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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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frisches Wasser sprudelte und Abkühlung versprach.
    Mirjam war nicht darunter, er wusste, dass sie wie an anderen Tagen auch damit beschäftigt war, auf der Allmend Kühe zu hüten, die von einem Wäldchen verborgen neben Kleinkirchen lag und auf der die meisten Dorfbauern ihr Vieh weiden ließen. Ganze sechs Kühe seien es, hatte sie erzählt, darunter welche vom Nachbarn.
    Leicht unruhig bohrte er mit den Zehen im Gras und schaute dorthin, wo er sie bei ihrer Pflichterfüllung vermutete.
    Ob sie auch so an ihn dachte, wie er an sie dachte?
    Er ließ einen leisen Pfiff fahren und schüttelte den Kopf.
    Keine schwachen Gedanken jetzt, er sähe sie bestimmt bald wieder, bis dahin hatte er eine Arbeit zu erledigen!
    Er vergewisserte sich kurz, dass sich niemand zu sehr für den Hügel interessierte, dann zog er ein Messer aus dem Gürtel, begab sich einige Schritte auf die dem Dorf abgewandte Seite des Hügels zurück und begann, in regelmäßigen Abständen Löcher in den Boden zu bohren. Er achtete darauf, sie so anzulegen, dass sie mehrere Linien bildeten, schräg auf einen bestimmten Punkt im Boden zuliefen und so die Raketen wie die Speichen eines Rades abstehen lassen würden. Diese Anordnung hatte er gründlich durchdacht und bis ins letzte Detail ausgefeilt. Sie würde es den Himmelsstürmern erlauben, elegant die Lüfte zu erobern, sich einem lockeren Wurf gleich fächerartig auszubreiten und wie brennendes Gold den Nachthimmel zu erleuchten.
    Das wäre ein Fest und da würde Mirjam gucken!
    Etwas Wunderbareres hatte sie bestimmt noch nie gesehen!
    Danach musste sie sich einfach für ihn entscheiden!
    Mit einem Ohr stets wachsam, trieb er die Klinge in den Boden und bohrte ein Loch nach dem anderen.
    Die Erde war schwer und lehmig, das Messer knirschte und bot seinem Arm heftigen Widerstand. Das war kein Grund, langsamer zu graben, er mochte die Arbeit, und er wusste, dass das Ergebnis jeden Tropfen Schweiß wert war. Dieses Feuerwerk würde den Göttern gefallen, nicht nur dank der zwei-und dreikammerigen Raketen, die sich in der Luft als Verwandlungskünstlerinnen erweisen würden, sondern auch dank der ausgeklügelten Ausrichtung der Abschusslöcher. Dieses Feuerwerk wäre unübertroffen, es würde das letzte vor einem Jahr in den Schatten stellen, sein größtes bisher, bei dem ihm Ferdinand noch mit Rat und Tat beiseite gestanden war.
    Er unterbrach seine Arbeit, wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und kontrollierte die Klinge, die bei diesem Einsatz schon einige Scharten abgekriegt hatte und bald wieder einen neuen Schliff benötigen würde.
    Er legte sie vor sich hin und seufzte leicht.
    Dieses Mal würde ihm Ferdinand vermutlich nicht am Schleifstein helfen. Bereits die vergangenen Monate war er nicht wirklich für ihn da gewesen, hatte sich gar unansprechbar und dünnhäutig gezeigt. Und heute – heute hatte er sich erst recht merkwürdig benommen.
    Was war nur eben mit ihm losgewesen?
    Nachdenklich griff er wieder nach dem Messer und setzte die Arbeit fort.
    Noch nie hatte sich der Prinz so ungeduldig verhalten wie vor einer Stunde im Waldhaus, nachdem er den Brief gelesen hatte. Bleich war er geworden, kreidebleich und schmallippig. Und nichts Gescheites hatte er von sich gegeben, wie ein gereizter Stier war er herumgetrampelt und hatte in den Truhen und im Schrank alles durcheinandergeworfen. Lena hätte ihn wohl beruhigt, hätte ihn zum Reden gebracht, aber Lena war nicht im Waldhaus gewesen.
    Was nur stand in diesem Schreiben?
    Heftig rammte er das Messer in den Boden und drehte es mehrmals fest hin und her, um es sogleich wieder herauszuziehen und in einem Abstand von drei Fingerlängen dieselben Handgriffe zu wiederholen.
    Warum hatte er nicht hartnäckiger nachgefragt und ihm mehr über die geheimnisvolle Nachricht entlockt?
    Denn eines stand fest – der Brief war Zündstoff, wenn es seinetwegen Pater Clemens und Ferdinand die Sprache verschlug, musste ihn ein Engel höchstpersönlich gedichtet haben oder er berichtete von einem alchimistischen Wunder.
    Mit einer jähren Bewegung riss er ein Grasbüschel mit den Wurzeln aus und schleuderte es fort.
    «Alchimistenzauber!», knurrte er, «Alchimistenzauber, mehr nicht!»
    Er nickte und schnippte mit den Fingern.
    Das und nichts anderes war die Erklärung!
    Das Schreiben war wohl bloß wieder einmal die grandiose Ankündigung eines befreundeten Alchimisten, der das Blaue vom Himmel versprach und von der erfolgreichen Destillation des

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