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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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gegeneinander.
    Eine Spur zu selbstsicher, wie er fand.
    Er hob vorsichtig seinen Arm, hielt die Luft an, um plötzlich die Hand niedersausen und auf den Brief klatschen zu lassen.
    Volltreffer!
    Er nahm das Papier, schüttelte die Fliege in den Abfalleimer neben den Tisch und legte den Brief wieder vor sich hin.
    Tot sei, wem der Tod gebühre!
    Alles hatte ein Ende, auch die Regentschaft eines Quälgeists!
    Fliege und Fürst – ins Grab mit euch!
    Er grinste, las den Brief nochmals durch und kam zum Schluss, dass sein erster Eindruck richtig gewesen war.
    Der Fürst war bei schlechter Gesundheit, vielleicht gar dem Tode nah!
    Das und nichts anderes war die unausgesprochene Botschaft des Schreibens. Denn genauso verhielt sich, wer sich aufgegeben hatte – wer nur noch auf Meister Schnitters Ankunft wartete und damit den Thron für seinen Nachkommen räumen wollte!
    Mit einem Lappen reinigte sich der Abt die Finger, entfernte die Fliegenspuren vom Brief und schob ihn zusammen mit dem Folianten von sich weg. Dann legte er frisches Papier vor sich hin und tauchte einen Federkiel ins Fässchen.
    Ein bisschen zu hastig, so dass er es beinahe umwarf.
    Er seufzte und schüttelte leicht den Kopf.
    Nur keine Hast!
    Die Worte mussten sorgfältig gewählt werden. Bruder Michael durfte nicht ahnen, dass er ausgehorcht wurde, dass seine Mitteilungen über den Fürsten für den Erbprinzen von unschätzbarer Wichtigkeit waren. Bruder Michael war ein zutraulicher, zuverlässiger Mensch, aber Bruder Michael war schon lange am Hof, und Menschen am Hof gegenüber galt doppelte Vorsicht, denn nur zu oft hingen sie an den Fäden irgendeines Machtspiels und wurden dadurch zu höchst unberechenbaren Wackelfiguren.
    Langsam führte er den Federkiel zum Papier und fing an zu schreiben.
    Wie er den Text aufbauen würde, hatte er sich im Kopf bereits zurechtgelegt – er würde den ausgezeichneten geistlichen Beistand des Fürsten loben, kurz die Beschwerlichkeiten des Klosterlebens erwähnen und von der politischen Weitsicht und Klugheit des Regenten schwärmen. Die Hymne, die sich daraus ergeben würde, wäre das Kernstück seiner Hofspionage und hatte einen Zweck zu erfüllen: Bruder Michael dazu zu zwingen, sich ebenfalls über den alten Mann auszulassen und dabei Wichtiges über dessen Befindlichkeit zu verraten.
    Unerwartet leicht flossen die Gedanken in die Feder und Zeile um Zeile wuchs das Schreiben, so dass er damit rechnete, vor dem Vier-Uhr-Schlag damit fertig zu sein und ein Meisterwerk der Hofspionage auf die Reise zu schicken.
    Immer wieder musste er dabei leicht lächeln.
    Sein Empfänger wäre geschmeichelt und würde sofort zurückschreiben!
    Und man wusste das Neuste aus Haldenburg!
    Frei Haus!
    Ein Hoch auf seinen Verbündeten!
    Als er sich den letzten Satz durch den Kopf gehen ließ, knallte die Haustüre gegen die Wand und nackte Füße klatschten auf dem Steinboden.
    Vorsichtig legte er den Federkiel neben das Fässchen und lauschte dem Poltern auf der Treppe.
    Attila und die Hunnen, dachte er und musste schmunzeln.
    «Pater Clemens, Pater Clemens!»
    Die Türe der Studierstube wurde aufgerissen und Arno platzte herein. Seine Wangen waren gerötet, die Locken klebten ihm in der Stirn und in den Händen hielt er einen schweren Lederband.
    «Gott zum Gruß, Arno», sagte der Abt betont langsam, denn es war ihm, als müsste er diesen jugendlichen Stürmer ein wenig zähmen.
    «Grüß Gott», haspelte Arno.
    Er rang nach Atem und streckte ihm den schweren Lederband entgegen. «Seht, seht nur da! Dieses Buch habe ich in der Bibliothek gefunden!»
    In weiten Schritten trat er zu ihm heran, schob den Band auf den Tisch und schlug die ersten Seiten auf – ein wenig zu übermütig, flugs stieß er mit dem Deckel das Tintenfläschchen an, so dass einige Tropfen auf den Tisch schwappten.
    «Kannst du nicht aufpassen!?»
    Mit strenger Stimme wies ihn der Abt zurecht und wischte mit einem Lappen die Tinte weg.
    «’Schuldigung», murmelte Arno und begann zu blättern, mit weit geöffneten Pupillen, die quirlig wie Quecksilber den Abbildungen von Kanonen, Musketen, Stopfern und sonstigem Kriegsgerät folgten.
    Dem Abt dämmerte, dass das, was Arno zwischen die Finger geraten war, eine Pyrotechnia war, ein Buch für Stückknechte und Büchsenmeister.
    «Da, hier, da, seht her!»
    Arno gab ihm einen leichten Puff und drückte strahlend wie ein Geburtstagskind den Finger auf eine kunstvolle Grafik, über der in verschnörkelten

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