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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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tanzten und auf den Brunnenplatz zuschwankten.
    War das ein Alptraum?
    Arno merkte, wie seine Knie weich wurden und zu zittern anfingen.
    Die Unterwelt war in Aufruhr, ihre Geschöpfe stiegen aus den Spalten der Erde, das... dieses Geschrei, dieses Gekreische, das ...
    «Ich denke, am besten sehen wir uns nie wieder. Du verkaufst mich nicht für dumm, du verführst mich nicht dazu, die falschen Sakramente zu verehren!»
    Sie tat einen Schritt zur Seite und wollte davonrennen.
    Er hielt sie zurück, packte sie.
    «Mirjam, bleib, wir verstecken uns und überlegen genau, was wir als Nächstes tun! Bleib jetzt bitte bei mir, bitte!»
    Sie stemmte sich gegen ihn, wand sich frei, schien aber auf einmal verunsichert und drehte sich wieder um.
    «Bitte, bleib!»
    Kurze Zeit standen sie sich gegenüber, sagten kein Wort.
    Er spürte, wie Tränen über die Wangen kullerten und in die Wiese tropften.
    Er schniefte und wischte sich übers Gesicht.
    «Du weinst!»
    Ihre Stimme klang nicht mehr schrill, sondern fast so weich und dunkel wie sonst.
    «Ein Höllischer weint nicht!»
    «Du vertraust mir?»
    Er sammelte all seine Kraft, zog sie fest zu sich heran und flüsterte ihr ins Ohr: «Ich liebe dich! Doch jetzt folg’ mir bitte, deine Leute, ich höre sie kommen!»
     

Kapitel 3
Pater Clemens
    Juli anno domini 1587
    Zwei Tage später
     
     
    Der Abt tätschelte sich den Bauch, sah auf den Tisch, auf dem Resten von Lammbraten, Leberpasteten und gefüllten Wachteln lagen, und fand, dass sie ganze Arbeit geleistet hatten.
    Fertig war das Festmahl!
    Wie Ambrosia war es über die Zunge gerutscht, ein bisschen zu schnell vielleicht!
    Er rückte einen leeren Teller in die Mitte der Tafel, drückte mit den Fingern kräftig nach den Krumen, die darunter zum Vorschein kamen, und beschloss, das schlechte Gewissen auf einen anderen Tag zu verschieben.
    Heute war Völlerei keine Sünde, heute war sie heilige Pflicht!
    Der alte Fürst war tot und Ferdinand der neue Herzog! Davon hatten sie Gewissheit, von Bruder Michael, heute Morgen hatte sie die ersehnte Nachricht erreicht, und das konnte gar nicht genug gefeiert werden!
    «Sie machen aus Euch einen Staatsmann, diese Kleider», sagte er zu Ferdinand, der sich zum ersten Mal seit Jahren in seinen stofflichen Hüllen wohl zu fühlen schien.
    «Die spanische Hoftracht sitzt Euch immer noch, sie kleidet Euch viel besser als die Kutte!»
    «Wohl nicht mehr der letzte Schrei, ich muss…»
    Er kam nicht dazu, seinen Satz fertig zu sprechen, Bruder Detlef trat ein, um mit einem Gesicht, als watete er im Sündenpfuhl von Sodom und Gomorrha, den Tisch zu räumen und die kläglichen Überreste des üppigen Mahls hinauszutragen.
    Für kurze Zeit spielte der Abt mit dem Gedanken, eine bissige Bemerkung fallen zu lassen, doch dann begnügte er sich damit, Bruder Detlef einen selbstzufriedenen Blick nachzuwerfen.
    Warum sich jetzt aufregen?
    Morgen schon würde er seine Demission ankündigen. Und schon bald würde er mit Ferdinand nach Haldenburg aufbrechen und dort eine neue Heimat finden. Damit wäre er dieses Schleimmaul und mit ihm alle seine Brüder los und müsste ihnen nicht mehr zuhören, wenn sie von Nächsten-und Gottesliebe predigten, von Dingen, die aus den Kehlen von giftigen, galligen Lebensverächtern nur schal und hohl klingen konnten!
    «Auf Euch, Herzog Ferdinand!»
    Er schwenkte den Becher Ferdinand zu und hob ihn in die Höhe.
    «Auf Haldenburg, auf die Zukunft Eures Landes! Jetzt ist es so weit, endlich, jetzt kann ich getrost vor die Pforten des Herrn treten.»
    «Nicht so eilig, ich habe Euch nötiger denn je.»
    Ferdinand prostete ihm vornehm zu und genehmigte sich
    einen Schluck.
    Nicht zum ersten Mal in diesen Tagen fiel dem Abt auf, dass der Prinz ein anderer geworden war. Da saß nicht mehr der ungebärdige Wildfang, der er einmal gewesen war, er trank und bewegte sich bereits wie ein Herzog, auch war er zurückhaltender geworden, vor allem seit der Nachricht vom Ableben seines Vaters, sie hatte ihn schweigsam gemacht, schweigsamer, als er in den letzten Jahren ohnehin gewesen war.
    «Seid Ihr traurig wegen Eures Vaters?»
    «Nein, wie sollte ich», winkte Ferdinand ab, «die Rückkehr belastet mich. Das mag Euch verwundern, ich weiß, ich habe sie so sehr herbeigesehnt. So merkwürdig es klingt, mir ist bange vor der Zukunft, vor dem Leben im Schloss.
    «Wegen Lena?»
    Es war eine Frage, die er dem Prinzen nicht stellen durfte, aber gestellt werden musste. Irgendwann war

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