Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)
sie mit ihrem kräftigen dunklen Haar. Ihr Hemd war offen, ihre Brüste lagen frei, sie rieb sie mit einer weißen Salbe ein.
Er glitt zu ihr hinunter, und sie begrüßte ihn mit warmem Lächeln.
Als er nach ihren festen Brüsten griff, merkte er einen Stoß an seiner Schulter.
«Pater Clemens, Pater Clemens, ich kann nicht mehr schlafen, erzählt Ihr mir eine Geschichte?»
Kapitel 6
Arno
November anno domini 1579
Ein halbes Jahr später
Draußen war es grau und frostig, eisige Luft schien alles zu betäuben, und zäher Nebel hüllte die beiden königlichen Tannen nahe beim Waldhaus in ein bauschiges Graukleid.
Arno lag bäuchlings am Boden, schmökerte in seinem Lieblingsbuch und dachte über den Namen nach, den sie ihm gegeben hatten.
Feuerhüter – so riefen sie ihn nun, seit er den Platz vor dem Ofen erobert hatte.
Das heißt, seitdem sie eingesehen hatten, dass er das Feuer besser hütete, besser spürte, wenn die Flammen hungrig waren, und besser wusste, mit welchem Holz man sie fütterte.
Was verstanden sie schon von Hitze, Kälte, Feuer und Feuchtigkeit!?
Er war es, der hierher gehörte, niemand anders!
Vier Wärmegrade, Brutwärme, Mittagshitze der Sommersonne auf Dachschindeln, Aschenwärme und Flammenfeuer kannten sie, und damit, bitte sehr, waren sie auch schon auf dem Gipfel ihrer Weisheit angelangt!
Den Blick unentwegt auf das Buch gerichtet, blätterte er weiter, ließ die Bilder auf sich wirken und hörte in seinem Kopf die Spielplätze des Sommers rauschen: Eibenwäldchen, Laubhüttenhügel, Bachbett beim Waldweiher, Orte, die jetzt alle schwer zugänglich waren und er ohne Begleitung nicht aufsuchen durfte, weil Ferdinand und Lena ihm längere Streifzüge durch die Tannen verboten hatten.
Ein Kitzeln in der Nase zwang ihn, die Augen zu schließen und zweimal zu niesen.
Er wartete, bis der Reiz abgeklungen war, strich sich über die Nase und wandte sich dem dunklen Fenster zu.
Wie schön wäre es, jetzt einfach loszuziehen!
Wie früher seinen Wachtdienst zu verrichten!
Ganz allein und verlassen lagen diese Plätze nun in der Kälte und mussten ungeschützt die wilden Tiere ertragen, die überall lauerten und mörderisch gefräßig über alles herfielen.
Da konnte er sich schon auf etwas gefasst machen!
Verwüstung und Chaos, damit hatte er zu rechnen, denn wüten wie die Wildsäue würden sie, wenn man nicht dagegen einschritt!
Nachdenklich widmete er seine Aufmerksamkeit wieder den Illustrationen und befühlte mit den Fingerspitzen das raufaserige Papier.
Doch warum sich grämen?
Hatte er es hier drinnen nicht gut?
Hier war es sicher, es schnappten keine ausgehungerten Wölfe nach ihm, und er schlotterte nicht wie die Rehe und Hirsche draußen im Frost; im Waldhaus war es wie in einer Backstube, und neben dem knackenden und knisternden Athanor, neben den blubbernden und zischenden Tiegeln und Retorten war es richtig kuschelig.
Er merkte, wie ihm ein Schauer den Rücken hinunterzuckte, und guckte zu Lenas Truhe, in der sie allerlei Töpfe und Chirurgenbesteck aufbewahrte.
Seit dem Wintereinbruch vor wenigen Tagen war sie nicht mehr geöffnet worden, denn die Kranken blieben aus. Sie froren wohl auf dem langen Weg hierher und trauten sich wegen der launischen, kältegeplagten Kobolde nicht zwischen düstere Tannen.
Das war schade.
Ohne ihr ständiges Kommen und Gehen war hier fast nichts los, es fehlten ihr Geplauder und Gejammer und niemand erzählte mehr, was in den Dörfern geschah. Auch wurde die Speisekammer nicht mehr mit Gaben gefüllt und er kriegte keine Geschenke mehr, so dass die Sammlung von Glöckchen, Holzfiguren und Steinschleudern auf dem Brett über seinem Bett nicht mehr wuchs und er nicht mehr hoffen durfte – hoffen darauf, dass man ihm in den nächsten Tagen und Wochen etwas wirklich Brauchbares in die Hände drückte, ein Töpfchen Salpeter und ein Fässchen Schwefel zum Beispiel oder gar einen richtigen Mörser mit dem dazugehörigen Pistill.
«Hast du den dreifachen Schnabelhelm gesehen?»
Es war Ferdinand, der fragte.
«Neben der Truhe», sagte Lena, «wo sonst.»
Arno blickte auf, beobachtete die beiden und wunderte sich ein wenig über deren Eifer. Fast Tag und Nacht mischten sie nun Salze und Pulver, hielten über grünlichen, rötlichen und bläulichen Wässerchen Rat oder guckten wie verzaubert den aufsteigenden Dämpfen in den Retorten zu. Und das mit einem Ernst, als züchteten sie unberechenbare Zaubersetzlinge oder
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