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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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Seufzer wischte sie ihm einen Grashalm aus dem Gesicht und flüsterte:
    «Ich weiß nicht, Arno, unser Herr Pfarrer predigt am Sonntag anders als du. Bist du nie in der Kirche gewesen?»
    «Ich bin im Wald, an einem heiligen Ort aufgewachsen, der dem Hermes Trismegistos geweiht ist, das genügt mir, und der Herr Pfarrer erfährt nichts davon und …» – er hauchte ihr warmen Atem ins Ohr – «ich spüre es doch, du willst es auch! Vergiss den Pfarrer, genieß jetzt nur mein Geschenk, es wird dir gefallen, dann ziehen wir unsere Hemden aus. Das wünschst du doch auch, oder nicht?»
    Sie sah ihn an, klapste ihm auf die Wange und kicherte.
    «Da, du Schwätzer mit den vielen Locken, beinahe krieg’ ich Angst um dich, wegen der anderen Mädels!»
    Wie ein Kälbchen versetzte sie ihm einen Stoß und bettete ihren Kopf auf seiner Brust.
    «Wir tun es! Doch nur, wenn dein Geschenk mir gefällt!»
    Das ließ sich Arno nicht zweimal sagen.
    Er löste sich von ihrem warmen Körper, vom Duft ihres Haares und robbte zur Zündschnur. Aus seiner Gürteltasche angelte er ein Stückchen Zunder und zwei Feuersteine und begann, damit Funken zu schlagen.
    Mirjam folgte ihm, schmiegte sich sanft an ihn und fuhr ihm mit den Fingerspitzen über den Rücken.
    «Was ist das?»
    «Raketen, Pulverwerk, du wirst gleich sehen!»
    Der Zunder flammte auf, Arno klemmte ihn zwischen zwei Holzästchen und dirigierte ihn zum Luntenanfang. Kurz darauf zischelte und funkte es allüberall im Gras auf dem Hügel über Kleinkirchen.
    «Pass auf, gleich, jetzt, wir müssen ein wenig zurücktreten!»
    Er nahm sie am Arm, führte sie auf die Kuppe und starrte zur zischenden Lunte.
    «Der alte Herrmann», sagte sie plötzlich und stupste in die Seite.
    Er blickte ins Dorf hinunter und erkannte ein einsames, verlorenes Licht, das gelegentlich weit ausschwang und auf einen Säufer hindeutete, der seine Behausung suchte.
    Er atmete tief durch, wusste nicht recht, was er davon halten sollte, und wandte sich wieder dem zu, was vor seiner Nase geschah.
    Und das war ganz nach seiner Vorstellung.
    Die ersten Himmelsstürmer zündeten, aus ihrem Bauch schossen Flammen und der Hügel über Kleinkirchen erwachte zischend und speiend zum Leben.
    Mit pochenden Schläfen drückte er Mirjams Hand und verfolgte das Funkenwerk.
    Was für eine Liebesbotschaft!
    Er war verliebt, er liebte ein Mädchen, liebte das ganze Land!
    Überall, in den umliegenden Dörfern, in Dinkelshausen, Roggenbühl, Frauenstein, überall wüssten die Leute nun, dass sich zwei Menschen auf dem Hügel über Kleinkirchen liebten, dass sie sich am Glück besoffen tranken und dass sie für immer und ewig zusammengehörten.
    Das war eine Liebesbotschaft, überall würde man sie zur Kenntnis nehmen!
    Sein Herz hämmerte so sehr, dass er fürchtete, die Brust sei dafür zu schwach, und mit weit aufgesperrten Augen starrte er in die Nacht hinaus, um die hochsirrenden Himmelsstürmer zu überwachen.
    Was für ein Feuerwerk!
    Kein einziger Blindgänger!
    Und die Abfolge, völlig ungekünstelt, jede Staffel wirkte völlig natürlich, sah aus wie ein Saatwurf auf dem Acker der Nacht!
    Es stiegen die letzten Raketen in die Höhe, als er plötzlich einen heftigen, jähen Stoß in die Seite erhielt, den er nicht einzuord-nen wusste.
    Verdutzt griff er an die Stelle, an der er getroffen worden war, und versuchte in der Dunkelheit in ihrem Gesicht zu lesen, was dieser Stoß zu bedeuten hatte.
    «Du, du…! Wer bist du?»
    Sie schrie heftig, wütend.
    Sprachlos starrte er sie an.
    War das noch seine Mirjam, die sich eben an ihn geschmiegt und ihn liebkost hatte?
    «Bist du ein Höllischer? Ein Buhlteufel?»
    «Bu-Buhlteufel?», stotterte Arno. «Ich, ein Buhlteufel?»
    «Wo ist dein Pferdefuß, wo sind deine Hörner, wo deine Gesellen?»
    Arno schlug das Herz bis zum Hals.
    Er, ein Höllischer?
    Er, ein Buhlteufel?
    Er wollte auflachen, mit schallendem Gelächter den Irrsinn dieser Anschuldigung an sich abprallen lassen.
    Doch das Lachen klemmte in seinem Hals und er hatte Tränendruck in den Augen wie schon seit Jahren nicht mehr.
    «Ich...bin...», stammelte er, «nein, nein, kein Höllischer, das waren Raketen, Schwarzpulver, ich habe sie gebaut. Das hat nichts…»
    Stimmen und Schreie unterbrachen ihn, sie klangen schrill, verrieten Panik und drangen vom Dorf her zu ihnen herauf.
    Beide sagten sie kein Wort mehr und starrten benommen nach Kleinkirchen hinunter, wo Lichter angingen, Laternen aus den Häusern

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