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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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der junge Herzog gezwungen, Farbe zu bekennen und seine Heiratsabsichten kundzutun, da gab es keinen Weg darum herum. Das war ein Joch, das er mit Anstand zu tragen hatte.
    «Es ist wohl der Verlust der Freiheit», wich Ferdinand aus. «Der macht mir zu schaffen, und die Einsamkeit. Regieren heißt allein, heißt ständig auf der Hut zu sein und verlangt Opferbereitschaft und Selbstaufgabe.»
    «Und Lena?»
    «Und Lena, Lena, es gibt immer einen Weg. Ich lasse das zerfallene Gemäuer beim Bach herrichten, die klapprige Mühle, in der wir Verstecken gespielt haben.»
    Leicht irritiert sah der Abt auf den Weinkrug, denn unerwartet fiel der Name des heruntergekommenen Gemäuers, in dem er vor langer Zeit zu nicht ganz gottgefälliger Selbsthilfe gegriffen hatte.
    «Verstecken spielen – dieses dumme Versteckspiel, habe ich Euch erzählt, dass ich mir deswegen fast eine Anklage durch den Hofrat eingehandelt habe?»
    «Eine Anklage, Ihr?»
    Mit dem Becher tippte Ferdinand auf den Tisch und runzelte die Stirn.
    «Ein Spitzel», begann der Abt, halb schuldbewusst, halb schadenfreudig, «von Geheimrat Kerntner gedungen, schlich uns nach. Und, Gott möge mir verzeihen, ich habe ihn überrascht, mit einem harten Knüppel. Von da an war der Spitzel blöde, babbelte nur noch wüste, wirre Laute und schaute mit verdrehten Augen in die Welt.»
    «Der Fall Meringer? Ihr wart das?!»
    Sein Gesicht erhellte sich, und er lachte laut auf.
    «Ihr habt mich damals mit der Geschichte von einem guten Geist getröstet, der einem bösen Mann mit bösen Absichten ins Handwerk gepfuscht hatte – und ich dachte immer, Ihr seid ein gottgefälliger, liebevoller Hirte.»
    «Ich habe eine einzige, unverzeihliche Schwäche: den Jähzorn. Sonst, glaubt mir, tue ich keiner Fliege etwas zuleide.»
    «Gut, das zu hören! Ich danke Euch für dieses Geständnis. Denn jetzt kann ich Euch mit ruhigem Gewissen die wichtigste Aufgabe am Hof anvertrauen. Ihr kümmert Euch um Lena und Arno, um ihre Bewachung, wenn nötig mit einem harten Knüppel.»
    «Und gebe Euch Schutz, nachts, nach harten Regierungsgeschäften.»
    Einmal mehr ärgerte sich der Abt über sein loses Maulwerk, das oft schneller plapperte, als er denken konnte, und das zum Wiederkauen gewisser Themen neigte.
    «Ich heirate Lena!», knurrte Ferdinand, bar jeglicher ministerialer Würde und wieder ganz der alte Trotzkopf. «Nur sie werde ich heiraten.»
    Der Abt wiegte seinen Oberkörper vor und zurück und verbot sich, weiter in dieser Angelegenheit herumzustochern.
    Wenigstens heute würde er sich mäßigen, zu festlich war der Tag, zu berauschend der bevorstehende Aufbruch, und kein Streit sollte diese Stimmung versauen!
    «Was glaubt Ihr, werden sich die angeschriebenen Hofräte melden?»
    Unscheinbar zuckte der Abt mit den Schultern und wünschte sich, er könnte darauf mit Gewissheit antworten. Selbst hatte er sich diese Frage in den schlaflosen Stunden der letzten Nächte gestellt. Von den Briefen hing viel ab, sie würden Auskunft über das Geflüster und die Allianzen im Hofrat geben, darüber, ob sie mit dem Einzug leichtes Spiel hätten oder ob er zum Spießrutenlauf würde.
    «In den nächsten Tagen, vielleicht schon morgen erreichen uns ihre Schreiben!»
    Er faltete die Hände auf dem Tisch und bemühte sich, mit ruhiger Bruststimme seine Zweifel zu verdecken.
    «Dr. Hilsinger, Dr. Wüsthaupt und Richard Sennhofer sind zuverlässig, ich kenne sie, ganz bestimmt antworten sie bald.»
    «Und wie reisen wir?»
    «Mit einer Kutsche! Ist Euch die Kutsche noch nie aufgefallen, im Anbau neben den Stallungen? Es ist eine prächtige, pompöse Kutsche, von meinem Vorgänger. Nie habe ich Pferde vorspannen lassen.»
    Mit der Hand deutete er eine abschätzige Bewegung an und schenkte sich den Weinbecher voll.
    «Das öffentliche Trara wäre mir zuwider gewesen. Aber jetzt, für den Einzug in Haldenburg, brauchen wir ein Vehikel, das Staat macht. Bruder Max ist eifrig daran, die Kutsche fahrtauglich herzurichten.»
    «Eine Kutsche, das überzeugt mich, übermorgen fahren wir, auch wenn wir die Antworten nicht kriegen. Ich hole jetzt Lena und Arno. Wir übernachten hier. Das Theater hat ein Ende, Lena kann sich im Kloster zeigen, und Arno und ich werfen diese verlausten Einsiedlerkluften...»
    Heftiges Gepolter unterbrach ihn mitten im Satz. Es kam von der Haustür, irgendein Störenfried schien überschüssige Kraft zu haben und schmetterte in Folgen von sechs Schlägen den Klopfer gegen den

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