewählt worden war, was nicht nur positive Schlagzeilen gebracht hatte.
    «Ah, ich sehe, die Herrn Theologen haben sich zu einem wissenschaftlichen Meinungsaustausch verzogen. So ist's recht; wir pflegen unsere Geschäfte und Sie Ihre Theorien!», rief Friedolin Engel ihnen hemdsärmelig zu.
    «Der lässt auch keine Trivialität aus», raunte Philipp Laubmann. Er spürte freilich, dass es dem Bauunternehmer ernst damit war.

XXIII
    DER PARKPLATZ WAR GUT AUSGELEUCHTET. Nur dort, wo er von niedrigen Laubbäumen und von Buschwerk durchsetzt war, bildeten sich dunklere Winkel. Aber die ließen sich meiden. Gabriela Schauberg lief, wo es ihr die geparkten Pkws, meist Nobelkarossen, erlaubten, quer über den Platz.
    Die Investoren und Honoratioren bevorzugten tristes Silbergrau und trostloses Schwarz als Wagenfarbe. Dieses Schwarz sei natürlich nicht zu vergleichen mit dem lebensfrohen Schwarz der Kirche, sowie jenes Silbergrau – bei aller Reinlichkeit – nicht mit dem Silber als religiösem Symbol der Reinheit gleichzusetzen sei, wie ein Laubmann das komplex und kompliziert ausdrücken würde. Gabriela Schauberg war klar geworden, dass sich an der Blasiertheit der Schickeria seit ihrer Zeit als Reporterin nicht das Geringste geändert hatte. Im Gegenteil; nicht selten war zu wenig vornehme Zurückhaltung zu spüren.
    Gewiss, manche fühlten sich gezwungen, mitzuhalten. Aber wie oft zählte Ansehen mehr als Leistung, obgleich sich die Begüterten doch nur zu gern Leistungsmaximen

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