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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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und seine Stimme klang besorgt.
    Arno schüttelte den Kopf und entschied zu schweigen.
    Er war doch keine Memme, kein Weichling, der aus Ängstlichkeit sein wichtigstes Geheimnis preisgab. Jetzt war er ungestört, jetzt hatte er die Höhle ganz allein für sich. Und wüssten Ferdinand und Lena davon, kröchen sie Tag und Nacht in die Tiefe, um der brodelnden Erde dort unten das Rezept für den Stein abzugucken. Und dann wäre es geschehen um seinen Frieden, für immer!
    Er ballte die rechte Hand zur Faust, drückte sie energisch auf die Alchimistenfibel und bemühte sich, das Klopfen in seiner Brust zu ignorieren.
    Die Höhle musste bleiben, was sie schon immer gewesen war – sein Versteck, seine Festung und sein unbezwingbarer Koboldenpalast!
    Und da hatten Verbündete nichts zu suchen!
    Er blätterte weiter, immer schneller, riss die Seiten herum, bis er auf ein zweites Bild stieß, das fast so packend war wie das Bild des verstümmelten Knaben. Es war dies die Darstellung eines Pelikans, der inmitten von kleinen Vögeln stand und sich die Brust aufpickte. Schon oft hatte er sich damit beschäftigt, ohne herauszufinden, warum das gefiederte Tier sich das antat.
    Nun war die Zeit reif für eine Antwort.
    Er schlich zu Lena hin, zupfte sie am Rock und deutete auf das Buch vor dem Athanor.
    «Zuerst wasche und trockne ich diese Tiegel, dann bin ich für dich da.»
    Arno hörte es ihrer Stimme an, dass mit plumpem Drängen nichts auszurichten war.
    Er zögerte darum nicht, hob die Hände und begann, seine magischen Kräfte zu sammeln.
    Zweimal holte er tief Schnauf, schaute sie streng an und ließ eine Salve dickgeladener Zauberladungen zu ihr hochblitzen.
    «Was willst du?»
    Sie lachte, legte den Tiegel weg und drehte sich um.
    Arno sparte sich die Erklärung, packte ihre Hand und führte sie zur Alchimistenfibel.
    «Diese Darstellung ist nicht einfach zu erklären», sagte sie sanft, als sie zusammen das Bild betrachteten. «Mit dem Pelikan ist der Stein gemeint. Er kann sich aus sich selbst erzeugen, eben wie der Pelikan, der seine Brust aufpickt und seine Jungen aus sich selbst füttert. Wir nennen das Multiplikation.»
    «Was ist Multiklation?»
    «Mein Lieber, diese Bilder sind Rätsel, die man immer wieder neu deuten kann. Kinder erkennen darin etwas anders als Erwachsene. Denk dir eine Geschichte aus, stell dir vor, was dir gefällt.»
    Als sich Arno wieder vor den Athanor setzte, wusste er eines ganz sicher: Keinesfalls würde er Alchimist, und keinesfalls würde er sein Leben wie Lena und Ferdinand damit verbringen, Rätsel zu lösen, die nie jemand verstand oder dann jeder wieder anders.
    Sein Beruf wäre Schießpulvermeister, denn das Schießpulver konnte man anzünden, zum Krachen bringen und hatte man mit wenigen Handgriffen zubereitet.
    Schwefel zum Ersten, Salpeter zum Zweiten und Kohle zum Dritten. Warum nur war er der Einzige, der das begriff?
     
    **
     
    Seit es dämmerte, stand Arno auf einem Stuhl am Fenster und beobachtete durch einen schmalen Spalt die rauschenden Äste, was sich als überaus beschwerliche Wächteraufgabe erwies.
    Denn die Augen brannten, und es war ihm, als sammelten sich dahinter die Tränen und nähme ihr Druck mit jedem Windstoß zu.
    Er war allein auf der Welt.
    Der Gedanke ließ ihn erschaudern, und die düsteren, knarrenden Tannen erschienen ihm auf einmal wie riesige Greifarme aus einer toten Welt.
    Gestalten der Dunkelheit waren hinter ihm her!
    Gestalten, die sich in den Ästen versteckten und es auf ihn abgesehen hatten!
    Er schloss das Fenster, stieg vom Stuhl und schlich sich an Lena heran.
    «Ist es dem Pulverkünstler langweilig?»
    Ihre Stimme klang warm, und ihr leichter Stupser kam ihm vor wie eine Berührung mit dem Zauberstab. Sofort wusste er, dass jetzt nur sie ihm helfen konnte.
    Schwungvoll sprang er an ihr hoch und begann, sie heftig zu umklammern.
    «Hola, nicht so wild!»
    Sie lachte und machte Anstalten, sich zu befreien. Zu lasch, so dass er sie immer wieder neu umschlingen und sie ihn nicht abschütteln konnte.
    «Ich gebe dich nie mehr frei!»
    Mit aller Kraft presste er sich an sie, so dass sie sich an der Tischkante festhalten musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    «Wenn du nicht loslässt», keuchte sie, «pack ich dich und setze dich vor die Türe in die kalte Nacht hinaus!»
    «Das wagst du nicht!»
    Arno drückte nun so fest, dass seine Arme zitterten und ihm beinahe der Kopf platzte.
    Kein Pardon jetzt!
    Er war stark,

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