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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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Lettern stand: «Von der Abhandlung über die Feuerwerkerei zum Scherz – für den kundigen Büchsenmeister.»
    «So, so, das hat dich aufgehalten. Zündstoff für ein Herz aus Pulver.»
    Arno schien ihm nicht recht zuzuhören, und wie berauscht blätterte er weiter.
    «Da, schaut, so eine will ich bauen!»
    «Eine Rakete mit drei Kammern?»
    «Warum nicht?»
    «Warum nicht, warum nicht?», lachte der Abt. «Es ist noch kein Künstler vom Himmel gefallen, und es lohnt sich gelegentlich, zunächst mit kleiner Kelle anzurühren. Sieh, vorhin hatten wir einen Schwärmer, wo ist er doch gleich…»
    Leicht umständlich blätterte der Abt zurück, bis er die Abbildung fand.
    «Ein Schwärmer ist einfacher, er hat nur eine Kammer!»
    Er lächelte und deutete mit dem Zeigefinger auf den Rumpf des Feuerwerkkörpers.
    «Der sieht doch auch nicht schlecht aus, und für den Anfang tut er es alleweil!»
    «Helft Ihr mir?»
    Der Abt strich sich über die Stirn und glaubte, das drückende Gewicht von Sorgenfalten zu spüren.
    Was für eine Frage!?
    Herumwerkeln mit Explosivstoff, hier, im Kloster, jetzt, da man nach seinem Amt trachtete, hieße, den Drachen nicht nur in der Nase zu kitzeln, sondern ihm auch gerade noch auf die Schnauze zu klopfen!
    Aber verstand das der Junge?
    «Weißt du, die Brüder misstrauen dem freien Geist des Humanismus. Sie haben wenig Verständnis für Alchimie, sie wittern hinter jedem Strauch und an jeder Wegkreuzung Teufel, und noch viel weniger Verständnis haben sie für fauchend feurige Geschosse; die riechen erst recht nach Teufelsküche.»
    «Ich dachte nur, Ihr wisst, Lena. Es sollte eine Überraschung werden. Es würde ihr Freude machen, wenn sie das Feuerwerk sähe.»
    «Ein Feuerwerk, für Lena, ja, ja, ich verstehe, das wäre schön.»
    «Gebt mir den Salpeter, den Schwefel, den Karton und die Kohle!», bat Arno und legte ihm bettelnd die Arme um den Hals. «Das andere schaff’ ich schon allein!»
    «Lass los, du erdrückst mich!»
    Der Abt lachte und fügte bei: «Und wo möchtest du sie herstellen, deine Schwärmer? Im Kloster geht das nicht.»
    «In der Fuchshöhle!»
    Es dauerte, bis Arno das über die Lippen kam, und er blickte ihn nun an, als hätte er ihm die Lage des heiligen Grals anvertraut.
    «Fuchshöhle?»
    «Das ist ein Geheimnis, und Ihr müsst es für Euch behalten. Versprecht Ihr mir, Lena und Ferdinand nichts zu verraten?»
    «Versprochen, doch wo ist sie denn, deine Fuchshöhle?»
    «Am Ende des Grauen Tobels. Riesig ist sie, nur der Eingang ist niedrig und dreckig. Weiter drinnen ist sie fast so groß wie die Klosterkirche. Und sie ist trocken. Wenn Ihr wollt, zeige ich sie Euch!»
    «Meinst du, ich schaffe das? Ein niedriger und dreckiger Eingang sagst du – das ist nicht günstig für meine morschen Knochen und meinen dicken Bauch. Wie ein Zapfen im Flaschenhals bleibe ich stecken. Und wenn mich Ferdinand retten muss, ist es aus mit unserem Geheimnis. Doch wegen des Materials mach’ dir keine Sorgen. Schreib auf, was du brauchst, Bruder Max kümmert sich darum.»
    Schlagartig verwandelte sich der Gesichtsausdruck, die Bettelaugen fingen an zu funkeln, und mit einem Freudenschrei flogen die Bubenarme um seinen dicken Bauch.
    «Ihr seid lieb, Pater Clemens, Ihr seid wirklich lieb! Ihr müsst dabei sein, wenn es so weit ist, wenn ich die ersten Schwärmer für Lena zünde. Aber jetzt glaube ich, sollte ich gehen, Ferdinand wartet!»
    Er ließ ihn los, riss zischend die Hände in die Höhe und rannte zur Kammer hinaus. Grinsend sah der Abt zur offenen Tür, bis das Treppengepolter vorüber war, dann fasste er den Bellum Gallicum ins Auge und sagte trocken: «Barbaren und Bildung, dummes Zeug, nur Krieg haben sie im Kopf!»
    «Die Pyrotechnia ! Ich habe sie vergessen!», hörte er Arno von unten rufen.
    Wieder klatschten die Füße auf dem Steinboden und wie ein Kobold schoss der Junge die Treppe hoch.
    «Bin gleich wieder weg!»
    Er keuchte, stürzte in die Kammer und schnappte das Buch.
    «Nochmals vielen Dank!»
    Hastig hüpfte er auf die Schwelle zu, wo er auf einmal wie angefroren stehen blieb und ins Treppenhaus starrte. Der Abt ahnte, was Attila gestoppt hatte, und keine Sekunde später wurde er von schwerem Männerschuhwerk, das unten in der Diele zu hallen begann, in seiner Vermutung bestärkt.
    «Zu blöd!», knurrte Arno.
    Wie ein Dieb in der Falle machte er kehrt, legte das Buch auf den Tisch und versteckte sich hinter dem Nussbaumschrank.
    «Wo ist der

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