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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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aus der Tasche, schaltete es aus und warf es auf den Boden vor dem Beifahrersitz. Er zweifelte nicht daran, dass sie anrufen würde, und die Vorstellung gefiel ihm, dass sie glauben könnte, ihm sei etwas passiert - dass er einen Unfall gehabt hatte oder vor lauter Verzweiflung gegen einen Baum gerast war.
    Aber erst einmal musste diese Zitterei aufhören. Nachdem er den Motor ausgeschaltet hatte, klappte er den Sitz nach hinten, griff sich seinen Anorak vom Rücksitz und deckte sich damit die Beine zu. Er lauschte dem Regen, der immer sachter auf das Dach des Gremlin trommelte - bald würde sich das Gewitter ausgetobt haben. Schließlich schloss er die Augen; der tiefe, nachhallende Rhythmus der Tropfen war beruhigend. Erst um sieben Uhr morgens, als die Sonne bereits durch die Bäume blitzte, wachte er auf.
    In aller Eile fuhr er nach Hause, stürzte unter die Dusche, zog sich an und suchte sein Gepäck zusammen. So hatte er nicht fortgehen wollen. Seine Mutter, sein Vater und Vera frühstückten zusammen in der Küche, und es schien seine Eltern zu belustigen, wie er verwirrt und desorganisiert herumrannte. Sie fragten ihn nicht, wo er die ganze Nacht gewesen war. Sie glaubten, es zu wissen. Ig brachte es nicht übers Herz, ihnen die Wahrheit zu sagen. Seine Mutter grinste verschmitzt, und es war ihm lieber, dass sie lächelte, als dass sie ihn bemitleidete.

    Terry war zu Hause - Hothouse hatte Sommerpause. Er hatte versprochen, Ig zum Flughafen zu fahren, aber er lag noch immer im Bett. Vera erzählte, er sei die ganze Nacht mit irgendwelchen alten Kumpels unterwegs gewesen und erst nach Sonnenaufgang heimgekommen. Sie hatte gehört, wie sein Wagen vorfuhr, und als sie zum Fenster hinausschaute, torkelte Terry gerade durch den Vorgarten.
    »Wirklich schade, dass er hier ist und nicht in L.A.«, sagte Igs Großmutter. »Die Paparazzi hätten bestimmt ihren Spaß gehabt. ›Fernsehstar übergibt sich in die Rosensträucher. ‹ Das wäre etwas für People gewesen. Er hatte nicht einmal dieselben Kleider an wie gestern Abend.«
    Lydia Perrish schien das alles weniger komisch zu finden und stocherte gereizt in ihrer Grapefruit herum.
    Igs Vater lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und musterte seinen Sohn. »Alles in Ordnung, Ig? Du siehst aus, als hättest du dir etwas eingefangen.«
    »Ich glaube, Terry ist nicht der Einzige, der letzte Nacht auf seine Kosten gekommen ist«, sagte Vera.
    »Kannst du fahren? Ich kann in zehn Minuten angezogen sein«, sagte Derrick. »Kein Problem.«
    »Frühstückt ihr mal in Ruhe. Ich mach mich jetzt lieber auf die Socken, damit ich nicht zu spät komme. Sagt Terry, dass ich hoffe, dass heute Nacht niemand auf der Strecke geblieben ist. Ich rufe ihn aus England an.«
    Ig gab allen einen Kuss, versicherte ihnen, dass er sie liebte, und trat zur Tür hinaus in den kühlen Morgen. Tau funkelte auf dem Rasen. Ig schaffte die sechzig Meilen bis zum Logan Airport in fünfundvierzig Minuten. Es war kaum Verkehr, bis auf die letzten paar Meilen, nachdem er die Suffolk Downs- Trabrennbahn passiert hatte und einen Hügel hinauffuhr, auf dem sich ein zehn Meter großes Kreuz
erhob. Hinter einer Reihe von Lastwagen stauten sich die Autos. Überall sonst war es sommerlich warm, nur hier, im Schatten des Kreuzes, war es Spätherbst, und Ig fröstelte. Aus irgendeinem Grund verfiel er auf den seltsamen Gedanken, es hieße »Don Orsillos Kreuz«, aber das konnte nicht stimmen. Don Orsillo war der Stadionsprecher der Red Sox.
    Die Straßen waren weitgehend frei gewesen, aber im British-Airways-Terminal war die Hölle los. Ig flog Economy Class, und er musste eine Ewigkeit anstehen. Es herrschte ein Stimmengewirr, hohe Absätze klackerten über das Parkett, und aus den Lautsprechern tönten unverständliche Durchsagen. Sein Gepäck hatte er bereits eingecheckt, und nun wartete er in einer Schlange vor der Sicherheitskontrolle. Die Unruhe, die plötzlich hinter ihm ausbrach, fühlte er mehr, als dass er sie hörte. Er schaute sich um und sah, wie die Leute zur Seite traten, um einem Trupp Polizisten in kugelsicheren Westen und Helmen Platz zu machen; sie trugen M16-Sturmgewehre und liefen in seine Richtung. Einer von ihnen gab Handzeichen und deutete auf die Schlange.
    Als Ig sich von ihnen abwandte, sah er aus der entgegengesetzten Richtung weitere Polizisten herbeieilen. Sie kamen von beiden Seiten auf ihn zu. Ig fragte sich, ob sie wohl jemanden aus der Schlange ziehen würden - jemanden mit dem

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