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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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«zuerst kümmere ich mich um die Verletzungen, denn das sieht nicht schön aus und muss sofort behandelt werden! Mit dem Wundbrand ist nicht zu spaßen!»
    Arno deutete ein Nicken an und stellte fest, dass das Pochen in seinem Schädel schwächer wurde und er wieder klarer denken konnte.
    Er atmete tief durch und dankte im Stillen dem Allmächtigen.
    Die erste Hürde war genommen!
    Der Schreck würde ein Ende haben, und er würde aufwachen aus diesem Alptraum, damit durfte er jetzt rechnen!
    Behutsam griff er nach Mirjams Hand, und gemeinsam betraten sie das Waldhaus, das wegen der herumstehenden Holzkisten und des halb verpackten Laborgeräts wenn nicht ungastlich, so doch nicht besonders einladend wirkte.
    «Kommt zum Tisch!» Und zu Mirjam: «Ich nehme an, Arno hat dir gesagt, warum hier das Durcheinander herrscht.»
    Mirjam sah sie genau an und rang sich zu einem Ja-hat-er durch.
    Arno rückte Stühle vor den Tisch und wies mit einer Kopfbewegung darauf.
    «Hier, Lena kümmert sich gleich um dich!»
    Er ließ sie Platz nehmen, setzte sich ihr gegenüber hin und legte seine Hand auf ihren linken Unterarm.
    Lena schien zu spüren, dass jetzt nicht die Stunde für lange Gespräche war, und ohne mit weiteren Fragen auf sie einzudringen, machte sie sich daran, das zu tun, wofür sie die Menschen der Umgegend verehrten. Sie packte Salbentöpfe aus, schnitt ein Stofftuch zurecht und begann, die Wunden zu verarzten.
    Mirjam ließ es geschehen, gab keinen Mucks von sich und beobachtete aufmerksam, wie ihre Gelenke behandelt und frisch verbunden wurden.
    «So, nun alles der Reihe nach», sagte Lena, als sie fertig war und die Töpfe wieder zurückgestellt hatte – eine Aufforderung, die Arno nicht zweimal hören musste.
    Er fing an zu erzählen, vom Feuerwerk, von seiner guten Absicht, von Mirjams Festnahme und vom Hexenkommissar, der auf dem Weg nach Kleinkirchen war. Das Einzige, worüber er zu schweigen beschloss, war die Feuersbrunst. Über alles andere aber redete er, mal knapp, mal hastig, mal ausführlich, ununterbrochen redete er, bis seine Kehle trocken war und das Wichtigste gesprochen war, nämlich, dass Mirjam fortan zu ihm gehörte und ihn nach Haldenburg begleiten musste.
    Eine Weile herrschte nach dieser Eröffnung angespanntes Schweigen. Prüfend blickte ihm Lena ins Gesicht und stellte Dutzende von Fragen, ohne ein Wort zu sagen.
    «Ich will nur Mirjam», flüsterte er, «Mirjam gehört zu mir, sie muss mitkommen!»
    Lenas Gesicht blieb ernst und nachdenklich. Sie schaute Mirjam an und fragte: «Möchtest du das?»
    Mirjam presste die Lippen zusammen, sah Lena in die Augen und wandte sich Arno zu.
    Kurze Zeit wurde der raue Nordwind draußen zum alles übertönenden Geräusch.
    Arno wagte nicht zu blinzeln und fürchtete den Faden reißen zu hören, an dem sein Schicksal hing.
    Da drehte sie sich wieder um und antwortete Lena mit einem kurzen Nicken.
    «Ich werde schauen, was ich für euch tun kann. Ich rede mit Ferdinand. Eines ist gewiss, solange man dich der Hexerei anklagt, darfst du nicht zurück und musst auf dieser Erde einen Flecken finden, wo du vor Willkür und Verfolgung sicher bist.»
    Arno schoss auf, umarmte Lena und drückte sie an sich.
    «Danke, Lena! Danke!»
    Nach einem Kuss auf die Wange ließ er sie wieder los, trat zu Mirjam hin und bückte sich.
    «Und, was hab’ ich dir versprochen?», fragte er leise.
    Unscheinbar bewegten sich ihre Mundecken, und forschend schien sie in seinen Augen zu lesen.
    «Wir werden neu anfangen», raunte er ihr ins Ohr, «immer zusammen sein!»
    Sie schien etwas sagen zu wollen, runzelte aber nur die Stirn und blickte, als hätte jemand an die Läden geklopft, verängstigt zum Fenster.
    «Da draußen, hörst du es nicht?»
    Leicht verunsichert folgte er ihrem Blick und horchte.
    «Was meinst du? Ich höre nichts!»
    Sie gab ihm keine Antwort, stattdessen sah sie zu Boden, umfasste die behandelten Gelenke und drückte sie, zweimal tief durchatmend, gegen die Brust.
    «Du täuschst….!»
    «Seid still!», unterbrach ihn Lena.
    Nun hörte er es auch, immer deutlicher, es waren Schritte, Schritte vieler, das Getrampel einer Horde. Als wollte sie aufschreien, sperrte Mirjam die Augen auf und griff nach seinem Arm.
    «Meine Leute! Sie kommen mich holen!»
    Arno hielt ihre frisch verbundenen Hände, die zitterten, als wäre ein Himmelskörper in ihre Mitte gefallen, und sah zur Waffenwand, die seit Tagen fast leer war und an der nur noch selten genutztes

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