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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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Gerät hing: ein alter, ungeladener Schiessknüppel mit Luntenschloss und ein abgewetzter, schartiger Übungssäbel.
    «Ich schaue nach!»
    Er sagte es, schoss auf und packte den Säbel.
    Er würde kämpfen!
    Ein alter Säbel war besser als nichts.
    Und gegen Bauern, die mit Gabeln herumfuchtelten, war man mit dieser Waffe allemal gut gerüstet!
    Hüten sollte es sich, dieses Pack!
    «Arno, bleib’ hier drinnen!»
    Er achtete nicht auf Lena, riss die Türe auf und trat hinaus.
    «Mit dem Bauerngesindel werde ich…!»
    Der Anblick, der sich ihm bot, war ebenso irritierend wie ernüchternd.
    Was da anrückte, waren keine Bauern, sondern Soldaten, wohl über zwanzig Mann an der Zahl und bis an die Zähne bewaffnet. Sie trugen Spieße oder Musketen, marschierten in zwei Kolonnen und waren gerade daran, in einem Halbkreis das Waldhaus zu umzingeln und Stellung zu beziehen.
    Arno spürte, wie ihm der kalte Schweiß aus den Poren brach.
    Reglos beobachtete er die Anführer, die hoch zu Ross bei den majestätischen Tannen ihre Mannen überwachten und Anweisungen gaben. Es waren fremde Herren, aufrecht, mit steifen Rücken saßen sie in den Sätteln, der eine war in einen teuren schwarzen Samtanzug gekleidet und der andere protzte mit einer reichen Rüstung und einer weiten Pluderhose.
    Auf einmal war sich Arno sicher.
    Der Mann im Anzug war der Hexenkommissar, von dem Mirjam berichtet hatte.
    Die dünnen Lippen, das konturlose Gesicht, die selbstgefällige Art, mit leichten Kopfbewegungen die Soldaten herumzudirigieren – das alles passte ins Bild eines Mannes, der Menschen jagte, Verhöre führte und Geschundene auf Scheiterhaufen verbrennen ließ!
    Arno merkte, wie eisige Schauer den Rücken hinunterzuckten, und benommen starrte er zum Gegner hin.
    Was nur hatte er falsch gemacht?
    Er hatte damit gerechnet, dass man ihnen folgen würde, dass die Kleinkirchner nicht so schnell aufgäben, nicht nachdem er ihr Dorf in Brand gesteckt hatte, dass sie ihm aber eine halbe Armee hinterherschickten und das so schnell, hatte er nicht erwartet, das zeugte von beachtlichen Fährtenlesekünsten, ausgesprochenem Organisationsgeschick und damit von besonderer Gefährlichkeit!
    Er klammerte sich an das Schwert und bemühte sich, grimmig dreinzublicken und seine schlotternden Knie zu verbergen.
    «Wohnt hier die Heilerin?»
    Es war der Mann im Anzug, der ihm mit dünner näselnder Stimme zurief.
    Arnos Schädel dröhnte.
    Er spürte die durchwachten Nächte, merkte, dass er seine Gedanken nicht mehr auf die Reihe brachte.
    Heilerin?
    Warum nicht Mirjam?
    Ihretwegen, seinetwegen waren die doch hier.
    Ratlos starrte er zu den Männern, die vor ihm auf den Sätteln thronten, und versuchte sich zu sammeln. Das schien den vornehmen Fragesteller mehr zu reizen als ein freches Wort und giftig schrie er ihm zu: «Kleiner Wichtsack, reiß’ das Maul auf! Wohnt hier die Heilerin?»
    Der Ton gefiel Arno nicht, er schüttelte leicht den Kopf und schwieg.
    Der Vornehme blickte ihn kurze Zeit lauernd an, dann winkte er einen Soldaten herbei und ließ sich eine sonderbare Stange mit einem Ring an ihrem Ende reichen.
    Arno sah zu dieser Stange, fasste die Metallspitzen auf der Innenseite des Rings ins Auge und bemühte sich vorzustellen, wie dieses Gerät funktionierte und wie man sich am besten dagegen wehren konnte.
    «Ich mach’ dir Beine, du Kröte!»
    Langsam ritt der dünnlippige Fremde auf ihn zu. Näher und näher kamen die Stange und der Ring, Musketenläufe schnellten in die Höhe und unüberhörbar klackte ein Gewehrschloss nach dem anderen.
    Arno stand still, rührte sich nicht vom Fleck.
    Sein Herz raste, hämmerte panisch gegen seine Brust, und in seinem Kopf jagten sich die Gedanken.
    Beten? Kämpfen? Aufgeben und hoffen, dass Ferdinand alles richten und zurechtbiegen würde?
    Er starrte zu den Musketen, zu den Spießen und fühlte den kalten Schweiß am Griff des Säbels. Das waren keine Bauern wie gestern, das waren Krieger, gefährliche, mit allen Wassern gewaschene Waffenknechte. Die ließen sich nicht durch ein paar Fechtschritte reinlegen, die wussten, wie man ein Schwert führte!
    Als die Stange nur noch wenige Schritte von seinem Kopf entfernt war, begriff er.
    Mit diesem Gerät fing man Menschen. An der Stirnseite des Ringes ließen sich dank Federn zwei Teile nach innen drücken, aber nicht nach außen. War sein Hals erst in diesem Ring, so wäre er erledigt, wegen der mörderischen Stachel, beim geringsten Widerstand würden

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