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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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erzähl mir ruhig, dass du mir die ganze Zeit über etwas Schreckliches verheimlicht hast. Los, sag es einfach, dann haben wir es hinter uns.«
    »Eigentlich wollte ich so tun, als müsste ich etwas Wichtiges in meinem Studio erledigen, damit ich nicht mit dir reden muss.«
    »Na also. So schwer ist es doch gar nicht.«
    »Ich kann es kaum ertragen, dich zu sehen.«
    »Das ist gut! Hat mir Mama auch gerade gesagt.«
    »Ich muss immer an Merrin denken. Was für ein nettes Mädchen sie doch war! Irgendwie habe ich sie geliebt, glaub mir. Und ich habe dich beneidet. Ich war nie so verliebt, wie ihr beide es wart. Bestimmt nicht in deine Mutter - diese geltungssüchtige Hure. Das war der schlimmste Fehler, den ich je begangen habe. An allem, was in meinem Leben schiefgelaufen ist, ist diese Ehe schuld. Merrin dagegen. Merrin war wirklich ein Schatz. Man konnte sie nicht lachen hören, ohne selbst zu lächeln. Wenn ich bloß daran denke, wie du sie gefickt und dann umgebracht hast, muss ich kotzen.«
    »Ich habe sie nicht umgebracht«, sagte Ig mit trockenem Mund.
    »Und das Schlimmste ist«, sagte Derrick Perrish, »obwohl sie mich gemocht und zu mir aufgeschaut hat, habe ich dir geholfen, damit du ungestraft davonkommst.«
    Ig starrte seinen Vater an.

    »Ein Bekannter von mir, Gene Lee, ist Gerichtsmediziner. Vor ein paar Jahren ist sein Sohn an Leukämie gestorben. Aber bevor er abgekratzt ist, habe ich Gene geholfen, Eintrittskarten für Paul McCartney zu bekommen, und ich habe es so eingerichtet, dass er und sein Sohn hinter die Bühne durften, um kurz mit ihm zu reden. Nachdem du verhaftet wurdest, hat sich Gene bei mir gemeldet. Er hat mich gefragt, ob du es getan hast, und ich hab gesagt … ich hab ihm erklärt, ich könnte ihm keine ehrliche Antwort geben. Und zwei Tage später bricht im Zentrallabor in Concord ein Feuer aus. Gene ist dort gar nicht zuständig - er arbeitet in einem Labor in Manchester. Aber ich bin immer davon ausgegangen …«
    Ig hatte das Gefühl, dass sich ihm der Magen umdrehte. Wenn die Ergebnisse der Spurensuche nicht vernichtet worden wären, hätte es vielleicht eine Möglichkeit gegeben, seine Unschuld zu beweisen. Aber sie waren in Flammen aufgegangen - wie sämtliche anderen Hoffnungen, die Ig jemals gehegt hatte. In manchen Augenblicken hatte er sich, von Paranoia überwältigt, vorgestellt, es gäbe eine ausgeklügelte, geheime Verschwörung mit dem Ziel, ihn zugrunde zu richten. Jetzt begriff er, dass er recht gehabt hatte - jemand hatte tatsächlich seine Finger im Spiel gehabt. Allerdings waren es Menschen gewesen, die ihn hatten beschützen wollen!
    »Wie konntest du das nur tun? Wie konntest du nur so dumm sein?«, sagte Ig. Er bekam kaum Luft, so fassungslos war er, und spürte maßlosen Hass in sich aufsteigen.
    »Das frage ich mich auch. Jeden Tag. Ich meine, wenn die Welt es auf deine Kinder abgesehen hat und mit gezücktem Messer über sie herfällt, dann ist es deine Aufgabe, dich vor sie stellen. Das versteht jeder. Aber das. Das!
Merrin war wie eine Tochter für mich. Sie ist zehn Jahre lang hier ein und aus gegangen. Sie hat mir vertraut! Ich habe ihr im Kino Popcorn geholt, bin mit ihr zum Lacrosse gegangen und habe Cribbage mit ihr gespielt. Sie war wunderschön und hat dich geliebt, und du hast ihr den verdammten Schädel eingeschlagen. Es war nicht richtig, dass ich dich in Schutz genommen habe, nicht dafür! Du hättest ins Gefängnis gehen sollen. Wenn ich dich ansehe, möchte ich dir am liebsten eine knallen, damit du endlich aufhörst, so trübselig dreinzuschauen. Als ob es etwas gäbe, weswegen du traurig sein müsstest. Du hast jemanden ermordet, ohne dafür bestraft zu werden! Und du hast mich da mit reingezogen. Ich fühle mich unrein. Ich könnte mich den ganzen Tag waschen, mich von oben bis unten mit Stahlwolle abschrubben. Wenn du mit mir redest, bekomme ich eine Gänsehaut. Wie konntest du ihr das nur antun? Sie war einer der großartigsten Menschen, die mir jemals untergekommen sind. Und sie war das, was ich am meisten an dir mochte.«
    »Mir geht es genauso«, sagte Ig. »Ich will mich einfach nur in meinem Arbeitszimmer verkriechen«, sagte sein Vater mit offenem Mund. Er atmete schwer. »Wenn ich dich sehe, will ich nur noch weg. Nach Vegas. Oder Paris. Ganz egal. Und nie wieder zurückkommen.«
    »Du glaubst wirklich, dass ich sie umgebracht habe. Und du fragst dich nicht manchmal, ob mich die Beweise, die dein Freund Gene verbrannt hat,

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