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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Pech, auf der Liste potenzieller Terroristen zu stehen. Die Gewehre waren ganz schön furchteinflößend, aber das war gar nichts gegen die völlig ausdruckslosen Mienen der Polizisten.
    Ihm fiel noch etwas anderes auf, was ihn irritierte. Der befehlshabende Beamte, der seinen Leuten signalisiert hatte, sie sollten sich verteilen und die Ausgänge sichern - er schien auf ihn zu deuten.

KAPITEL 22
    Ig blieb auf der Schwelle des Pit stehen und wartete, bis sich seine Augen an die Düsterkeit gewöhnt hatten. Das Lokal wurde nur von Breitbildfernsehern und digitalen Spielautomaten erleuchtet. An der Bar saß ein Pärchen, das ganz aus Finsternis zu bestehen schien. Hinter der Bar ging ein Bodybuilder auf und ab und hängte Biergläser über die Theke. Ig erkannte in ihm den Rausschmeißer, der ihn an jenem Abend, als Merrin ermordet wurde, vor die Tür gesetzt hatte.
    Sonst war das Lokal leer. Ig war das nur recht. Er wollte nicht gesehen werden. Er wollte einfach nur zu Mittag essen, möglichst ohne zu bestellen, ohne überhaupt mit irgendjemandem sprechen zu müssen. Er überlegte gerade, wie er das am besten anstellen sollte, als sein Handy leise schnarrte.
    Es war sein Bruder. Die Dunkelheit spannte sich um Ig wie ein Muskel. Bei der Vorstellung, mit Terry zu reden, wurde Ig ganz schwindelig vor Hass und Angst. Er wusste nicht, was er sagen würde, was er sagen konnte . Er hielt das Telefon in der Hand und starrte es an, während es vor sich hin brummte. Dann hörte es auf.
    Im selben Moment fragte sich Ig, ob Terry überhaupt noch wusste, was er ihm vor ein paar Minuten gestanden
hatte. Und noch etwas hätte er herausfinden können, wenn er abgenommen hätte: Musste jemand die Hörner sehen, um den Verstand zu verlieren? Vielleicht konnte er sich ja am Telefon ganz normal mit Terry unterhalten. Ig fragte sich auch, ob Vera überlebt hatte oder ob er, wie die Leute ohnehin schon dachten, ein Mörder war.
    Aber eigentlich wollte er das gar nicht wissen. Was er brauchte, war etwas Zeit für sich selbst und eine dunkle Ecke, wo ihm niemand auf die Pelle rückte.
    Klar doch, sagte eine innere Stimme - seine eigene Stimme, aber durchtrieben und spöttisch. So hast du es ja schon die letzten zwölf Monate gehalten. Da kommt es auf einen Nachmittag mehr oder weniger auch nicht an.
    Nachdem sich seine Augen endgültig an die Finsternis gewöhnt hatten, entdeckte er eine leere Ecknische, in der jemand Pizza gegessen hatte, allem Anschein nach ein paar Kinder; Plastikbecher mit gebogenen Trinkhalmen standen da, und es waren sogar ein paar Stücke Pizza übrig. Und noch besser, der Erwachsene, der die Kinder beaufsichtigte, hatte ein halbvolles Glas Bier zurückgelassen. Als Ig sich auf die Bank fallen ließ, knarrte die Polsterung. Ig nahm einen Schluck. Das Bier war lauwarm. Gut möglich, dass derjenige, der zuletzt aus dem Glas getrunken hatte, an nässenden Geschwüren litt und sich mit Hepatitis angesteckt hatte, aber das war ihm völlig gleichgültig. Nachdem ihm Hörner gewachsen waren, wäre es ausgesprochen albern gewesen, sich wegen ein paar Keimen Sorgen zu machen.
    Die Schwingtür zur Küche ging auf, und eine Kellnerin trat hindurch. Hinter ihr war ganz kurz ein hell erleuchteter, weiß gefliester Raum zu sehen. In einer Hand hielt sie eine Flasche Putzmittel und in der anderen einen Lappen.
Mit raschen Schritten durchquerte sie das Lokal und kam direkt auf ihn zu.
    Ig erkannte sie sofort. Es war dieselbe Frau, die Merrin und ihn an ihrem letzten gemeinsamen Abend bedient hatte. Ihr Gesicht war von schwarzem Haar eingerahmt, das sich unter ihrem langen, spitzen Kinn einwärtswellte. Sie sah aus wie das weibliche Gegenstück zu dem Zauberer, der Harry Potter das Leben schwermachte. Professor Snail oder etwas in der Art. Ig hatte sich schon darauf gefreut, den Kindern, die er mit Merrin haben würde, die Bücher vorzulesen.
    Die Kellnerin hatte ihn offensichtlich noch nicht bemerkt, und Ig gab sich alle Mühe, in dem roten Vinyl zu versinken. Es war bereits zu spät, um sich davonzustehlen, ohne gesehen zu werden. Er überlegte, ob er sich nicht unter dem Tisch verstecken sollte, ließ die Idee dann aber fallen. Schließlich hatte die Kellnerin den Tisch erreicht, beugte sich vor und sammelte die Teller ein. Direkt über der Nische hing eine Lampe, und sogar als Ig sich ganz fest an die Lehne drückte, fiel der Schatten seines Kopfes mit den Hörnern noch immer auf den Tisch. Die Kellnerin sah zuerst den Schatten

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