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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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Euch, Hochwürden, sagt dem Hexenkommissar, Ihr wüsstet von nichts. Er hat den Ruf, ein gestrenger, scharfer Richter zu sein .
    Der Abt schloss die Augen.
    Sollte er schreien? Sinnlos laut schreien?
    Kraftlos ließ er den Brief auf den Tisch sinken und blickte zum Fenster.
    Die Hexenjagd, Lenas Ergreifung, das stand außer Frage, war ein übler Vorwand, ein niederträchtiges, meuchlerisches Täuschungsmanöver. Und niemand witterte Rudolfs wahre Absicht, wohl nicht einmal der Hexenkommissar. Der erledigte, was ihm aufgetragen worden war. Ferdinand sollte beseitigt werden, darauf lief es hinaus.
    Der Abt biss die Zähne zusammen, stemmte sich aus dem Stuhl und stolperte aus der Stube.
    Bruder Max, jetzt musste er mit jemandem reden, eine vernünftige Stimme wollte er hören, jetzt brauchte er Rat und Trost eines Menschen, der kühlen Kopf behielt und mit beiden Beinen auf dem Boden stand.
     

Kapitel 4
Arno
    Juli anno domini 1587
    Am Abend zuvor
     
     
    Reglos wie eine Bildsäule saß Arno auf der Kuppe, unweit von der Stelle, wo er seine Liebeserklärung gezündet hatte, und sah ins Dorf hinunter, das wie ausgestorben in der nächtlichen Stille vor ihm lag und aus dem Mirjam schon längst zu ihm hätte hochsteigen sollen.
    Hatte sie ihn eigentlich zum Abschied geküsst?
    Er erinnerte sich nicht mehr daran, er wusste nur, dass sie sich gestritten hatten.
    Sie hatte darauf beharrt, ihren Eltern das Feuerwerk zu erklären, ihnen beizubringen, dass es nichts Böses und von Menschenhand geschaffen worden sei.
    Er hatte ihr davon abgeraten, hatte sich den Mund fusselig geredet und sie schließlich doch gehen lassen. Und das war ein Fehler gewesen, ein unverzeihlich dummer Fehler!
    Er reckte sich ein bisschen, ohne den Hosenboden zu bewegen, und blickte in die Richtung, wo das Waldhaus lag.
    Hätte er Ferdinand und Lena ins Vertrauen ziehen sollen?
    Er atmete tief durch, stieß einen Seufzer aus und klopfte dreimal heftig mit der flachen Hand auf die Seitentasche an seinem Gürtel.
    Es war richtig, ihnen nichts zu sagen!
    Er musste für seine Taten selbst geradestehen, und die beiden hätten ohnehin keine Zeit gehabt. Sie waren mit Aufräumen und Packen beschäftigt gewesen. Nach Haldenburg wollten sie aufbrechen, zusammen mit Pater Clemens und dem halben Labor, Ferdinand sollte Herzog werden, und dies ausgerechnet schon in den nächsten Tagen.
    Unruhig sah er in die Dunkelheit, starrte ins Dorf, auf die Strohdächer, diese stumpfen Giebel, hinunter und versuchte sich vorzustellen, wie Mirjam in diesen Aufbruchsplan hineinpasste.
    Ob sie überhaupt mitkommen durfte?
    Da waren diese Bauern, diese einfältigen Menschen, mit denen vermutlich nicht gut Kirschen essen war und die sich wohl jedem vernünftigen Argument verschlossen. Das zumindest legte ihre nächtliche Aufregung nahe, ihre kopflose Art, wie sie aus ihren Löchern geschossen waren, herumgefuchtelt und herumgeschrien hatten.
    Wie nur konnte man ein Feuerwerk so missverstehen?
    Er betrachtete seine Hände, die leicht zitterten, zerknüllte eine Kartusche, ein Überbleibsel des nächtlichen Feuerrausches, und verwünschte seinen Einfall, auf diesem Hügel Raketen abzufeuern. Er hatte Mirjam unnötiger Gefahr ausgesetzt, er hatte alle unnötiger Gefahr ausgesetzt, das Tohuwabohu gestern Nacht hatte das deutlich gezeigt.
    Was, wenn die Eltern, die Leute im Dorf, ihren guten Willen nicht erkannten und ihr keinen Glauben schenkten?
    Beide Hände fest auf den Boden gestemmt, kämpfte er gegen den Amboss, der sich auf seiner Brust eingenistet hatte und verfluchte den Umstand, dass man das Rad der Zeit nicht zurückdrehen konnte.
    Er hatte unklug gehandelt!
    Er hatte etwas ins Rollen gebracht, etwas, das nicht mehr aufzuhalten war!
    Diese Dorf-und Hügelbauern hatten seine Botschaft nicht verstanden, Aberglaube bestimmte ihr Denken und machte sie unberechenbar, daher war ihnen alles zuzutrauen, zu jeder Verrücktheit im Namen Gottes waren die fähig.
    Er griff sich an den Hemdkragen, riss ihn auf und entschied, nicht länger zu warten.
    Er würde Mirjam sehen, diese Nacht noch, ungeachtet der Gefahren, die in Kleinkirchen lauerten, ihr helfen war das Mindeste, was er für sie tun konnte.
    Die Hand leicht fahrig, tastete er an seinen Gürtel, an dem neben der Tasche eine Feuerkugel und ein Messer befestigt waren, und beschloss, trotz der mageren Bewaffnung ins gegnerische Gebiet vorzudringen. Sein Vorteil wäre die Schnelligkeit, sie sei oft die beste Waffe, hatte

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