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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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Verletzungen, keine geschundenen Handgelenke, und Mirjam wäre das unbeschwerte Mädchen, das sie vor Tagen noch gewesen war.
    «Tut es sehr weh?»
    «Wird schon wieder, hab’ schon Schlimmeres überlebt.»
    Sie redete schnell, leise, mit kalter Stimme, beinahe unverständlich.
    «Wir müssen weiter. Lena wird dich pflegen. Wir ziehen fort von hier, zu Ferdinand nach Haldenburg. Keiner wird dich Hexe nennen dürfen, und keiner wird es wagen, dich anzurühren. Schon gar kein mieser Pfaffe. Und der Hexenkommissar wird zur Mücke, wenn er einem Herzog gegenübersteht!»
    Mit leeren Augen blickte sie ihn eine Weile an und schwieg.
    «Ich will sie kennen lernen», sagte sie schließlich und griff nach seiner Hand, «führ’ mich zu deinen Leuten und stell’ mich deinem Herzog vor!»
     
    **
     
    Steil stieg die Sonne über die Wipfel, als Arno mit Mirjam durch vertrautes Waldgebiet ging und auf die Lichtung zuschritt. Ein frischer, kalter Nordwind hatte die Schwüle und das drohende Gewitter der Nacht vertrieben und ließ ihn frösteln. Seine Beine waren schwer und schwach, und jeder Schritt erwies sich als Kampf gegen die Müdigkeit, die sich bleiern in den Gliedern eingenistet hatte.
    «Hier findet man uns nicht so schnell!», murmelte er und blieb stehen.
    Er wagte es nicht, Mirjam anzuschauen, mochte nicht die blutigen Verbände betrachten, die er ihr um die Gelenke gelegt hatte und die ihn unentwegt daran erinnerten, was für Geister er mit seinen Raketen geweckt und was er ihr eingebrockt hatte.
    Er holte tief Luft und sah zur Lichtung.
    Hier war er heimisch geworden, hier lag die Spielwiese seiner Kindheit und hier würde er in Kürze Lena und Ferdinand als Brandstifter von Kleinkirchen in die Augen blicken.
    Er wusste nicht, was er denken sollte, er wusste nur, dass er nicht mehr hierhergehörte und fort von hier musste, weit fort, zusammen mit Mirjam.
    Ob es vielleicht das Gescheiteste wäre, sich mit ihr direkt aus dem Staub zu machen?
    Geräusche aus dem Waldhaus ließen ihn aufhorchen.
    Er sah, wie sich die Klinke bewegte und sich die Türe öffnete.
    Lena trat heraus. Ihnen den Rücken zugewandt, zerrte sie einen Sack über die Schwelle und schleifte ihn zum Tisch, wo bereits allerlei Gepäck bereitstand.
    Mit einem Mal war es Arno heiß, und das Blut schoss ihm in den Kopf.
    Sie würde ihn durchschauen, würde sofort in seinem Gesicht lesen, dass etwas nicht stimmte, dass er etwas verbrochen hatte.
    Seine Höhle…dorthin mussten sie, irgendwie würden sie sich durchschlagen, etwas zum Essen oder zum Anziehen fänden sie immer, wenn nötig mit Diebstählen oder als Hilfskräfte auf einem Bauernhof!
    Kalt strich ihm der Wind über die aufgesprungenen Lippen, und verloren starrte er zu Lena.
    «Kennst du die Frau?»
    Mirjams Frage war bloß geflüstert, klang aber in seinen Ohren wie eine Mahnung. Und plötzlich war ihm klar, was er tun musste.
    «Ja, ich kenne sie!», sagte er leise, aber bestimmt.
    Er nahm Mirjam bei der Hand, und gemeinsam legten sie das kurze Wegstück zurück. Kräftig blies dabei der Wind, so kräftig, dass sie Lena, die gerade den Lederriemen einer schweren Reisetruhe festzurrte, nicht bemerkte, auch nicht, als sie bis auf wenige Schritte an sie herangetreten waren.
    «Lena, das ist Mirjam. Wir lieben uns. Sie kommt mit uns.»
    Das war alles, was ihm in den Sinn kam, und er wusste, dass er so nicht beginnen konnte. Hastig suchte er nach einem besseren Anfang und wog Formulierungen gegeneinander ab.
    Er musste erklären, warum Miriams Gelenke blutig waren, warum sein Hemd in Fetzen an ihm herunterhing und er…
    Da drehte sich Lena um und schaute sie erschrocken an.
    Arno zuckte zusammen und hatte den Eindruck, dass schwingende Tannenäste nach ihm schlagen und ihn keifende Kobolde aus dem rauschenden Gras angreifen würden.
    Und plötzlich war er empfindlich, empfindlich wie vor einem Sprung ins Nichts.
    «Du…woher…», Lena runzelte die Stirn und blickte Mirjam an. «Ums Himmels willen, Arno, wie siehst du aus, was ist geschehen? Und du ... du bist in Begleitung?»
    Arno schluckte, würgte nach Worten und bemerkte, wie Lenas Blick auf Mirjams Handgelenke fiel.
    «Du bist ja verletzt, zeig her!»
    Sie trat auf Mirjam zu, die zögerlich ihre Hände hinhielt.
    «Das ist Mirjam, man klagt sie der Hexerei an!», schoss es mit einem Mal aus ihm heraus, «in Kleinkirchen, sie haben sie eingesperrt. Ein Hexenkommissar ist unterwegs!»
    «Nachher, erzähl nachher», sagte Lena rasch,

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