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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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Holzstück auflesen wollte, riss das Kinn hoch und verstand die Welt nicht mehr.
    Spaßmacher?
    Er entschied, dass dafür ein böser Blick eine zu geringe Strafe war und der Kerl zu Boden gehen musste.
    Hastig setzte er den Spitzhut ab, und mit der Wucht eines Keilers fuhr er Ferdinand zwischen die Beine. Dass er ihn damit empfindlich störte, und zwar mitten in einem fetten Begrüßungsschmatzer, war ihm doppelt recht.
    «He, nicht so stürmisch, mach deine Kraftübungen an dieser Tanne dort!»
    Ferdinand lachte und versuchte, ihn von sich wegzudrücken.
    «Hast du mir etwas mitgebracht?», schnaufte Arno.
    «Nichts, gar nichts!»
    Ferdinand sagte es trocken und schüttelte den Kopf wie ein Händler hinter einem leeren Stand.
    «Und mir?», meldete sich Lena.
    «Nein, auch nichts für dich!»
    «Los, das soll er uns büßen!», gab Lena zurück und zwinkerte Arno zu – eine Aufforderung zum Kampf, die er nicht zweimal hören musste. Kurzerhand packte er die Beine, wartete, bis Lena die Arme umklammerte, und gemeinsam stießen sie Ferdinand mitsamt seinem Gestell ins Waldhaus hinein, was er tapsig und willig wie ein Tanzbär geschehen ließ.
    «Er bleibt im Kloster, einen Tag und eine Nacht, und denkt nicht an uns!»
    «Haltet ein, haltet ein. Ich krieg keine Luft mehr!», ächzte Ferdinand, als sie ihm unablässig wie balgende Welpen zusetzten. «Bitte, Waffenstillstand! Ich habe euch angeschummelt, schaut nach, im Sack findet ihr etwas!»
    «Wer einmal lügt, lügt zweimal. Lügst du wieder?»
    Lena sah ihn streng an, griff nach einem Laubkissen und holte damit zum Schlag aus.
    «Und wenn, was würdest du machen?»
    «Ich würde dich kalzinieren, ein wenig philosophisches Quecksilber zugeben und mir wünschen, dass du als besserer Mensch auferstehst!»
    «Waffenstillstand», flüsterte Ferdinand, «Friedensvertrag!»
    Erschöpft nahm er das Gestell vom Rücken und hielt es Arno hin.
    «Im Sack findet ihr die Beute, ihr Wegelagerer!»
    «Phaa», fauchte Arno, schob das Gestell zur Wand und fingerte nach den Schnüren.
    Wider Erwarten waren sie kein leichtes Spiel. Sie waren fest geknotet und zu allem Übel auch nass und gefroren, so dass sie heftigen Widerstand boten und sich auch mit Beißen und Nagen nicht öffnen ließen.
    «Soll ich dir helfen?»
    Lena wartete nicht erst auf seine Antwort, sie stahl ihm das Gestell aus der Hand und machte sich ans Werk, ohne Schwierigkeiten, wie ihm schien. Schnell lösten sich die Knoten unter ihren Fingern und fielen die Schnüre zu Boden, so schnell, dass er keine Gelegenheit fand dazwischenzufunken.
    «Sesam, öffne dich!»
    Sie hob den Sack aus dem Gestell und setzte ihn vor ihm ab.
    Ohne sie anzublicken und ohne ein Wort des Dankes packte er ihn und zog ruppig aus ihm heraus, was es zu fassen gab – ein Brot, einen Schinken, einen kleinen Käse, drei Flaschen Wein, zwei Bücher und zwei dicke Töpfe.
    «Für unser Schleckmaul!», sagte Ferdinand und zeigte auf die Töpfe.
    «Bester Honig und eingelegte Früchte. Von Pater Clemens. Und die Bücher hat Herr Boccaccio geschrieben, lustige Geschichten. Ich lese daraus vor, wenn Ihr mich begnadigt!»
    «Honig» war alles, wofür Arno Ohren hatte. Er betrachtete die Auslage, leckte sich die Lippen und schnappte den Topf, der nach der süßen Köstlichkeit roch.
    «Nicht jetzt, nicht vor dem Abendbrot!»
    Jeder Widerstand war zwecklos, Lena meinte, was sie sagte. Fest wie ein Schraubstock hielt sie sein Armgelenk fest, und mit der Rechten raubte sie ihm die Leckerei.
    «Du kriegst davon, aber nicht alles aufs Mal!»
    Energisch trat sie zum Lebensmittelregal und schob den Topf in die oberste Ablage.
    Arno wollte protestieren, doch er brachte keinen Ton heraus und spürte eine Träne über die Wange streichen.
    Wie angefroren blieb er stehen.
    Verflixt, wer war er denn?
    Wie ahndeten Magier seiner Größe Überfälle dieser Art?
    Zu allem entschlossen, holte er seinen spitzigen Zauberhut, setzte ihn auf und stellte sich hinter Lena.
    «Krapipsi-krazisch, krapipsi-krazisch!»
    Mit schneller Zunge raunte er seinen berüchtigten Vogelzauber. Lena in ein kleines Küken zu verwandeln war jetzt nur recht und billig. Hier und jetzt würde er dafür sorgen, dass sie ihm nie wieder Vorschriften machte und ihm keinen einzigen Honigtopf mehr raubte.
    Strafen würde er sie, dass sie ihr Lebtag daran denken würde!
    Mit düsterer Stimme sagte er den Spruch auf.
    Ein zweiter und dritter Anlauf folgte.
    Jeder eine Spur lauter und deutlicher,

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