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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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göttlichen Pulvers schwärmte. Solche Ankündigungen sorgten immer für Unruhe, das hatte er schon oft erlebt, sie raubten Ferdinand und sogar Pater Clemens von der ersten Zeile die Besonnenheit. Und es würde ihn nicht wundern, wenn sie Hals über Kopf an den Ort des Ereignisses pilgern und nach einigen Tagen zurückkehren würden, mit Gesichtern, die von weitem verrieten, dass sie höchstens einen mit Glassplittern gespickten Bleiklumpen hatten bezeugen können und wieder nichts vom Panazee gekostet hatten.
    Er entschied, mit ihnen jetzt und auch in Zukunft kein Mitleid zu haben, bohrte die Löcher fertig und fing an, die Feuerwerkskörper einzustecken – in die äußeren Löcher die einkammerigen Schwärmer, die wie Blitze den nächtlichen Feuerzauber beginnen, in die inneren die mehrkammerigen Raketen, die für einen ausgiebigen Funkenregen sorgen würden.
    Bald ragten sechzig Himmelsstürmer aus dem Boden, die nur darauf warteten, die zündende Flamme zu empfangen. Was noch getan werden musste, war, die vielen einzelnen Lunten miteinander zu verknüpfen. Es war eine Arbeit, die entscheidend zum Gelingen beitragen würde und die er darum gründlich und mit Hingabe erledigte, so dass die Zeit schnell wie sonst selten verging und er zwischendurch alles um sich herum vergaß.
    Als er schließlich mit dem letzten Knoten fertig war, lag die Landschaft in rötlichem Abendlicht und die Luft war gesättigt von den Gerüchen aus all den Töpfen, die in den Häusern über den Feuerstellen hingen.
    Mit leichtem Druck im Magen versorgte er die Reste einer Zündschnur in der Seitentasche und schaute sich um.
    Wo sie nur blieb?
    Eigentlich müsste sie jetzt schon hier sein, sie hatten vereinbart, sich vor Sonnenuntergang zu treffen. Und sie war jemand, der ihre Versprechen hielt und nicht mit den Gefühlen anderer spielte.
    Er stand auf, stieg gerade so weit die Kuppe hoch, dass er nicht gesichtet werden konnte, und sah in die Richtung, wo das Weideland lag.
    Wo war Mirjam?
    Er entdeckte sie nicht, er erkannte auch sonst keinen Hirten, der Schweine, Ziegen oder Kühe von der Allmend nach Kleinkirchen trieb, im Dorf arbeiteten die Menschen nicht mehr besonders fleißig, jene, die noch auf der Straße vor ihren Häusern anzutreffen waren, redeten miteinander oder schauten anderen beim Feierabendschwatz zu.
    Er legte sich hin, stützte den Schädel auf die linke Hand und fing an, mit der rechten Grasbüschel auszurupfen.
    Sollte er ihr entgegengehen?
    Sofort schlug er sich das aus dem Kopf.
    Der Weg zur Allmend führte an Kleinkirchen vorbei, und das war gefährlich, zu gefährlich.
    Er kannte niemanden und eine Begegnung mit den Eltern wollte er vermeiden. Denn vielleicht hatte Mirjam Recht, vielleicht waren die Vertraulichkeiten unter der Linde nicht in Ordnung und waren die Eltern wütend. Und darum musste er mit Stumpf-und Grobheiten rechnen, mit Geschimpf und Prügel, das und nichts anderes würde ihn bei diesen einfältigen, engstirnigen Kuhmenschen erwarten!
    Er schmiss einen Büschel Gras weg, griff in die Seitentasche und zerfledderte die Zündschnurreste, die er eben darin versorgt hatte.
    Ob er sie jemals wieder in die Arme schließen würde?
    Er robbte ganz auf die Kuppe hinauf, hob den Kopf ein wenig in die Höhe und hielt Ausschau.
    Was er entdeckte, waren Hirten, die hinter dem Wäldchen hervorkamen, mit Stöcken Kühe, Schafe und Ziegen in die Ställe trieben und sich in ihre Behausungen zurückzogen.
    Mirjam war nicht dabei.
    Nirgendwo ließ sie sich blicken.
    Und das blieb auch so.
    Die Sonne sank hinter den Hügelzug im Westen, es wurde später Abend und von ihr fehlte jede Spur.
    Bald verschwanden die Menschen in ihren Häusern, abendliche Ruhe löste die Geschäftigkeit des Sommertags ab, und die Hügelzüge verwandelten sich in mächtige dunkle Kulissen.
    Es war Neumond, und der Himmel wurde allmählich schwarz, zu einem Hintergrund, den man sich für ein Feuerwerk nur wünschen konnte.
    Arno saß im Gras, starrte mit stumpfem Blick ins dunkle Kleinkirchen hinunter und lauschte dem Zirpen der Grillen.
    Was für ein üppiges Leben direkt vor seiner Nase!
    Und er?
    Er war ein Fremdkörper, eine erbärmliche Hülle, die inmitten dieser Wiese das Freudenfest störte und nichts zu suchen hatte!
    Es wäre darum nur konsequent, wenn er sich jetzt auflöste, auf diesem Hügel zerbröselte und sich überall auf dem Boden verteilte.
    Warum noch weiterleben?
    Grimmig presste er die Lippen zusammen und drückte mit

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