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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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gebärdenden Angst ergeben. Polizeischutz hatte sie abgelehnt.
    Laubmann, im grauen Mantel, verspürte Gewissensbisse. Er konnte sich selbst den Vorwurf nicht ersparen, dass er Gabriela nicht begleitet und stattdessen Glöckleins Drängen nachgegeben hatte. In einer Übersetzung des mittelalterlichen Textes Die Wolke des Nichtwissens hieß es: Der Teufel versuche die Menschen nicht mit etwas, das vordergründig böse sei; nein, er mache sie vielmehr emsigen Prälaten ähnlich. Der Gedanke ging Philipp durch den Kopf, und er hätte deswegen beinahe Glöcklein eine Schuld am nächtlichen Geschehen zugeschrieben.
    Philipp empfahl Gabriela, gemeinsam mit ihm die Wandelhalle aufzusuchen, weil sie dort geschützter sei. Der Täter könne eventuell noch einmal einen Anschlag auf sie verüben.
    Weder die Wandel- noch die Brunnenhalle hatte freilich schon geöffnet; aber eine der Damen, welche für die Heilwasserausgabe zuständig waren und ihren Dienst gerade begonnen hatten, schloss eine der hohen verglasten Türen unter den Arkaden für sie auf. Schauberg und Laubmann konnten sogar etwas von dem heilsamen Nass erhalten und nippten vorsichtig an ihren Gläsern, weil sie befürchteten, das Wasser sei auf nüchternen Magen nicht so bekömmlich.
    Außer ihnen waren noch keine Kurgäste anwesend. Die in großer Anzahl vorhandenen Stuhlreihen waren leer. Und das Kurorchester hatte ohnehin erst viel später als Laubmann schlafen gehen können.
    Ein Bedrücktsein kroch in Philipps Seele, als ihm bewusst wurde, wie er vor nicht allzu langer Zeit mit dem Mesner Reinhold Müller hier gestanden hatte, genau vor denselben bronze-blitzenden Brunnenröhren. Gabriela Schauberg konnte ihn verstehen. Sie fühlte sich heute Morgen kaum anders.
    Philipp brauchte ein wenig, um sich wieder auf aktuellere Fragen einlassen zu können. Doch dann war er ganz der Alte.
    «Auf dem Weg hierher habe ich darüber nachgegrübelt, ob nicht vielleicht der erste Mordanschlag in Bamberg, also der tödliche Anschlag auf Margarete Müller, in Wirklichkeit Ihnen beiden gegolten haben könnte. Schließlich wollte sie zusammen mit Ihnen den Spaziergang unternehmen. Das könnte jemand spitzgekriegt haben. – Womöglich existiert ein Komplott gegen Sie und Frau Müller.»
    «Ich war doch in der entsetzlichen Nacht gar nicht in Bamberg.»
    «Deshalb der Anschlag auf Sie in der letzten Nacht, weil der Täter oder die Täterin Sie damals nicht vorgefunden hat.»
    «Aber ich habe keine Feinde; um Gottes willen!»
    «Sie haben die Welt geseh'n in Ihrer Zeit als Reporterin, sind durchaus weltgewandt – und warum sollte Sie im Institut nicht jemand darum beneiden? Oder jemand hält es in Anbetracht Ihres Vorlebens für unpassend, dass Sie Mitglied des Säkularinstituts sind. Ähnliches mag im Übrigen auch auf Margarete Müller zugetroffen haben.»
    «Ich bitte Sie, nach so langer Zeit. Margaretes Vorleben und mein Vorleben liegen weit zurück. Außerdem habe ich Sie schon einmal davon unterrichtet, dass es bei uns keinen Neid gibt. Und so schlimm war ich nun wirklich nicht, wie Sie sich das ausmalen!»
    Laubmann wollte sachlich bleiben und trank deshalb einen Schluck des gesunden Heilwassers. «Ich wiederhole mich: Wäre allein Margarete Müller gemeint gewesen, dann wäre auf Sie kein Anschlag verübt worden.»
    Gabriela Schauberg reagierte verärgert. So weit hatte es dieser Moraltheologe wieder einmal gebracht. «Logischerweise bedeutet das – und gerade Sie akzentuieren die Logik immer –, dass in der vergangenen Nacht jemand aus dem Institut auf mich losgestürzt ist. – Ja, dann frage ich Sie, wer denn bitte? Das ist einfach irrwitzig.»
    Philipp versuchte Gabriela zu beruhigen. «Ich gebe zu, dass ich keine Lösung dafür anbieten kann. Vielleicht ist inzwischen für irgendjemand auch ein ganz neues Motiv entstanden, sodass wir uns mittlerweile um drei Motive zu kümmern hätten; eines für den ersten Mord, eines für den zweiten Mord und eines für den Anschlag auf Sie.» Er trank vor lauter Aufgeregtheit noch einen Schluck. «Oder es gilt eben für alle drei Anschläge dasselbe Motiv, zum Beispiel der Verkauf des Schlosses respektive des Schlosses und der Quelle. Letztendlich sind Sie dagegen.»
    «Da hätte ein Täter viel zu tun», widersprach Gabriela Schauberg angestrengt. «Dann müssten nämlich alle umgebracht werden, die dagegen sind. Wie Sie wissen, sind auch alle unsere auswärtigen Mitglieder an der Entscheidung beteiligt.»
    Laubmann antwortete

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